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KonflikteUkraine

Selenskyj: Russische Drohne beschädigt Tschernobyl-Sarkophag

14. Februar 2025

Russland nimmt in der Ukraine immer wieder strategisch wichtige Ziele ins Visier. Nun meldete die Führung in Kyjiw einen Drohnenangriff auf ein besonders sensibles Objekt: das stillgelegte AKW Tschernobyl.

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Blick auf den Sarkophag um Reaktorblock 4 (Archivfoto)
Blick auf den Sarkophag um Reaktorblock 4 (Archivfoto)Bild: Patrick Ahlborn/DeFodi Images/picture alliance

Eine russische Drohne hat nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj die Schutzhülle um das vor fast 40 Jahren havarierte Atomkraftwerk Tschernobyl erheblich beschädigt. Das mit einem "hochexplosiven Sprengkopf" bestückte Fluggerät habe in der Nacht zum Freitag die Abdeckung des zerstörten Reaktors 4 getroffen, erklärte Selenskyj. Der Einschlag habe ein Feuer verursacht, das aber gelöscht werden konnte. Die Strahlenbelastung sei - Stand Freitagmorgen (Ortszeit) - nicht erhöht, berichtete der Staatschef.

"Es gibt ein Land in der Welt, das solche Objekte attackiert, das die Territorien von Atomkraftwerken besetzt und Kampfhandlungen führt, ohne überhaupt über die Konsequenzen nachzudenken - und das ist das heutige Russland", betonte Selenskyj. 

Strahlenwerte "stabil"

Die Internationale Atomenergie-Behörde (IAEA) meldete ebenfalls eine "Explosion" an dem AKW und gab an, die Strahlenwerte seien "normal und stabil". Zudem veröffentlichte sie Bilder, die vermutlich die brennende Drohne nach ihrem Absturz in die Abdeckung zeigen. Die IAEA hat seit den ersten Tagen des Ukraine-Kriegs ein eigenes Team an der Anlage stationiert. Wiederholt hatte die Behörde vor Kämpfen rund um ukrainische Atomkraftwerke gewarnt. 

Russland selbst bestritt den Drohnenangriff auf das AKW. Attacken auf die nukleare Infrastruktur kämen nicht in Frage, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. "Russische Soldaten machen so etwas nicht", meinte er.

Die Explosion eines Reaktors am 26. April 1986 im damals sowjetischen AKW Tschernobyl gilt als weltweit größte Nuklearkatastrophe. Umliegende Orte, darunter die Stadt Prypjat mit rund 50.000 Einwohnern, wurden evakuiert. Bei den Rettungs- und Bergungsarbeiten erlitten Tausende Menschen schwere Strahlenschäden.

Über einer ersten Schutzhülle wurde mit internationaler Hilfe ab 2010 ein neuer Sarkophag gebaut, der offiziell 2019 eingeweiht wurde. 2022 - kurz nach Beginn des von Kremlchef Wladimir Putin befohlenen Angriffskriegs - besetzten russische Truppen das Gelände des AKW. Sie zogen sich später jedoch wieder zurück.

wa/sti (afp, dpa, rtr)