Taliban von Diplomatie unbeeindruckt
7. Januar 2019Während alle beteiligten Seiten noch rätseln, wie konkret die Pläne von US-Präsident Trump zum Abzug eines großen Teils der amerikanischen Truppen aus Afghanistan sind, geht die Konferenzdiplomatie zur Lösung des Konflikts weiter - wenn auch bislang ohne greifbares Ergebnis. So sind Vertreter der USA und der Taliban laut Medienberichten mindestens dreimal gegen Ende des vergangenen Jahres zusammengetroffen. Die Regierung in Kabul stand dabei abseits, weil sich die Taliban weigern, mit Kabul zu sprechen, solange US-Truppen im Lande sind.
So war es auch bei einem Treffen in Abu Dhabi Mitte Dezember unter Beteiligung Saudi Arabiens. Der Plan, Taliban und Kabuler Regierung an einen Tisch zu bringen ging erneut nicht auf: Die Vertreter der letzteren mussten es sich in der Hotellobby, also außerhalb des Konferenzsaals, bequem machen. Das Folgetreffen, das für nächste Woche in Riad geplant war, wollen die Taliban nun in Katar abhalten, wo sich ihre inoffizielle politische Vertretung befindet. Auch dies erneut ein Signal, dass die Taliban von den saudischen Bemühungen, sie zu direkten Gesprächen mit Kabul zu bewegen, nichts halten.
Erdogan lädt zur Afghanistan-Konferenz in der Türkei
Jetzt hat sich auch die Türkei eingeschaltet: Der türkische Präsident Erdogan und Pakistans neuer Premier Imran Khan verständigten sich am Wochenende beim Antrittsbesuch Khans auf eine Afghanistan-Konferenz mit Beteiligung Kabuls, die im März in der Türkei stattfinden soll.
Ob eine solche weitere Konferenz neuen Schwung in die Friedensbemühungen bringen kann, ist fraglich. Abdulhakim Mudschahid, Mitglied des afghanischen Friedensrates mit langjährigen Kontakten zu den Taliban, sagte dazu gegenüber der DW: "Die Türkei ist ein wichtiges Land in der Region, das regionale Themen positiv beeinflussen kann. Sowohl die afghanische Regierung als auch die Islamische Bewegung der Taliban haben gute freundschaftliche Beziehungen zur Türkei."
Andere Beobachter erwarten nicht viel von der türkisch-pakistanischen Initiative. Latif Arasch, politischer Analyst aus Kabul, sieht aufgrund der absehbaren Nicht-Teilnahme von USA und Taliban als bestmögliches Ergebnis des Treffens allenfalls den Abbau von Spannungen zwischen Afghanistan und Pakistan. Und der Zentralasien-Experte des afghanischen Zentrums für strategische Studien, Bismillah Randschbar, meint im Gespräch mit der DW, dass "unkoordinierte und überstürzte Konferenzen" den Afghanistan-Konflikt nicht lösen könnten. "Wir können nur auf Frieden in Afghanistan hoffen, wenn diese Bemühungen koordiniert werden und in eine Richtung laufen."
Annäherung zwischen Taliban und Iran
Die Taliban haben es derweil nicht nötig, unter Druck Zugeständnisse zu machen. Während sie in Afghanistan ungefähr die Hälfte aller 407 Distrikte kontrollieren, werden sie von allen Seiten umworben, in Gespräche einzutreten. So können ihre politischen Vertreter in ihrem Büro in Katar beziehungsweise in verschiedenen pakistanischen Städten ausharren, um den günstigsten Deal herauszuholen. Dazu passt auch die offene Annäherung zwischen den (sunnitischen) Taliban und dem (schiitischen) Iran. Beide Seiten haben zum Jahresbeginn zwei Gesprächsrunden zwischen ihnen bestätigt, bei denen es laut Taliban um die "Zeit nach der Besatzung" Afghanistans ging.