TV5 Monde-Webseite erneut gestört
10. April 2015In der Nacht und am Morgen war das Online-Angebot des Senders nicht erreichbar. Bei Aufruf der Seite wurde eine Fehlermeldung angezeigt. Gestern Nachmittag hatten Internetnutzer das Angebot zwischenzeitlich wieder aufrufen können.
Durch eine Cyber-Attacke war TV5 Monde in der Nacht zu Donnerstag stundenlang lahmgelegt worden. Der französischsprachige Sender, betrieben von öffentlich-rechtlichen Anstalten aus Frankreich, Belgien, Kanada und der Schweiz, zeigte in der Nacht auf Donnerstag stundenlang Schwarzbild, später Sendungen aus dem Archiv. Auf der Website sowie den Facebook- und Twitter-Seiten des Senders erschien islamistische Propaganda. Dabei handelte es sich um Drohungen der Dschihadisten-Gruppe "Islamischer Staat" gegen Frankreich. Zudem wurde auf der Facebook-Seite von TV5 Monde Dokumente veröffentlicht, bei denen es sich um die Ausweise und Lebensläufe von Familienmitgliedern von französischen Militärangehörigen handeln soll, die an Einsätzen gegen den IS beteiligt sind.
Laut Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve deutet vieles auf einen "Terrorakt" hin. Eine Gruppe namens "Cyber-Kalifat" bekannte sich zu dem Angriff. Ob tatsächlich der Islamische Staat dahinter steckt, ist noch unklar. Senderchef Yves Bigot erklärte, der Angriff sei "extrem gezielt und mächtig" gewesen.
Januar 2015: Cyber-Kalifat hackt US-Militär
Im Januar hatten Cyber-Aktivisten bereits einen Account des US-Militärs gehackt. Auf dem Twitter-Account des U.S. Central Command (Centcom), des zuständigen Regionalkommandos der US-Streitkräfte für den Nahen Osten, Ost-Afrika und Zentral-Asien, erschienen mehrere Kurzbotschaften der mutmaßlichen Cyber-Dschihadisten. In mehreren Kurzbotschaften riefen die Hacker im Namen Gottes zur "Fortsetzung des Cyber-Dschihads durch das Cyber-Kalifat" aus.
Zudem veröffentlichte das Cyber-Kalifat dort unter der Überschrift "Amerikanische Soldaten, seht euch vor!" vermeintlich vertrauliche Dokumente der Armee, darunter eine Namensliste von Generälen mit ihren Anschriften. Zudem kaperten die Hacker das Konto von Centcom bei der Online-Videoplattform YouTube und lud dort ein Propagandavideo des IS hoch. Das US-Verteidigungsministerium sperrte die entsprechenden Accounts. Laut Pentagon handelte es sich bei den veröffentlichten Daten nicht um sensibles Material.
Sorge von Nachahmern in Deutschland
In Deutschland könnte der Hackerangriff nach Einschätzung des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zu Nachahmungseffekten führen. "Viele andere sehen, was möglich ist, was vielleicht auch mit einfachen Mitteln möglich ist, und versuchen, das nachzuahmen", sagte BSI-Präsident Andreas Könen im ARD-Morgenmagazin. Die Medien seien Teil der kritischen Informationsstruktur, die es zu besser zu schützen gelte, so Könen.
sp/as (dpa, afp)