Tausende Menschen fliehen wegen Erdbebenserie von Santorini
4. Februar 2025Auch nach mehr als 200 Erdstößen seit Sonntag kommt die beliebte griechische Ferieninsel Santorini in der südlichen Ägäis nicht zur Ruhe. In der Nacht zu diesem Dienstag wurden erneut zahlreiche Erdstöße bis zu einer Stärke von 4,9 registriert, später wurde sogar der Wert 5,0 erreicht. Nach wie vor rechnen Seismologen aufgrund der dichten Taktung der bislang ungefährlichen Beben mit einem starken Haupterdstoß, der noch bevorstehen dürfte. Bis zu einer möglichen Stärke von 5,5 bis 6 blieben die Gefahren überschaubar; betroffen wären vor allem schlecht gebaute Häuser, wie es hieß. Doch ab einer Stärke von 7 dürften massive Schäden entstehen.
Von den rund 16.000 Einwohnern Santorinis sind inzwischen rund 6000 - also mehr als ein Drittel der Bevölkerung - nach Athen und zu anderen Festlandorten geflohen. Der Ansturm auf Fähr- und Flugtickets ist weiterhin groß. Airlines richteten Sonderflüge ein, Reedereien haben zusätzliche Schiffe im Einsatz. Fernsehbilder zeigten vollgepackte Autos mit Menschen, die das Bebengebiet verlassen.
Regierungschef: Ruhe bewahren!
Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis rief die Bewohner der Kykladen-Insel im östlichen Mittelmeer dazu auf, trotz der "sehr starken" seismischen Aktivitäten Ruhe zu bewahren. Der griechische Katastrophenschutz appellierte an die Menschen, größere Versammlungen in geschlossenen Räumen zu meiden, ebenso bestimmte Häfen und verlassene Gebäude. Das Auswärtige Amt in Berlin schrieb, es bestehe die Gefahr von Überschwemmungen. Reisende sollten daher die Küstengebiete der Region sofort verlassen.
Santorini liegt im Zentrum einer vulkanischen Kette. Der schlafende Kameni-Vulkan auf einer unbewohnten Nachbarinsel war zuletzt 1950 ausgebrochen. Nach Angaben der griechischen Behörden sind die jüngsten Erdbeben jedoch nicht die Folge vulkanischer Aktivität, sondern von Verschiebungen der Erdplatten. Athanassios Ganas vom Geodynamischen Beobachtungsdienst sagte im Fernsehen, innerhalb von 72 Stunden habe es mehr als 40 Beben der Stärke 4,0 oder höher gegeben. "Wir haben so etwas bisher nicht erlebt."
Was macht der große Unterwasservulkan?
Bei einem Erdstoß der Stärke 7,5 im Jahr 1956 waren rund 50 Menschen auf Santorini ums Leben gekommen, damals wurde auch ein Tsunami ausgelöst. Sorge bereitet den Wissenschaftlern, dass durch die jetzigen, weiter andauernden Erdstöße der große Vulkan Kolumbos aktiviert werden könnte, der nordöstlich der Insel unter Wasser liegt. Er hatte im Jahr 1650 bei einer gewaltigen Eruption schwere Schäden im gesamten östlichen Mittelmeerraum angerichtet.
jj/sti (dpa, afp)
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