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ThyssenKrupp erwägt Verkauf von Stahlwerken in Übersee

Monika Lohmüller15. Mai 2012

ThyssenKrupp prüft einen Verkauf seiner neu gebauten Stahlwerke in Brasilien und den USA. Sie hatten das Unternehmen im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahrs tief in die roten Zahlen gedrückt.

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Mitarbeiter im ThyssenKrupp-Strahlwerk in Brasilien (Foto: picture-alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Ursprünglich wollte sich Deutschlands größter Strahlkonzern ThyssenKrupp den US-Hüttenbetreibern mit in Brasilien günstig produziertem Stahl die Marktanteile abjagen. Doch das ging ziemlich daneben. Der Stahlriese denkt nun über einen Verkauf nach. Wie der Konzern am Dienstag in Essen mitteilte, hat der Vorstand beschlossen, "alle strategischen Optionen für die Anlagen in Betracht zu ziehen".

Die Stahlwerksprojekte der ThyssenKrupp-Sparte Steel Americas hatten zuletzt mit hohen Verlusten maßgeblich dazu beigetragen, dass der Konzern im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr ein Minus von 1,78 Milliarden Euro verbucht hatte. Als Gründe für die Abschreibung über 2,1 Milliarden Euro allein im Amerika-Geschäft hatte das Unternehmen im Dezember Mehrkosten und Verzögerungen des Werks in Brasilien und Absatzschwächen in den USA und Europa genannt.

Baukosten aus dem Ruder gelaufen

Die Anlagen in Brasilien und den USA haben sich als Milliardengrab erwiesen. Der Bau und Hochlauf beider Werke hatte nach Angaben des Konzernchefs bislang rund zwölf Milliarden Euro verschlungen.

Die ursprünglichen Annahmen hätten sich nicht bewahrheitet, räumte Hiesinger nun ein. Hintergrund seien unter anderem steigende Lohnkosten in Brasilien, gestiegene Erzpreise und die Aufwertung der brasilianischen Währung gewesen. Zum anderen entwickelt sich die Wirtschaft in den USA deutlich schlechter als erhofft.

Blick in die Zukunft: verhalten optimistisch

Auch nach einer möglichen Trennung von den Werken in Brasilien und den USA will ThyssenKrupp jedoch an seinem europäischen Stahlgeschäft festhalten. "Wir haben kein Stahl-Problem. Wir haben ein Steel Americas-Problem", sagte Hiesinger in Essen.

Trotz des Milliardenverlustes blickt der Chef des Traditionskonzern "verhalten optimistisch" auf die zweite Jahreshälfte. Bereits im zweiten Quartal 2011/2012 hätten sich Auftragseingang (plus 15 Prozent) und Umsatz (plus 7 Prozent) der fortgeführten Aktivitäten gegenüber dem ersten Quartal deutlich verbessert. Bei Steel Americas seien die Verluste rückläufig. Insgesamt geht der Manager aber davon aus, dass die "Talsohle durchschritten ist".

lo/hp (dapd, afp, dpa)