Todesurteil nach Lynchmord an Frau aufgehoben
2. Juli 2015Die vier Männer haben im vergangenen März eine Frau gefoltert und ermordet. Doch nun zog ein afghanisches Berufungsgericht die Todesstrafe gegen sie zurück. Drei der für den Mord an Farkhunda Malikzada angeklagten Täter verurteilte das Gericht zu 20 Jahren Haft, den vierten Mann zu 10 Jahren, teilte der oberste Richter des Kabuler Berufungsgerichts, Abdul Nasir Murid, mit. Der Prozess fand hinter verschlossenen Türen statt. Die Familie Malikzadas sei weder über die Entscheidung unterrichtet noch zur Sitzung eingeladen worden, sagte ihr Bruder Mujibullah.
Aktivisten und Frauenrechtlerinnen kritisierten den Beschluss und warfen dem Gericht vor, sich den konservativen religiösen Kreisen zu beugen. Der Rechtsspruch verstoße gegen die Verfassung, teilte die Anwältin für Frauenrechte Shukria Barakzai mit. Eine geschlossene Anhörung führte dazu, dass das Urteil nicht glaubwürdig sei.
Gefoltert und verbrannt
Im März dieses Jahres hatte ein Mann Farkhunda Malikzada in Kabul fälschlich beschuldigt, einen Koran verbrannt zu haben. Daraufhin folterte eine aufgebrachte Meute die 27-Jährige zu Tode. Die Männer traten die junge Frau und schlugen sie mit Holzlatten, dann warfen sie sie von einem Dach, überfuhren sie mit einem Auto und zerquetschten sie mit einem Betonblock. Am Schluss verbrannten sie ihren Körper am Ufer des Flusses Kabul. Mehrere Menschen filmten den Angriff und verbreiteten Videos über soziale Medien. Der Mord sorgte auf den Straßen Kabuls für heftige Proteste.
Der Fall von Farkhunda Malikzada gilt als Symbol für die grassierende Gewalt, mit der Frauen in Afghanistan zu kämpfen haben - trotz der Reformen seit dem Sturz des Taliban-Regimes 2001.
ms/mak (afp, dpa)