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Tödliche Bomben auf Klinik in Kundus

3. Oktober 2015

Bei einem versehentlichen Bombenangriff auf ein Krankenhaus der Organisation "Ärzte ohne Grenzen" sind mindestens neun Menschen getötet worden. Die NATO vermutet US-Jets hinter den Luftschlägen.

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Zerstörung am Krankenhaus von Ärzte ohne Grenzen in Kundus (Foto: dpa/picture alliance)
Bild: picture-alliance/dpa/Ärzte ohne Grenzen

"Wir sind tief schockiert über den Angriff, den Tod unseres Personals und den Schaden, den das gesamte Gesundheitssystem in Kundus genommen hat", heißt es in einer ersten Stellungnahme auf der Homepage von "Ärzte ohne Grenzen".

Nach Angaben der Organisation wurden mindestens neun Menschen getötet, mehr als 30 weitere wurden verletzt. Bart Janssens, der die Arbeit der Hilfsorganisation vor Ort leitet, erklärte, es lägen noch keine abschließenden Angaben über die Zahl der Opfer vor. Das Krankenhaus sei stark beschädigt worden. Janssens forderte alle Konfliktparteien auf, die Sicherheit von Gesundheitseinrichtungen und deren Personal zu respektieren.

Notversorgung im nicht zerstörten Teil der Klinik (Foto: dpa/picture alliance)
Notversorgung im nicht zerstörten Teil der KlinikBild: picture-alliance/dpa/Ärzte ohne Grenzen

NATO untersucht Vorfall

Noch ist nicht bekant, wer für die tödlichen Luftschläge verantwortlich ist. Von Seiten der NATO heißt es, die Klinik sei möglicherweise bei einem Luftangriff der Militärallianz getroffen worden. Der Sprecher des von der NATO geführten Militärbündnisses, Brian Tribus, erklärte, US-Flugzeuge hätten um 2.15 Uhr Ortszeit Angriffe auf die Stadt geflogen. Der Vorfall werde nun untersucht.

Zum Zeitpunkt des Unglücks sind nach Angaben von "Ärzte ohne Grenzen" mehr als 100 Patienten, Angehörige und rund 80 Mitarbeiter in dem Gebäude gewesen. Die Klinik wird ausschließlich aus Spenden finanziert und behandelt jeden - unabhängig von Herkunft oder Religion.

Der Eingangsbereich des teilweise zerstörten Krankenhauses in Kundus (Foto: Reuters)
Der Eingangsbereich des teilweise zerstörten KrankenhausesBild: Reuters/Stringer

Bundeswehreinsatz soll verlängert werden

Kundus war am Montag überraschend von Taliban-Kämpfern eingenommen worden. Am Donnerstag gelang es afghanischen Truppen, die Stadt zu großen Teilen zurückzuerobern. Die Gegenoffensive war von den USA unter anderem mit Luftangriffen unterstützt worden.

Auch Soldaten der Bundeswehr sind vor Ort. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums nehmen sie aber nicht an Kampfhandlungen teil, sondern stehen den lokalen Einheiten ausschließlich beratend zur Seite.

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hatte angesichts der kriegerischen Auseinandersetzungen in Kundus vor wenigen Tagen angekündigt, offen für eine mögliche Verlängerung des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan zu sein. Entgegen anderslautender Presseberichte wurde aber noch keine Entscheidung getroffen. "Die Konsultationen innerhalb der Bundesregierung und in der NATO dauern an", erklärte ein Ministeriumssprecher am Samstag. Die Bundeswehr ist noch mit bis zu 850 Soldaten in Masar-i-Sharif und Kabul präsent. Bis vor zwei Jahren betrieb sie in Kundus ein großes Feldlager.

djo/qu (ap, dpa, rtr)