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Politik

Taliban nehmen zweite Provinzhauptstadt ein

7. August 2021

Während die internationalen Truppen aus Afghanistan abziehen, triumphieren die Islamisten. Wird ihr gewaltsamer Vormarsch sie bis in die Hauptstadt Kabul führen?

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Afghanistan | Konflikt mit Taliban
Mitglieder des Volksaufstands stemmten sich noch am Freitag in Schiberghan gegen die TalibanBild: Mohammad Jan Aria/XinHua/dpa/picture alliance

Die Taliban haben nach heftigen Kämpfen eine zweite Provinzhauptstadt in Afghanistan erobert. Schiberghan in der Provinz Dschausdschan im Norden des Landes sei an die Islamisten gefallen, bestätigten örtliche Behördenvertreter. Die Regierungssoldaten hätten sich in Richtung des Flughafens zurückgezogen.

Schiberghan liegt an einer wichtigen Ost-West-Verbindung, rund 130 Kilometer von Masar-i-Scharif entfernt. Die Stadt mit deutlich mehr als 100.000 Einwohnern ist seit langem der Machtsitz des früheren Vizepräsidenten und einstigen Milizenführers Abdul Raschid Dostum, den Menschenrechtler für zahlreiche Kriegsverbrechen - auch gegen gefangen genommene Taliban - verantwortlich machen.

Schwere Gefechte

Am Freitag hatten die Taliban bereits Sarandsch an der iranischen Grenze als erste Provinzhauptstadt seit 2016 eingenommen. In anderen Städten, darunter Kundus und Fasabad im Norden und Laschkargah im Süden, dauerten schwere Gefechte an. Während die NATO-Truppen aus Afghanistan abziehen, rücken die Taliban massiv vor. Zuerst erzielten sie im ländlichen Raum Geländegewinne, dann kontrollierten sie mehrere Grenzübergänge. Nun rücken offenbar die Provinzhauptstädte in ihren Fokus.

Afghanistan-Pakistan | Konflikt mit Taliban
Die Soldaten der afghanischen Armee geraten gegenüber den Taliban immer mehr in die DefensiveBild: Asghar Achakzai/AFP/Getty Images

Die US-Botschaft in Kabul gab unterdessen eine aktualisierte Sicherheitswarnung heraus und forderte alle US-Bürger erneut "nachdrücklich" auf, Afghanistan zu verlassen. Die dortige US-Militärmission endet in gut drei Wochen. Der größte Teil der amerikanischen Soldaten ist bereits abgezogen. Die Bundeswehr, die an dem internationalen Einsatz teilnahm, hatte das Land bereits Ende Juni verlassen.

Zivile Opfer

Innerafghanische Friedensgespräche zwischen der Regierung und den Taliban in der katarischen Hauptstadt Doha treten seit langem auf der Stelle. Bei Anschlägen der militanten Islamisten werden immer wieder auch Zivilisten getötet. Allein in den ersten sechs Monaten dieses Jahres zählten die Vereinten Nationen mehr als 1600 Todesopfer und mehr als 3500 Verletzte ohne militärischen Bezug.

jj/haz (dpa, afp, rtr)