Tausende weitere Flüchtlinge erwartet
7. September 2015München bereitet sich auf weitere 10.000 Flüchtlinge vor, die im Laufe des Tages in der Stadt eintreffen sollen. Allein am Vormittag seien drei Sonderzüge aus Österreich mit 2100 Menschen geplant, sagte der Regierungspräsident von Oberbayern, Christoph Hillenbrand, am Münchener Hauptbahnhof. Er hoffe, dass einige Züge an München vorbei direkt in andere Bundesländer umgeleitet werden. "Wir sind hier am Anschlag." Nötig seien auch bessere grenzüberschreitende Informationen. Etwa zwei Drittel der in den vergangenen Tagen angekommenen Flüchtlinge seien bisher in Bayern untergebracht, sagte Hillenbrand. Am Wochenende waren nach Angaben der Bezirksregierung bereits deutlich mehr als 20.000 Asylsuchende am Müncher Hauptbahnhof eingetroffen.
EU-Kommission legt Verteil-Plan vor
In der Nacht zum Montag hatten hunderte Flüchtlinge ihre Bestimmungsorte in den Bundesländern erreicht. Zwei Busse mit über 100 Menschen an Bord trafen in einer Notunterkunft auf einem früheren Kasernengelände in Berlin ein. Weitere Busse mit insgesamt 600 Menschen werden im Laufe des Tages erwartet. Im pfälzischen Kusel kamen fünf Busse mit 225 Flüchtlingen an, wie ein Sprecher des Lagezentrums und des Integrationsministeriums in Mainz mitteilte. Auch im saarländischen Lebach trafen am bis zum späten Sonntagabend 55 Asylsuchende ein.
Derweil diskutiert Europa weiter über den Umgang mit den Flüchtlingen. Deutschland soll nach Angaben aus Brüsseler Kreisen laut einem Vorschlag der EU-Kommission rund 31.000 weitere Flüchtlinge aufnehmen. Für Frankreich sei nach diesem Schlüssel vorgesehen, dass es rund 24.000 Menschen aufnehmen solle, hieß es. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker will den Mitgliedsstaaten am Mittwoch seinen Plan vorlegen, wonach weitere 120.000 Flüchtlinge auf die EU-Länder verteilt werden sollen.
Merkel und Hollande fordern europäische Solidarität
Unterstützung für den Plan kommt von Frankreichs Präsident Francois Hollande. Frankreich sei beriet, die 24.000 Flüchtlinge aufzunehmen und werde weitere 100.000 Menschen in den nächsten zwei Jahren willkommen heißen, sagte Hollande auf einer Pressekonferenz. Der französische Präsident forderte erneut, dass alle 28 EU-Staaten dem Plan der EU-Kommission zustimmen.
Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel drängt auf ein größeres Engagement der anderen EU-Staaten. "Wir brauchen eine Kraftanstrengung der Europäischen Union", sagte Merkel. "Wir sind ein Europa der Werte, das sein Gesicht zeigen muss." Sie sei zuversichtlich, dass eine Einigung auf europäischer Ebene möglich sei. Notwendig sei eine "solidarische und faire Verteilung der Flüchtlinge".
Orban gegen Einwanderung von Muslimen
Ungarns Ministerpräsident Victor Orban bekräftigte hingegen erneut, dass er gegen die Einwanderung von Muslimen sei. "Niemand kann verlangen, dass Ungarn sich ändert", sagte Orban nach Angaben der Nachrichtenagentur MTI. Er sei gegen eine Änderung der kulturellen und ethnischen Zusammensetzung der Bewohner Ungarns aufgrund äußerer Einwirkungen.
cr/stu (dpa, afp, rtr, epd)