"No worries" bei den Australian Open
4. Februar 2021Der Spruch "No worries!", also "Keine Sorge, wird schon klappen!", ist so etwas wie das Lebensmotto der Australier, die gemeinhin als recht entspannte Vertreter der menschlichen Spezies gelten. Und eine gewisse Grundgelassenheit war im Vorfeld der Australian Open in Melbourne wohl auch nötig, um die Stunden des Wartens nach den schnell anberaumten Corona-Massentests und den vielen Fragezeichen, die im Raum standen, zu überstehen, ohne sich doch größere "worries", also Sorgen, zu machen.
Am Mittwoch war ein Hotelmitarbeiter positiv auf Corona getestet worden. Das Haus, in dem der Mann beschäftigt ist, beherbergte auch viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Australian Open. Kurzerhand wurden die betroffenen Spielerinnen, Spieler und Betreuer getestet und in Kurzquarantäne gesetzt. Die laufenden Vorbereitungsturniere mussten für einen Tag unterbrochen werden. Danach hieß es, auf die Ergebnisse warten. Doch bis dahin: "No worries!" Die Australian Open, das erste Grand-Slam-Tennisturnier des Jahres, soll trotzdem wie vorgesehen am Montag beginnen.
Negative Tests bei Kerber und Co.
"Alle Pläne, die wir für die Australian Open und die Vorbereitungsturniere in den kommenden drei Tagen haben, bleiben genauso bestehen wie der geplante Start der Australian Open am Montag", sagte Turnierdirektor Craig Tiley. Der 59-jährige Südafrikaner ließ keinen Zweifel daran zu, dass das Millionen-Event unter allen Umständen stattfinden soll.
Da sich allerdings - wie oben beschrieben - mehr als 500 Mitglieder des weltweiten Tennistrosses in ihre Hotelzimmer begeben mussten und diese erst nach einem negativen Corona-Test wieder verlassen durften, geriet der Zeitplan bis zum ersten Aufschlag der Open in Verzug.
Positiv: Die Tests von Deutschlands Top-Spielerin Angelique Kerber, die an der "Grampians Trophy" teilnimmt, sowie dem deutschen Team um Alexander Zverev und Jan-Lennard Struff, die beim ATP-Cup mitspielen, fielen negativ aus. Doppel-Spezialist Kevin Krawietz war nicht betroffen, weil er in einem anderen Hotel wohnt als seine Teamkollegen.
Außerdem positiv: Die Belastung der Spielerinnen und Spieler soll unter dem gedrängteren Zeitplan nicht leiden. Um alle Matches durchzukriegen, ohne dabei die Verletzungsgefahr zu erhöhen, reagierte die Frauen-Tour WTA und verzichtet nun auf Entscheidungssätze. Sollten die ersten zwei Durchgänge keine Siegerin hervorbringen, werden Tie-Breaks bis zehn Punkte gespielt.
Bundesstaat Victoria erhöht Sicherheitsmaßnahmen
Während man sich auf dem Court also um Normalität bemüht, sind in der Stadt Melbourne die Sicherheitsbestimmungen wieder etwas strenger geworden. Daniel Andrews, Premier des Bundesstaates Victoria, hatte nach Bekanntwerden des Coronafalls im Spielerhotel umfassende Maßnahmen angeordnet und die Corona-Beschränkungen für die Menschen in der Millionen-Metropole wieder leicht angezogen.
Aber auch hier galt: "No worries!" Es handele es sich dabei um reine Vorsichtsmaßnahmen, so Andrews. "Wir wissen alle, dass es in diesen Zeiten keine Garantien gibt. Aber Stand jetzt sollten die Australian Open davon nicht beeinflusst werden", sagte der 48-Jährige, der das Amt als Victorias Premier seit 2014 bekleidet.
Dass er sich für eine Durchführung der Australian Open einsetzt, überrascht nicht. Andrews hatte die Austragung des Grand-Slam-Events gegen den Willen vieler Einwohner Melbournes genehmigt und mit gefördert. Nach dem neuen Corona-Fall forderten in den sozialen Medien zwar viele eine Absage, doch dazu dürfte es - vorausgesetzt, es gibt nicht doch mehrere Ansteckungen - nicht kommen.
Boris Becker macht sich keine Sorgen
"Ich glaube, das wird gelöst werden", sagte auch Deutschlands Tennis-Legende Boris Becker am Donnerstag. Becker äußerte sich in einem Mediengespräch des TV-Senders Eurosport, für den er während des Turniers wieder als Experte über die Matches in Melbourne berichten wird - diesmal allerdings von Deutschland aus und nicht aus Australien.
Genau wie viele der beteiligten Tennisprofis lobte Becker die Veranstalter für ihre Bemühungen, das Turnier allen Widerständen zum Trotz stattfinden zu lassen: "Es sind eigentlich unüberbrückbare Hürden, trotzdem hat Tennis Australia einen Weg gefunden. Es ist eine außergewöhnliche Situation in einer außergewöhnlichen Zeit", sagte Becker, der im Turnierverlauf wegen der alles andere als normalen Vorbereitung mit einigen überraschenden Ergebnissen rechnet.
Ansonsten aber scheint der Australian-Open-Sieger von 1991 und 1996 die australische Haltung schon ganz gut verinnerlicht zu haben. "Ich glaube, wir müssen uns keine Sorgen machen, dass es am Montag nicht losgeht", prophezeite die deutsche Tennis-Ikone.
Was auch sonst? "No worries", eben…