Trockenheit: Deutschland läuft auf Grund
Es war 1975, als der Entertainer Rudi Carell das regenreiche Wetter beklagte: "Wann wird's mal wieder richtig Sommer?" Wenn Carell noch lebte, was würde er heute singen? Deutschland vertrocknet, weil es zu wenig regnet.
Gefährliche Strömungen? Von wegen!
Der Binger Mäuseturm (rechts) und eine trockengelegte Boje (links) am Rhein. Die Boje trägt die Aufschrift: "Achtung - Strudel und Gefährliche Strömungen". Damit hat sie in anderen Zeiten sicher ihre Daseinsberechtigung. Gerade im Moment aber wirkt sie etwas aus der Zeit gefallen. Ein bisschen wie dieser Mäuseturm. Nur anders.
Die braunen Steine bei Rüdesheim
Wenn man mit dem Kreuzfahrtschiff nach Rüdesheim kommt, kann man sich den dort gepflegten "Rüdesheimer Kaffee" gönnen. Dann hat man sich auf der Rhein-Tour auch die Weinberge angesehen, die ebenfalls lange keinen Regen mehr abbekommen haben. Im Sommer sind nur 54 Prozent der üblichen Niederschlagsmenge gefallen. Die Folge für den Käpt'n dieses Touristen-Kahns: "Fahrrinneneinschränkungen".
In der Mitte, bitte!
Der Rhein bei Kaub: Zwei Frachtschiffe bahnen sich langsam den Weg durch die befahrbare Rinne in der Mitte des Flusses. Für die Kapitäne hat das gravierende Folgen. Viele Schiffe haben je nach Route nur noch die Hälfte der sonst üblichen Ladung an Bord. Die Binnenschifffahrt ohne Tiefgang - die wirtschaftlichen Schäden sind enorm. Im Rhein geht die sogenannte Durchflussmenge seit Monaten zurück.
Die Fähre fährt nicht
Pendler, die an dieser Stelle üblicherweise die Rheinfähre zwischen Niederrheimbach und Lorch nehmen, müssen sich gegenwärtig etwas anderes einfallen lassen: Die Rheinfähre kann wegen des Niedrigwassers zur Zeit nicht ablegen. Dabei hatte der Betreiber erst im August den Rhein noch mit einem Spezialbagger tiefer buddeln lassen - doch auch das half nur vorübergehend. Jetzt hilft nur: abwarten.
Spree: Noch ist Wasser da! Noch ...
Willkommen am Spremberger Stausee in Brandenburg! Von hier aus wird der Pegelstand der Spree in Berlin - durch Wassernachschub aus Brandenburg und Sachsen - konstant gehalten. Weil das noch klappt, hat man vielleicht in der Hauptstadt, außerhalb des Landwirtschaftsministeriums, noch nicht viel mitbekommen vom Thema Dürre. Doch das dunkle Grau an der Staumauer zeigt: Hier war früher auch mal mehr!
Der Biggesee ohne See
Tief im Westen liegt die Biggetalsperre bei Olpe. Weil das Flussbett und die Uferbereiche inzwischen freigelegt sind, können Spaziergänger - das sind die kleinen dunklen Punkte im linken Bereich des Bildes - auch auf Pfaden wandeln, wo man sonst nicht langlaufen darf. Ganz ungefährlich ist das nicht, weil man in den sonst überfluteten Teilbereichen der Talsperre leicht einsinken kann.
Camping am See - mit weniger See
Tief im Osten hingegen liegt der Campingplatz Neumannshof in Gössitz. Dessen Besucher können normalerweise mit Bötchen aller Art fast direkt bis zu ihrer Unterkunft schippern. Aber das geht im Moment nicht, denn die Bootsstege reichen nicht einmal bis zum Wasser. Der Hohenwartestausee in Thüringen hat seit April auch nur einen Bruchteil der üblichen Niederschlagsmenge aufgenommen.
Warum Chips teurer werden
Zugegeben: Dieses Bild ist schon etwas älter. Es stammt aus dem Monat August und zeigt ein sehr vertrocknetes Kartoffelfeld in der Nähe der Stadt Geestland. Da aber gerade jetzt der zuständige Bundesverband angesichts einer historisch schlechten Kartoffelernte vor steigenden Preisen warnt, wollten wir Couch Potatoes das Bild nicht vorenthalten: Schließlich werden auch Pommes und Chips dann teurer.
Kein Sprit mehr in Köln
Und auch das ist eine Folge der Trockenheit: Weil die Tankschiffe nur noch halb so viel oder noch weniger laden dürfen, kommt etwa in den Tanklagern am Rhein auch deutlich weniger Benzin oder Diesel an. Zapfsäulen wie etwa hier in Köln haben daher keinen Nachschub mehr. Auch eine Wende in der Diesel-Krise, wenn auch ungewollt.
Was vom Sommer übrig bleibt ...
... ist also nicht nur dieser alte Reifen hier in Bingen, sondern auch die Frage: Wo führt das alles hin? Landwirte gehen davon aus, dass die Folgen von 2018 auch im kommenden Jahr sehr spürbar sein werden. Ob es aber eines der trockensten Jahre überhaupt war, will der Deutsche Wetterdienst (DWD) erst am Ende verkünden: Bislang sind 1921, 1947, 1976 und 1991 die Dürre-Spitzenreiter hierzulande.