Thaiboxerinnen erobern Lumpinee-Stadion
Nach 20-monatiger Corona-Zwangspause starten in Bangkoks traditionsreichem Lumpinee-Stadion wieder die Wettkämpfe in Muay Thai - erstmals dürfen auch Sportlerinnen in den Ring steigen. Eine Revolution.
Kämpfe und Glücksspiel
Ein Wettkampf im Sommer 2019: Vor der Corona-Pandemie füllten Tausende Fans das Lumpinee-Stadion in Bangkok, berühmt für Thaiboxing, auch Muay Thai genannt. Aber es war nicht nur die Bewunderung für die Kämpfer, die die Massen anlockte: An guten Tagen konnten mehr als eine Million Dollar Wett-Gewinn den Besitzer wechseln - und das in einem Land, in dem Glücksspiele weitgehend illegal sind.
Keine Wetten, dafür Sportlerinnen
Nun hat das Stadion wieder geöffnet - mit geradezu revolutionär anmutenden Veränderungen. Die Eigentümerin des Stadions - die Königlich Thailändische Armee - erklärte, sie hätte die Zwangspause in eine Chance verwandelt. Generalmajor Ronnawut Ruangsawat sagte gegenüber AFP: "Die Arena wurde komplett renoviert, Wetten sind jetzt verboten und Frauen dürfen kämpfen."
Können die Wetten verboten werden?
"Wir wollen den Sport säubern", sagte der Generalmajor weiter. Die Wetten hätten "zu viel Betrug zur Folge, da die Kämpfer manchmal dafür bezahlt werden, den Kampf zu verlieren." Branchenexperten sind jedoch skeptisch. "Die Menschen werden weiterhin online wetten - Glücksspiel ist Teil der Muay-Thai-DNA", warnte beispielsweise Jade Sirisompan von der World Muay Thai Organisation.
Kampf gegen traditionelle Regeln
Die zweite Änderung mutet weitreichender an: Jahrelang war es Frauen verboten, den Ring auch nur zu berühren. Es herrschte der Aberglaube, dass menstruierende Körper die Magie, die den Ring schützen soll, zerstören könnten. Andere Austragungsorte haben bereits Kämpferinnen zugelassen, aber das Lumpinee-Stadion, ähnlich legendär wie das Londoner Wembley-Stadion für Fußball, hielt sich zurück.
Mit Stolz in den Ring
"Wir sind so stolz darauf, dass wir die ersten Frauen sind, die hier kämpfen", erklärte die 21-jährige Thailänderin Kullanat Ornok gegenüber der AFP. Aber genauso wichtig wie der politische ist für sie der wirtschaftliche Aspekt: "Ich habe seit fast einem Jahr nicht mehr gekämpft. Früher habe ich hundert Dollar pro Kampf verdient und dann monatelang nichts."
Ein langer Weg zur Gleichberechtigung
Die 27-jährige Australierin Celest Muriel Hansen lässt sich nach dem Kampf das Blut von der Stirn tupfen. Auch wenn sie den Wettkampf gegen Kullanat Ornok verloren hat, zeigt sie sich dennoch zufrieden. "Wir haben einen so langen Weg hinter uns. Es war so viel mehr als nur ein Kampf."