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Turbulenzen an Chinas Börsen

7. Juli 2015

Obwohl die Regierung in Peking entschlossen gegen den Aktiencrash kämpft, sind die Börsen in China wieder tief ins Minus gerutscht. Experten fordern ein Ende der staatlichen Eingriffe.

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Turbulenzen an Chinas Börsen - Staatliche Intervention geht ins Leere
Bild: Reuters/K. Kyung-Hoon

Die schweren Turbulenzen an Chinas Börsen lassen nicht nach. Experten warnen kurzfristig vor weiteren Rückschlägen, die kommunistische Führung in Peking fürchtet, dass sich ein Börsencrash auf die Stabilität des Landes auswirken könnte und versucht gegenzusteuern. Um weitere Kursverluste zu verhindern, wurden am Dienstag zahlreiche Aktien vom Handel ausgenommen. In den vergangenen drei Wochen stürzten die Börsen in China um mehr als 30 Prozent ab, nach einem langen Aktienboom. Trotz der jüngsten Talfahrt steht der Leitindex der 300 wichtigsten Werte des Landes in Shanghai aber immer noch 80 Prozent höher als vor einem Jahr.

Der Shanghai Composite Index schloss am Dienstag um 1,29 Prozent tiefer bei 3727,13 Punkten. Der Shenzhen Component Index, der die Aktien vieler Technologieunternehmen enthält, verlor 5,8 Prozent auf 1137,6 Punkte. Beide Indizes hatten am Montag zur Eröffnung um mehr als sieben Prozent gewonnen, nachdem die Regierung am Wochenende in den Markt eingegriffen hatte. Doch die Wirkung der staatlichen Intervention schien am Dienstag laut Analysten bereits verpufft zu sein, obwohl auch Wertpapierhändler und Investmentfonds zu längerfristigen Aktienkäufen verpflichtet wurden.

Staatliche Interventionen

Unter anderem hatten große Wertpapierhäuser zugesagt, umgerechnet 17,5 Milliarden Euro in Aktienkäufe zu stecken, um die Börsen zu beruhigen. Zudem wurden zahlreiche Börsengänge verschoben. Zuvor hatte die Zentralbank die Zinsen gesenkt und zugesagt, Wertpapierhändlern beim Aktienkauf auf Pump massiv unter die Arme greifen zu wollen.

"Ich hoffe, dass die Regierung nicht noch weitere Maßnahmen beschließen wird. Sie hat schon viel versucht, aber die Märkte haben sich davon kaum beeindrucken lassen", sagte der Pekinger Ökonomieprofessor Hu Xingdou der Deutschen Presse Agentur. "Wir sollten lieber die Standards auf unseren Kapitalmärkten verbessern und das Vertrauen in langfristige Investitionen stärken, statt die kurzfristige Spekulation weiter zu befeuern", sagte Hu.

Beispielloser Börsenboom

Anders als im Rest der Welt, wo die Krise in Griechenland in den vergangenen Tagen die Märkte durchgeschüttelt hatte, gibt es in China ganz andere Gründe für den Absturz. In den vergangenen Monaten erlebten die Börsen einen beispiellosen Boom, den die chinesische Regierung noch befeuerte, in dem sie die Hürden für Privatanleger senkte. Viele nahmen für Wertpapierkäufe Kredite auf, was dazu führte, dass sich die Kurse seit vergangenem Sommer mehr als verdoppelt haben.

Eine Flut von Börsengängen in Shenzen und Shanghai lockten Anleger an. Doch die Risiken wurden vielfach übersehen. Beobachter warnen vor Spekulationsblasen - also vor Kursen, die von der Realität abgehoben sind. Zuletzt fühlten sich etliche an das Platzen der Tech-Blase zur Jahrtausendwende erinnert. 745 Unternehmen, und damit 26 Prozent der an Chinas Börsen gelisteten Werte, haben sich mittlerweile vom Handel aussetzen lassen, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet. So wollen sie weitere Kursverluste verhindern.

Nach dem Boom des vergangenen Jahres hatten Analysten schon länger mit einem Abschwung an den Börsen gerechnet. Die Marktkorrektur der vergangenen Wochen sollte als "Warnung" verstanden werden, schrieb die australische ANZ Bank in einem Bericht.

ul/dk (dpa)