Türkische Zentralbank senkt Leitzins
25. Juli 2019Nach dem von Präsident Recep Tayyip Erdogan erzwungenen Chefwechsel hat die türkische Zentralbank den Leitzins um 4,25 Prozentpunkte auf 19,75 Prozent gesenkt. Die meisten Ökonomen hatten zwar mit einer Senkung gerechnet, diese aber mit maximal 2,5 Punkten beziffert.
Erdogan hatte Zentralbankgouverneur Murat Cetinkaya Anfang des Monats per Dekret entlassen, weil er eine Senkung des Zinssatzes, zu dem sich Banken Geld von der Notenbank leihen, abgelehnt hatte. Nachfolger wurde der bisherige Vize Murat Uysal, der als Befürworter einer lockeren Geldpolitik gilt.
Währungskurs nahezu unverändert
Jüngste Daten deuteten auf eine moderate Erholung der Wirtschaft hin, erläuterte die Zentralbank. Kurz nach Verkündung der Zinssenkung notierte die türkische Lira weitgehend unverändert bei 5,68 zum Dollar. Inmitten eines Streits mit den USA hatte die türkische Landeswährung vergangenes Jahr stark an Wert verloren, sich seitdem jedoch stabilisiert.
Allerdings drohen neue Sanktionen, weil die Türkei gegen den Willen Washingtons das russische Abwehrsystem S-400 gekauft hat. Vergangene Woche hatten die Vereinigten Staaten deswegen bereits den Ausschluss der Türkei aus dem Programm zum Bau des US-Kampfjets F-35 erklärt.
Besorgte Investoren
Investoren sorgen sich um die Unabhängigkeit der türkischen Währungshüter. Denn Erdogan hatte nach dem Rauswurf Cetinkayas angekündigt, von nun an werde die Notenbank das Wirtschaftsprogramm der Regierung "viel stärker unterstützen". Der Präsident ist entgegen der gängigen Wirtschaftslehre der Meinung, dass ein hoher Leitzins nicht ein Mittel gegen die Inflation ist, sondern eine Ursache hierfür. Der ehemalige Zentralbankchef Cetinkaya hatte den Leitzins trotz des Drucks vom Präsidenten lange Zeit unverändert beibehalten, um gegen die hohe Inflation zu kämpfen.
uh/jj (afp, rtr)