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Taliban brennen NATO-Lastwagen nieder

7. Oktober 2010

Aufständische in Pakistan nehmen verstärkt die Nachschub-Routen für die internationalen Afghanistan-Truppen ins Visier. Bei zwei neuen Attacken setzten die Rebellen mehr als 40 Tanklaster in Brand.

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Versorgungslaster der NATO brennen am 06.10.2010 im Südwesten Pakistans (Foto: AP)
Immer häufiger im Visier der Taliban-Angriffe: NATO-VersorgungslasterBild: AP

Mindestens 26 Fahrzeuge gingen in Flammen auf, als Aufständische am Mittwoch (06.10.2010) in der nordwestpakistanischen Stadt Nowshera Dutzende geparkte Tanklaster beschossen. Nach Angaben des örtlichen Polizeichefs waren in dem betroffenen NATO-Lager mehr als 70 LKWs sowie zahlreiche Container untergebracht.

Stunden zuvor hatten Aufständische das Feuer auf ein Gelände nahe der Stadt Quetta eröffnet, auf dem etwa 40 Versorgungs-Lastwagen der NATO abgestellt waren. Sie erschossen nach Angaben der Polizei einen Mitarbeiter der mit dem Transport beauftragten Speditionsfirma und setzten mindestens 18 Fahrzeuge in Brand. Der NATO-Konvoi war auf dem Weg zu dem kleinen Grenzübergang Chaman, um von dort nach Kandahar in Afghanistan zu fahren.

Flammen schlagen auf dem Areal nahe Quetta hoch (Foto: AP)
Flammenmeer nach dem Angriff auf den NATO-KonvoiBild: AP

Grenzübergang ist geschlossen

Einen anderen Übergang - Torkham am Khyber-Pass - hat die Regierung in Islamabad seit vergangener Woche vorübergehend geschlossen. Grund dafür war der Beschuss eines pakistanischen Grenzpostens durch NATO-Hubschrauber aus Afghanistan, bei dem drei pakistanische Soldaten getötet wurden. Die US-Botschafterin in Pakistan, Anne Patterson, entschuldigte sich am Mittwoch für diesen "schrecklichen Unfall". Derzeit warten am Khyber-Pass rund 100 Fahrzeuge mit Nachschub auf die Genehmigung zur Weiterfahrt.

Seit Sperrung der wichtigsten Versorgungsroute von der Hafenstadt Karachi zum Grenzübergang Torkham sind die NATO-Konvois verstärkt Angriffen Aufständischer ausgesetzt. Insgesamt sieben Attacken hat es in den vergangenen Tagen gegeben. Bei einem Angriff nahe der Hauptstadt Islamabad waren am Montag drei Menschen getötet worden und 15 Tankwagen in Flammen aufgegangen. Am vergangenen Freitag hatten Aufständische im Süden Pakistans 27 Fahrzeuge angezündet.

Vergeltung für NATO-Angriffe

Ein Feuerwehrmann versucht, die brennenden Lastwagen zu löschen (Foto: dpa)
Bild: picture alliance/Photoshot

Die radikal-islamischen Taliban haben die Verantwortung für fast alle Anschläge übernommen. Die Attacke bei Quetta sei eine Vergeltung für die anhaltenden US-Drohnenangriffe in den Stammesgebieten an der Grenze zu Afghanistan, sagte ein Sprecher der Taliban-Organisation Tehreek-e Taliban Pakistan am Mittwoch. Er drohte mit weiteren Angriffen: "Mit der Verschärfung der US-Drohnenangriffe auf uns werden wir auch unsere Attacken intensivieren."

Die Extremisten treffen mit diesen Angriffen einen empfindlichen Teil der Afghanistan-Operation der internationalen Truppen. Denn die NATO-geführten Streitkräfte in Afghanistan beziehen den Großteil ihres Nachschubs auf dem Landweg über Pakistan. Nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums werden die amerikanischen Truppen zu 75 Prozent über Pakistan versorgt. Allerdings werden wichtige Ausrüstungsgüter, darunter zum Beispiel Waffen und Munition, eingeflogen.

Wegen der vielen Angriffe auf die Versorgungsroute in Pakistan haben die USA inzwischen ein erweitertes Versorgungsnetz eingerichtet, das Lettland, Russland, Georgien, Aserbaidschan, Kasachstan, Tadschikistan und Usbekistan umfasst.

US-Bericht sieht Versäumnisse bei pakistanischer Regierung

Die USA haben ihre Luftangriffe im Grenzgebiet zwischen Pakistan und Afghanistan fortgesetzt. Wenige Stunden nach dem Angriff nahe Quetta am Mittwoch feuerte die US-Armee zwei Raketen auf ein Gebäude in der Stadt Miranshah in der Stammesregion Nord-Waziristan im Nordwesten des Landes ab. Dabei wurden nach Angaben aus pakistanischen Sicherheitskreisen mindestens fünf mutmaßliche Aufständische getötet. Bei einem zweiten Raketenangriff in dem Gebiet starben in der Stadt Mir Ali laut einem Sicherheitsbeamten mindestens drei weitere Rebellen.

Erst am Montag waren bei einem Raketenangriff in Nord-Waziristan nach Geheimdienstangaben zehn Islamisten getötet worden. Darunter sollen auch mehrere Deutsche gewesen sein. Die Region Waziristan gilt seit dem Sturz der Taliban in Afghanistan im Jahr 2001 als eines der Rückzugsgebiete für die Taliban und Mitglieder des Terrornetzwerks El Kaida.

Ein Bericht der US-Regierung kam jüngst zu dem Schluss, dass die pakistanische Regierung nicht entschlossen genug gegen die Terroristen und Extremisten in den Stammesgebieten vorgehe. Demnach vermeidet die Regierung in Islamabad aus politischen Gründen den direkten Konflikt mit El Kaida und den Taliban in der Region. Außerdem seien die Streitkräfte des Landes unzureichend ausgestattet, heißt es in dem US-Papier, das am Dienstag bekannt wurde.

Autorin: Ursula Kissel/Thomas Grimmer (rtr, afp, dapd, dpa)
Redaktion: Martin Schrader

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