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KonflikteEuropa

Transit russischen Gases durch Ukraine gestoppt

1. Januar 2025

Es ist eine Zäsur in der europäischen Erdgasversorgung: Eine Durchleitung von russischem Gas in Richtung Westen durch die Ukraine findet nicht mehr statt. Kyjiw hatte sich geweigert, entsprechende Verträge zu verlängern.

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Russland | Gasmessstation an der russisch-ukrainischen Grenze
Eine Gasmessstation an der russisch-ukrainischen Grenze (Archiv)Bild: EPA/Maxim Shipenkov/dpa/picture alliance

Russland hat wie erwartet die Gaslieferungen durch die Ukraine nach Mitteleuropa eingestellt. Seit 8 Uhr Moskauer Ortszeit (6 Uhr MEZ) fließe kein Erdgas mehr, teilte der russische Konzern Gazprom mit. Der Ende 2019 geschlossene Transitvertrag zwischen Gazprom und dem ukrainischen Versorger Naftogaz war zum Jahreswechsel ausgelaufen.

"Aufgrund der wiederholten und deutlich zum Ausdruck gebrachten Weigerung der ukrainischen Seite, diese Vereinbarung zu verlängern, wurde Gazprom die technische und rechtliche Möglichkeit genommen, ab dem 1. Januar 2025 Gas für den Transit durch das Gebiet der Ukraine zu liefern", heißt es in einer Erklärung von Gazprom.

"Russland verliert Märkte"

Die Führung in Kyjiw hatte sich zu dem Schritt entschlossen, um Russland von weiteren Einkünften abzuschneiden, mit denen der Kreml auch seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine finanziert. Die Einstellung des Gastransits sei im nationalen Interesse seines Landes, erklärte der ukrainische Energieminister Herman Haluschtschenko. "Das ist ein historisches Ereignis", betonte er. "Russland verliert Märkte, es wird finanzielle Verluste erleiden."

Ukraine Kiew | Ukrainischer Energieminister Herman Haluschtschenko
Verteidigt die Nichtverlängerung des Transitvertrags: Herman HaluschtschenkoBild: Anatolii Stepanov/AFP/Getty Images

Die Transitstrecke über die Ukraine war die älteste Gasroute Russlands nach Mitteleuropa. EU-Länder wie die Slowakei, Tschechien und Ungarn bezogen noch Pipeline-Gas aus Russland, für sie birgt ein Ende der Lieferungen Probleme. Auch Österreich erhielt nach wie vor einen erheblichen Teil seines Erdgases aus Russland. Allerdings sieht sich die Alpenrepublik angesichts alternativer Importrouten über Italien und Deutschland gut vorbereitet auf den Transitstopp.

"Auf dieses Szenario vorbereitet"

Verärgert zeigte sich vor allem der slowakische Ministerpräsident Robert Fico, dem Kritiker eine prorussische Haltung vorwerfen. Er drohte damit, Stromlieferungen aus der Slowakei an die Ukraine zu stoppen. Ficos Wirtschaftsministerin Denisa Sakova unterstrich gleichwohl: "Ich möchte allen Menschen und Unternehmen in der Slowakei versichern, dass wir auf dieses Szenario vorbereitet sind und dass derzeit keine Gefahr einer Gasknappheit besteht." Die Gasspeicher seien zu hundert Prozent gefüllt, es gebe genug Reserven für das neue Jahr.

Auch die EU-Kommission bemühte sich, Sorgen zu zerstreuen. Die europäische Gasinfrastruktur sei flexibel genug, um Gas nicht-russischen Ursprungs über alternative Routen nach Mittel- und Osteuropa zu liefern, sagte eine Kommissionssprecherin in Brüssel. 

wa/haz (rtr, dpa, afp)