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Todesstrafe im Sudan für vier Islamisten

12. Oktober 2009

Nach langem Hin und Her hat ein sudanesisches Gericht vier Islamisten zum Tode verurteilt. Die vier Männer hatten vor knapp zwei Jahren einen US-Diplomaten und seinen Fahrer erschossen.

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Sudanesische Rebellen(Foto:dpa)
Haben oft ihre ganz eigenen Gesetze - sudanesische IslamistenBild: picture-alliance/dpa

Im Sudan haben die Justizbehörden haben am Montag (12.10.2009) das Todesurteil gegen vier Islamisten bestätigt, die vor knapp zwei Jahren einen US-Diplomaten und seinen sudanesischen Fahrer ermordet hatten. Die vier Männer, die der militanten Gruppe Ansar al-Tawhid angehören, hatten John Granville und Abdelrahman Abbas Rahma auf dem Heimweg von einer Sylvesterparty am 1. Januar 2008 erschossen.

Der Mord an einem Menschen verstoße sowohl gegen das sudanesische Strafrecht als auch gegen die Scharia, begründete Richter Said Ahmed el Badri die Entscheidung. Mit dem Urteil bestätigte das Gericht von Khartum die in einer früheren Instanz verhängte Todesstrafe. Diese wurde vor zwei Monaten zunächst von einem Berufungsgericht aufgehoben, da nicht feststand, ob die Angehörigen der Mordopfer auf einem Todesurteil für die Täter bestehen würden. Das sudanesische Strafrecht sieht vor, dass die Hinterbliebenen von Ermordeten an der Festsetzung des Strafmaßes beteiligt sein sollen. So steht es ihnen frei, sowohl eine Amnestie als auch eine Entschädigung zu akzeptieren.

Mitspracherecht der Angehörigen

John Granville (Foto:ap)
Der 33-jährige John Granville wurde in der Sylvesternacht 2007/2008 erschossenBild: AP Photo/USAID

So hatte im Mordfall des 33-jährigen US-Diplomaten John Granville die Familie des Fahrers auf eine Hinrichtung der Täter verzichtet und diese begnadigt. Da jedoch die Mutter Granvilles, der für die UN-Entwicklungsorganisation USAID gearbeitet hatte, auf der Vollstreckung der Todesstrafe bestand, wurde ein neues Gerichtsverfahren angestrengt. "Die Todesstrafe ist die einzige Möglichkeit, andere vor den Mördern meines geliebten Sohnes zu schützen", hieß es in einem vor Gericht verlesenen Brief der Mutter.

Das schriftliche Gesuch der Mutter des am 1. Januar 2008 ermordeten Granvilles wurde noch im August wegen formaler Mängel abgelehnt. Nachdem jedoch ein weiteres beglaubigtes Schreiben vorgelegt wurde, war die Voraussetzung für die Verhängung der Todesurteile gegeben. Dem Urteil zufolge sollen die vier Islamisten gehenkt werden.

Die Grundsatzfrage

In dem Gerichtsverfahren wurde auch eine Grundsatzfrage diskutiert, wegen der es in islamischen Ländern immer wieder zu Unstimmigkeiten kommt: nach islamischem Recht werde ein Mord grundsätzlich verurteilt, unabhängig von der Nationalität und der Religion des Täters. Granville habe als Nicht-Muslim unter dem Schutz des sudanesischen Staates gestanden, sagt Richter Badri. Doch das sehen die Täter offenbar anders. "Sie können keinen Muslim töten, weil er einen Christen oder Ungläubigen getötet hat", empörte sich Mohamed Osman Jussif, einer der Angeklagten. Die Angeklagten rechtfertigten den Mord außerdem damit, dass US-Amerikaner für den Tod von Muslimen im Irak und in Afghanistan verantwortlich seien.

Während des ganzen Verfahrens hatten die Verurteilten von einem politischen Prozess gesprochen.

Autorin: Michaela Paul (afp/epd)

Redaktion: Katrin Ogunsade