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Tour-Aus für Martin wegen Schlüsselbeinbruch

9. Juli 2015

Dramatisches Finale auf den letzten Metern der 6. Etappe der Tour de France: Der Gesamtführende Tony Martin stürzt kurz vor dem Ziel und verletzt sich schwer. Die Tour ist damit für ihn beendet.

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Tony Martin nach seinem Sturz, gestützt von einem Betreuer (Foto: REUTERS/Benoit Tessier)
Bild: Reuters/B. Tessier

Es ist das bittere Ende einer Triumphfahrt: Tony Martin stürzt auf der 6. Etappe der Tour de France und bricht sich das Schlüsselbein. Damit muss der Gesamtführende die Frankreichrundfahrt beenden - zwei Tage nach Übernahme des Gelben Trikots, einem der größten Erfolge seiner Karriere. Der deutsche Radprofi leistete sich bei der Anfahrt auf das Ziel in Le Havre einen Fahrfehler, touchierte zunächst das Hinterrad seines Vordermanns, fiel dann nach rechts gegen seinen Nebenmann und stürzte. Er überschlug sich und landete auf der linken Schulter. Zwar konnte er nach einigen Minuten seine Fahrt fortsetzen, er hielt seinen linken Arm aber in Schonhaltung und wurde von zwei Teamkollegen ins Ziel eskortiert.

Martin: "Schlüsselbein ist gebrochen"

"Ich hab doch ganz schöne Schmerzen", sagte Martin im Ziel, bevor er die Fahrt ins Krankenhaus antrat, wo eine Röntgenuntersuchung Klarheit über seinen Gesundheitszustand bringen sollte. "Ich hoffe, dass es mehr Schmerzen sind als schwerwiegende Verletzungen. Vielleicht geht es weiter, aber es sieht nicht sehr gut aus. Es scheint eine schwere Verletzung zu sein. Der erste Verdacht, als ich auf dem Boden gelegen habe, war Schlüsselbeinbruch."

Wenig später bestätigte sich diese böse Ahnung: "Schlüsselbein ist gebrochen. Wir überlegen weitere Schritte", teilte Martin aus der Klinik per Twitter mit. In der Vergangenheit haben Fahrer mit einem Schlüsselbeinbruch die Rundfahrt aber auch schon fortgesetzt, wie Tyler Hamilton im Jahr 1999 oder Pascal Simon 1983. Doch Martin gab nach längeren Beratungen mit seinem Team das Rennen auf. Rund zwei Stunden nach der Zielankunft bestätigte sein Teamchef Patrick Lefebre bei Europe 1 den Zwangs-Ausstieg des Gesamtführenden.

Tour de France 2015 Tony Martin bei der Zieldurchfahrt mit verletzter Schulter (Foto: Doug Pensinger/Getty Images)
Bitteres Ende der Etappe: Martin kommt verletzt ins ZielBild: Getty Images/D. Pensinger

Noch am Abend ging der Flieger zur Operation nach Hamburg ins BG-Unfallkrankenhaus. "Die OP wird ein Puzzle, ist aber ein Routine-Eingriff. In sechs Wochen kann er wieder Rennen fahren", sagte Teamarzt Helge Riepenhof. "Das Schlüsselbein ist außen in mehrere Teile gebrochen. Ein Knochenteil durchdrang die Haut."

Entsprechend gequält hatte das Lächeln ausgesehen, mit dem Martin trotz Verletzung noch zur Siegerehrung erschienen war. Dort hatte der deutsche Tour-Spitzenreiter den linken Arm nur angewinkelt hängen lassen. Martin verteidigte nämlich trotz seines Missgeschicks das Gelbe Trikot des Gesamtführenden, da der Sturz, in den auch Vorjahressieger Vincenzo Nibali verwickelt war, innerhalb der letzten drei Kilometer passierte. Beendet ein dort gestürzter Fahrer die Etappe anschließend aus eigener Kraft, wird der entstandene Zeitverlust nicht gewertet. Allerdings muss Martin nun als Spitzenreiter auf eine Fortsetzung der größten und wichtigsten Radrundfahrt verzichten.

Stybar siegt, Afrikaner im Bergtrikot

Den Tagessieg auf der 6. Etappe der 102. Frankreich-Rundfahrt sicherte sich nach 191,5 Kilometern von Abbeville entlang der französischen Kanalküste nach Le Havre Martins tschechischer Teamkollege Zdenek Stybar vor dem Slowaken Peter Sagan. Stybar setzte sich wenige Meter vor dem Ziel aus der Spitzengruppe ab und machte damit den Sprintern, die auf eine Massenankunft gehofft hatten, einen Strich durch die Rechnung. André Greipel aus dem Team Lotto-Soudal verteidigte das Grüne Trikot des Punktbesten vor Sagan.

Zdenek Stybar jubelt (Foto: REUTERS/Stefano Rellandini)
Sieger Zdenek StybarBild: Reuters/S. Rellandini

Das gepunktete Bergtrikot des besten Kletterers übernahm mit Daniel Teklehaimanot aus Eritrea erstmals ein Afrikaner. Der 22-Jährige, der schon bei der Dauphine-Rundfahrt im Juni bester Kletterer war, gewann auf dem Weg nach Le Havre alle drei Bergwertungen der vierten Kategorie und löste den Spanier Joaquim Rodriguez als Führenden der Bergwertung ab.

asz/ck (dpa, sid)