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Tour-Start unter schlechtem Stern

Stefan Nestler/(pt)6. Juli 2002

Die 89. Tour de France begint am Samstag (06. Juli 2002) in Luxemburg mit dem Prolog. Überschattet wird der Auftakt der Rundfahrt vom positiven Doping-Befund des früheren Tour-Siegers Jan Ullrich.

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Schock für den Radsport: Doping-Nachweis bei Jan UllrichBild: AP

Der Rad-Olympiasieger und Tour de France-Gewinner, bei dem in einer unangemeldeten Kontrolle am 12. Juni das Stimulanzmittel Amphetamin nachgewiesen worden war, bekannte sich am Samstag (06. Juli 2002) schuldig. Auf einer Pressekonferenz in Frankfurt erkärte er seinen positiven Doping-Befund mit der Einnahme von Tabletten. "Es war eine Dummheit, die unverzeihlich ist", sagte Ullrich. Er habe am Abend vor dem Doping-Test mit Bekannten ein Lokal aufgesucht und "einiges getrunken". Dabei habe ihm jemand zwei Tabletten gegeben.

Ullrich verzichtete auf die Öffnung der B-Probe und erkannte das Ergebnis der A-Probe an. Nach der A-Probe war der Radprofi, der in diesem Jahr aus Verletzungsgründen nicht an der Tour de France teilnimmt, von seinem Arbeitgeber Team Telekom beurlaubt worden.

Top-Favorit Lance Armstrong

Obwohl der Fall Ullrich die Diskussion um Doping im Radsport erneut anheizen dürfte, beginnt das wichtigste Rad-Rennen der Welt wie geplant mit einem Prolog in Luxemburg. Nichts neues auch vom diesjährigen Top-Favoriten: der US-Amerikaner Lance Armstrong gilt unverändert als heißester Anwärter auf das Gelbe Trikot. Damit würde er seinen vierten Tour de France-Erfolg in Folge feiern. "Die anderen dürfen sich dann halt um den zweiten Platz schlagen", glaubt der deutsche Radprofi Jens Voigt. Der 30-Jährige, in Diensten des französischen Teams Credit Agricole, ist einer von sieben deutschen Radprofis, die in Luxemburg an den Start gehen.

Voigt, 2001 Etappensieger und einen Tag im Gelben Trikot des Spitzenreiters, geht davon aus, dass er selbst dieses Mal kleinere Brötchen backen muss: "Ich werde natürlich wieder versuchen, irgendwo das Trikot zu holen oder eine Etappe zu gewinnen. Aber ich denke, dieses Jahr wird es ein bisschen anders laufen."

Alle gegen Armstrong

Denn als Team werden sie für ihren neuen Kapitän Christophe Moreau fahren, der bei der Dauphiné Liberé dicht hinter Top-Favorit Lance Armstrong, den dritten Platz erreichte. Neben Moreau gelten der Gewinner der Deutschland-Rundfahrt, Igor Gonzalez de Galdeano, Oscar Sevilla und Joseba Beloki, alle aus Spanien, sowie die Bergspezialisten Santiago Botero aus Kolumbien und Richard Virenque aus Frankreich als Anwärter auf einen der vorderen Plätze.

Erwartungen der Deutschen - Zabel soll es richten

Das Team Telekom, die einzige deutsche Mannschaft unter den 21 Teams, hofft in diesem Jahr auf einige Tagessiege. Kapitän Erik Zabel soll es richten. Der Sprinter, der am Sonntag seinen 32. Geburtstag feiert, liebäugelt mit dem siebten Gewinn des Grünen Trikots in Folge.

Abwechslungsreiche Rennstrecke

Mit einer Länge von 3276 Kilometern fällt die Rennstrecke, die "große Schleife", diesmal recht klein aus: es ist die kürzeste Rundfahrt seit 1905. Die Tour macht erneut einen Abstecher nach Deutschland: die zweite Etappe endet in Saarbrücken. Anschließend geht es auf einer Route gegen den Uhrzeigersinn durch Frankreich. Einer der Höhepunkte dürfte das Teilstück auf den berüchtigten Mont Ventoux in der Provence sein. 1967 starb dort der britische Radprofi Tom Simpson, völlig entkräftet und vollgestopft mit Dopingmitteln. In den Alpen stehen anschließend noch drei weitere Bergetappen auf dem Programm, mit dem "Dach" der diesjährigen Tour, dem 2645 Meter hohen Col du Galibier.

Traumstation Zielgerade

Am 28. Juli endet die Rundfahrt auf den Champs Elysees in Paris. Der Etappensieg dort ist der Traum aller Sprinter. Erik Zabel rollte bereits vier Mal als Zweiter über den Zielstrich: "Wenn ich das grüne Trikot gewinnen darf, würde ich dafür auch einen zweiten Platz in Paris in Kauf nehmen."