Iran verkündet eigene Hyperschallrakete
10. November 2022"Diese Rakete wird auf die fortschrittlichen Raketenabwehrsysteme des Gegners abgestimmt sein und stellt einen großen Generationssprung auf diesem Gebiet dar", zitierte die halbamtliche Nachrichtenagentur Tasnim den Luftwaffen-Kommandeur der Revolutionsgarden, Amir Ali Hadschisadeh. Berichte über Tests von Hyperschallraketen hat es aus dem Iran bislang nicht gegeben.
Hyperschallraketen - etwa 6200 km/h schnell
Die Besorgnis über das iranische Raketenprogramm war einer der Gründe für den Austritt der USA unter dem damaligen Präsidenten Donald Trump aus dem internationalen Atomabkommen im Jahr 2018. Hyperschallraketen sind wegen ihrer hohen Geschwindigkeit und komplexen Flugbahn schwer von Abwehrsystemen abzufangen. Die Geschwindigkeit kann mindestens das Fünffache der Schallgeschwindigkeit betragen, also etwa 6200 Kilometer pro Stunde.
Der Iran habe bisher "strategische Geduld bewiesen", aber er könne nicht garantieren, diese beizubehalten, wenn die Feindseligkeiten gegen ihn weitergingen, sagte der iranische Geheimdienstminister Esmail Chatib.
Iranisches Militär verschärft die Tonlage
Im Iran gibt es seit Wochen landesweite Proteste, die durch den Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini in Polizeigewalt ausgelöst worden waren. Die 22-Jährige hatte angeblich ihr islamisches Kopftuch nicht exakt getragen.
Die iranische Armee machte deutlich, dass sie bei einem Befehl bereitstehe, um gegen weitere Proteste vorzugehen. Der Befehlshaber der iranischen Bodentruppen, Brigadegeneral Kiumars Hejdari, nannte laut der iranischen Nachrichtenagentur Mehr als Grund für die bisherige Zurückhaltung der Armee, "dass der Oberste Führer dies so beschlossen hat". Er bezog sich damit auf das geistliche Oberhaupt des Iran, Ayatollah Ali Chamenei. Hejdari warnte, die Armee sei bereit, an der Seite der Polizei und der berüchtigten Basidsch-Miliz einzugreifen, wenn sie dazu aufgefordert werde.
"All diese Ankündigungen" erhöhten die Besorgnis hinsichtlich des iranischen Atomprogramms, sagte der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) Rafael Grossi. Die stark eingeschränkte Überwachung des iranischen Atomprogramms führt laut Grossi zu einem immer ungenaueren Kenntnisstand über Aktivitäten in der Islamischen Republik. "Je länger die derzeitige Lage anhält, desto größer wird die Ungewissheit", betonte der IAEA-Chef.
IAEA musste zahlreiche Kontrollkameras im Iran abbauen
Seit Anfang 2021 kann die Behörde nicht mehr auf Daten ihrer Überwachungssysteme im Iranzugreifen, und im vergangenen Juni musste sie 27 Kameras abbauen. Auch bei einer Rückkehr zu dem früheren Inspektionsmodus würden Informationslücken offen bleiben, hieß es.
Trotz der Inspektionsprobleme legte die IAEA in Wien einen weiteren Quartalsbericht zum Iran vor. Demnach verfügt das Land über mehr als 62 Kilogramm an hoch angereichertem Uran. Laut Experten reichen rund 50 Kilogramm dieses Materials für eine Atomwaffe, falls es noch etwas höher auf 90 Prozent angereichert würde. Laut dem Bericht trieb Teheran seit dem September außerdem den Ausbau seiner Anreicherungsanlagen weiter voran.
IAEA: Iran liefert keine Informationen
Grossi berichtete auch, dass Teheran die seit langem geforderten Informationen zu geheimen Atom-Einrichtungen nicht geliefert hat. An einem der Standorte wurden laut IAEA Neutronendetektoren getestet. Solche Geräte können unter anderem zur Entwicklung von Atomwaffen eingesetzt werden. Teheran, das Atomwaffenpläne bestreitet, hat weitere Gespräche mit der IAEA bis Ende November zugesagt.
Derweil kündigte die Europäische Union neue Sanktionen gegen den Iran an. Wegen des gewaltsamen Vorgehens der iranischen Behörden gegen Demonstranten wollen die EU-Staaten am Montag Sanktionen gegen 31 weitere Verantwortliche und Organisationen verhängen.
nob/qu (dpa, afp, rtr)