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Politik

U-Boot-Streit: Treffen in London abgesagt

20. September 2021

Der Konflikt um den geplatzten U-Boot-Deal spitzt sich weiter zu: Nun sagte Frankreichs Verteidigungsministerin ein Treffen mit ihrem britischen Kollegen ab. Auch China und Nordkorea mischen sich ein.

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Portrait der französischen Verteidigungsministerin Florence Parly.
Bild: picture-alliance/Keystone/P. Schneider

Eigentlich sollte sich die französische Verteidigungsministerin Florence Parly (Artikelbild) in dieser Woche mit ihrem britischen Kollegen Ben Wallace und ranghohen Militärs in London treffen. Nun hat Paris die Beratungen auf einen späteren Termin verschoben, wie die BBC und die Zeitung "Guardian" berichteten. Zuvor hatte die französische Regierung ihre Botschafter aus Washington und Canberra zurückgerufen.

Der britische Verteidigungsminister Ben Wallace beim Telefonieren mit seinem Handy.
Der britische Verteidigungsminister Ben WallaceBild: picture-alliance/dpa/T. Nicholson

"Ein schwerer Vertrauensbruch"

Hintergrund ist der anhaltende Streit um den geplatzten Verkauf französischer U-Boote im Wert von 56 Milliarden Euro an Australien. Die Gründung eines neuen Sicherheitsbündnisses für den Indopazifik zwischen den USA, Großbritannien und Australien veranlasste die australische Regierung dazu, stattdessen US-Atom-U-Boote anzuschaffen.

Frankreichs Außenminister Jean-Yves Le Drian sagte, der Fall belaste die Zukunft der NATO und wirke sich auf die Festlegung des neuen strategischen Konzepts des Bündnisses aus. Zudem warf er den NATO-Verbündeten USA und Großbritannien "Lüge, Doppelzüngigkeit, einen schweren Vertrauensbruch und Geringschätzung" vor. In den kommenden Tagen ist ein Krisengespräch zwischen US-Präsident Joe Biden und dem französischen Staatschef Emmanuel Macron geplant.

Der ehemalige australische Premierminister Malcolm Turnbull ((Zweiter von rechts) steht zusammen mit dem französischen Außenminister Jean-Yves Le Drian (Zweiter von links) vor einem Modell-U-Boot.
Der ehemalige australische Premierminister Malcolm Turnbull (Zweiter von rechts) und der französische Außenminister Jean-Yves Le Drian (Zweiter von links) bei einem Treffen zum U-Boot-Deal in 2016Bild: picture-alliance/AP Photo/D. Mariuz

"Die Liebe zu Frankreich ist unauslöschbar"

Der britische Premierminister Boris Johnson versuchte derweil Frankreich zu beruhigen. Auf dem Flug zur UN-Generalversammlung in New York sagte er, das neue Militärbündnis seines Landes mit Australien und den USA im Indopazifik "ist nichts, worüber sich irgendjemand Sorgen machen müsste, insbesondere nicht unsere französischen Freunde". Großbritanniens "Liebe zu Frankreich ist unauslöschbar".

Der australische Premierminister Scott Morrison betonte indessen, er bereue es nicht, den Deal mit Paris aufgekündigt zu haben. "Es ist verständlich, dass in diesem Fall die andere Partei, die an diesem Vertrag beteiligt war, gekränkt und enttäuscht ist. Das verstehe ich", sagte er. Jedoch gingen die australischen Interessen vor. Er habe "tiefe und ernsthafte Bedenken" gehabt, dass die französischen U-Boote nicht ausgereicht hätten, "um unsere souveränen Interessen zu schützen", sagte Morrison.

Amerikanisches Atom-U-Boot guckt aus dem Wasser vor der Küste
Amerikanisches Atom-U-BootBild: picture-alliance/dpa

Kritik aus China und Nordkorea

Nicht nur in Frankreich hast das neue Militärbündnis für den Indopazifik Verärgerung provoziert. Auch China kritisierte das neue Bündnis und bezeichnete es als "extrem unverantwortlich". Dadurch würden der regionale Frieden und die Stabilität untergraben, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Peking.

Nordkorea warnte in diesem Zusammenhang vor einem atomaren Wettrüsten. "Dies sind äußerst unerwünschte und gefährliche Handlungen, die das strategische Gleichgewicht in der asiatisch-pazifischen Region stören und ein nukleares Wettrüsten auslösen werden", zitierte die staatliche Nachrichtenagentur KCNA einen Vertreter des Außenministeriums in Pjöngjang.

ies/sti/ww (dpa/afp/Spiegel)