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Tadschikistan soll zum Zentrum der geopolitischen Interessen Russlands im Süden der GUS werden

21. Mai 2003

– Moskau schafft eine starke Militärbasis in Zentralasien

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Moskau, 21.5.2003, NESAWISSIMAJA GASETA, russ., Wladimir Muchin

Der Kreml hat beschlossen, seine Militärpräsenz in Tadschikistan zu stärken. Das ist eine Antwort auf die Erweiterung des internationalen (amerikanischen) Militärstützpunktes in Kirgisistan. Auf diese Weise versucht Moskau, seinen Einfluss in Zentralasien beizubehalten, wo in der letzten Zeit die Streitkräfte der USA immer aktiver werden. Derzeit bereiten Mitarbeiter des Außenministeriums Russlands ein Paket von Dokumenten über den Status und die Aufgaben der russischen Militärbasis in Tadschikistan vor und die militärische Führung der Russischen Föderation stimmt mit Vertretern der höchsten Militärbehörde der Republik Pläne des Aufbaus der künftigen gemeinsamen Verteidigung ab. Wie der Leiter der Arbeitsgruppe zur Bildung eines russischen Militärstützpunktes in Tadschikistan und Befehlshaber des Militärbezirkes Wolga-Ural, Generaloberst Aleksandr Baranow, dieser Tage erklärte, wird im Auftrag von Präsident Putin in Tadschikistan "ein starker Truppenverband gebildet, dem auch Fliegerkräfte angehören werden, der mit modernsten Waffen ausgerüstet sein und eng mit den Sicherheitsstrukturen der Republik zusammenarbeiten wird..."

Beim russischen Verteidigungsministerium wurde die Behauptung zurückgewiesen, dass dieses Vorgehen Moskaus etwas mit der Erweiterung der Militärpräsenz der USA und anderer NATO-Staaten in Kirgisistan (Luftwaffenstützpunkt Manas) und Usbekistan (Luftwaffenstützpunkt Chanabad) zu tun hat. Es ist jedoch so, dass die Entschlossenheit und Aktivität der Militärführung der Russischen Föderation in Tadschikistan erst dann zutage trat, als Gerüchte darüber auftauchten, dass Washington beabsichtigt, ähnliche Militärabkommen mit Duschanbe zu schließen.

General Baranow macht keinen Hehl daraus, dass der Militärstützpunkt in der Republik auf der Basis der 201. Motorisierten Schützendivision gebildet wird, die seit über 7 Jahren hauptsächlich aus Vertragssoldaten besteht und ein gutes Beispiel für die erfolgreiche Reform der Truppe ist. Der Verband ist einer der besten bei den Landstreitkräften Russlands. Neben der Ausbildung sind die Soldaten auch mit der Umsetzung von Kampfaufgaben beschäftigt. Einheiten der 201. Motorisierten Schützendivision sind an 11 Abschnitten der tadschikisch-afghanischen Grenze stationiert, schützen wichtige Wirtschaftsobjekte der Republik. Diese Aufgaben werden jährlich von über 1000 Militärangehörigen, einigen Dutzend Einheiten Panzertechnik, Artillerie und Luftwaffe umgesetzt. Die russischen Militärangehörigen nehmen ferner an der Lieferung, dem Schutz und der Verteilung von außerordentlicher oder humanitärer Hilfe an die Bevölkerung der Republik teil.

Alle diese Funktionen behalten unsere Militärangehörige auch nach der Stärkung des russischen Militärverbandes in Tadschikistan bei. Interessant ist jedoch, dass Russland nicht nur die eigenen Truppen, sondern auch die Kampfkraft der tadschikischen Armee stärken will. Baranow zufolge wird ein Teil der "überflüssigen" Militärtechnik und der Waffen der 201. Motorisierten Schützendivision den Streitkräften Tadschikistans übergeben, und dem russischen Verband werden modernste Waffen – Mittel für die Aufklärung, das Fernmeldewesen, höchst präzise Waffen, darunter neue Kampfmaschinen und Panzer usw. - geliefert.

Es ist klar, dass jedes Land an der Stärkung der eigenen Streitkräfte und seines Einflusses in der einen oder anderen Region interessiert ist. Die Schritte Moskaus und Duschanbes, die auf die Stärkung der Kampfkraft im Süden der Gemeinschaft gerichtet sind, sehen hier ganz gesetzmäßig aus. Viele Umstände rufen jedoch Fragen hervor. Zum Beispiel die Tatsache, dass Vertreter des Generalstabs der Streitkräfte der Russischen Föderation seinerzeit erläuterten, dass die russischen Militärkräfte in Tadschikistan für die Festigung der Grenze und die Bekämpfung von Drogenschmuggel und des Exports von Instabilität und Kämpfern aus Afghanistan vorgesehen sind. Es wurde angenommen, dass der russische Militärverband in Tadschikistan je nach Normalisierung der Lage an der tadschikisch-afghnaischen Grenze reduziert wird. Eben darauf war der im April 1999 in Moskau unterzeichnete Vertrag über den Status und die Bedingungen für die Präsenz der russischen Militärbasis in Tadschikistan gerichtet. Einige Zeit ist seitdem vergangen, der Verband wird jedoch nicht gekürzt, sondern gestärkt. Es wird ferner ein neuer Vertrag über den russischen Militärstützpunkt vorbereitet. Und das vor dem Hintergrund, dass das Taliban-Regime in Afghanistan zerschlagen wurde und in Kabul eine Regierung sitzt, die Moskau und Duschanbe gegenüber loyal gesinnt ist. Woran liegt das?

Wie die "Nesawissimaja gaseta" aus gut informierten Quellen bei der Führung der Russischen Föderation erfahren hat, sind Moskau und dessen Verbündete über die Zunahme der Instabilität in Zentralasien, nicht nur in Afghanistan, sondern auch in einigen Staaten der Gemeinschaft, in erster Linie in Kirgisistan und Usbekistan (besonders in den Gebieten Samarkand, Buchara und dem Fergana-Tal), besorgt. Kämpfer der Islamischen Bewegung Usbekistans wollen erneut angreifen und mit Hilfe der islamischen Opposition Usbekistans und Kirgisistans ihre Macht wenigstens in den Süd- und Bergregionen herstellen. Probleme, die im Zusammenhang mit der Krankheit des Präsidenten Usbekistans Islam Karimow stehen, haben den Kampf zwischen den Clans dieser Republik zugespitzt. Die Instabilität nimmt ferner durch die Verarmung der Bevölkerung und den Zwist zwischen den einzelnen Völkern zu. Besonders gut ist das in Usbekistan zu beobachten, das Abstand von den Verträgen mit Moskau genommen hat und kürzlich sogar den Versuch unternommen hat, seinen Luftraum für Flüge russischer Militärtransportflugzeuge nach Tadschikistan zu sperren. (lr)