Ausländische Hilfe gegen das Flughafen-Chaos
26. Juni 2022Die Bundesregierung plant, die Einreise von dringend benötigtem Personal aus dem Ausland für eine vorübergehende Tätigkeit in Deutschland zu ermöglichen, wie Bundesarbeitsminister Hubertus Heil in der "Bild am Sonntag" ankündigte. Nach Angaben aus Regierungskreisen soll eine vierstellige Zahl von Fachkräften bestenfalls schon von Juli an für einige Monate in Deutschland aushelfen. Im Gespräch sind nach Branchenangaben rund 2000 Beschäftigte, unter anderem aus der Türkei. Sie sollen zum Beispiel bei der Gepäckabfertigung eingesetzt werden.
Die Flughäfen reagierten erfreut und dringen nun darauf, dass die Behörden die Zuverlässigkeit des Personals schnell überprüfen. Ziel sei eine rasche Umsetzung, heißt es bei der Arbeitsgemeinschaft deutscher Verkehrsflughäfen.
In der Corona-Krise hatten viele Dienstleister an den Flughäfen Mitarbeiter entlassen. Viele von ihnen suchten sich neue Stellen. Derzeit fehle jeder fünfte operative Mitarbeiter, erklärte die Arbeitsgemeinschaft. Sie geht von einer Personallücke von 5500 Beschäftigten aus, die vom Check-in über die Passagierkontrolle bis hin zur Flugzeugabfertigung fehlen. Daher möchte die Branche kurzfristig auf Personal aus Drittstaaten zurückgreifen, wie eine Sprecherin mitteilte.
Personalpolitik liegt in der Verantwortung der Flughäfen
Viel Zeit dafür bleibt nicht mehr. In Nordrhein-Westfalen haben schon die Schulferien begonnen - mit langen Warteschlangen etwa an den Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn. Bundesverkehrsminister Volker Wissing wies die Verantwortung für chaotische Zustände an den Airports den Unternehmen zu. Für die Personalpolitik der Flughafengesellschaften und Airlines sei die Bundesregierung nicht zuständig und nicht verantwortlich, sagte er. In der Verantwortung des Bundesverkehrsministeriums lägen die Flugsicherung und die Koordination des Flugbetriebs.
Engpässe bei den Besatzungen
Kurz vor Beginn der Haupturlaubszeit hatten zahlreiche Fluggesellschaften Verbindungen gestrichen. Lufthansa sagte bislang insgesamt knapp 3000 Flüge an ihren Drehkreuzen Frankfurt und München ab, auch weil sich vermehrt Besatzungen wegen Corona-Fällen krankmelden. Auch die Billigtochter Eurowings hat Hunderte Flüge im Juli gecancelt. Allein am Berliner Flughafen strich Marktführer Easyjet sein Programm für die Sommermonate um rund 1000 Flüge zusammen.
Die Lufthansa erwartet erst im nächsten Jahr eine Normalisierung des Flugbetriebs. Eine kurzfristige Verbesserung jetzt im Sommer werden man leider kaum erreichen können, sagte Lufthansa-Vorstand Detlef Kayser der Zeitung "Die Welt". Aktuell helfe nur, die Zahl der Flüge zu reduzieren. Das sei nicht nur ein deutsches Problem, sondern gelte für die ganze Welt.
uh/se (dpa, afp)