Talmud für 9,3 Millionen Euro versteigert

Noch nie wurde so viel Geld für Judaica bezahlt, so das internationale Auktionshaus Sotheby's. Judaica ist der Fachbegriff für Literatur, die sich mit dem Judentum beschäftigt. Der fast 400 Jahre alte Talmud wechselte in New York für 9,3 Millionen US-Dollar (8,5 Millionen Euro) den Besitzer. Das Auktionshaus hatte den sogenannten Bomberg-Talmud vor der Versteigerung auf "nur" etwa sechs bis sieben Millionen US-Dollar geschätzt. Damit ist das Objekt das teuerste Judaica-Werk, das je versteigert wurde.

Der Bomberg-Talmud wurde vom Buchdrucker Daniel Bomberg, einem Christen aus Antwerpen, gedruckt. Zwischen 1519 und 1523 fertigte er in Venedig die erste Gesamtausgabe des heiligen Buchs der Juden an. Es umfasst in der sogenannten Babylon-Fassung (s. Foto) neun Bände mit zusammen fast 3500 Seiten, jeder 40 Zentimeter hoch und in Leder gebunden.

Der Talmud ist eines der bedeutendsten Schriftstücke des Judentums. Er besteht aus zwei Teilen und enthält im Gegensatz zur jüdischen Tora keine biblischen Gesetzestexte. Vielmehr zeigt der Talmud auf, wie die Lehren der Rabbiner verstanden und ausgelegt wurden. Es existieren zwei verschiedene Ausgaben, der Babylonische Talmud und der Jerusalemer Talmud. Der Talmud wird als eines der wichtigsten Werke des Judentums und der westlichen Welt gesehen.

Die jetzt versteigerte Ausgabe sei in einem erstaunlich guten Zustand gewesen, so das Auktionshaus. Die Bände gehörten dem Gelehrten Richard Bruarne; nach seinem Tod 1565 lagen sie zunächst in einer Kirche in Oxford und danach 350 Jahre lang in der Bibliothek der Westminster Abbey in London. Der Käufer ist Stephan Loewentheil vom "19th Century Rare Book and Photograph Shop" in New York, berichtete die Nachrichtenagentur afp. Insgesamt existieren nur noch 14 vollständig erhaltene Bomberg-Talmuds aus dem 16. Jahrhundert..

ski/suc (dpa,afp)