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Greift Gewalt auf Deutschland über?

12. Oktober 2015

Nach dem Anschlag in Ankara steigt nach Ansicht der Türkischen Gemeinde auch in Deutschland das Risiko für Gewalt. Die radikalen Gruppen seien in der Minderheit, aber: "Wehret den Anfängen", mahnt der Vorsitzende.

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Türkei Unruhen bei Kurden-Demonstration in Istanbul
Unruhen in Istanbul 2008 - drohen Krawalle zwischen radikalen türkischen Gruppen bald auch in Deutschland?Bild: picture-alliance/dpa/S. Suna

Die Türkische Gemeinde in Deutschland warnt nach dem Bombenanschlag in der Türkei vor gewaltsamen Auseinandersetzungen in der Bundesrepublik. "Als Recep Tayyip Erdogan Staatspräsident wurde, hat diese Polarisierung in Deutschland angefangen", sagte der Vorsitzende Gökay Sofuoglu dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Sobald in der Türkei etwas passiere, gingen die Menschen auf die Straße. "Und so wie die Stimmung jetzt gerade in der Türkei ist, befürchte ich eine weitere Eskalation auch hier."

Sofuoglu sagte weiter, er beobachte, dass in den sozialen Medien sehr schnell von allen Seiten zu Demonstrationen aufgerufen werde, die gar nicht genehmigt seien. Sowohl auf türkischer als auch auf kurdischer Seite entwickelten sich verschiedene Gruppen. In Deutschland gebe es auf der einen Seite sogenannte Osmanen. Die bezeichneten sich als gewaltbereite Verteidiger des Türkentums.

Türkei Ankara Anschlag Proteste in Deutschland Mannheim
Bisher gab es nach dem Anschlag in Ankara nur friedliche Demonstrationen gegen Erdogan in DeutschlandBild: picture-alliance/dpa/R. Priebe

Auf der anderen Seite stünden Anhänger von "Apo", die bei Demonstrationen vermummt aufträten und auf ihren Plakaten teilweise von Vergeltung sprächen. Anhänger des inhaftierten Führers der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK, Abdullah Öcalan, nennen ihn "Apo". Sofuoglu betonte, beide Gruppen seien in der Minderheit, aber: "Wehret den Anfängen."

Özdemir fordert: Keine Gespräche mit Erdogan

Der Grünen-Politiker Cem Özdemir forderte die Europäische Union unterdessen auf, wegen des Anschlags die Gespräche mit dem türkischen Präsidenten Erdogan auszusetzen."Wer sein eigenes Land ins Chaos stürzt, weil er Angst davor hat, im Falle einer Wahlniederlage für seine Untaten zur Rechenschaft gezogen zu werden, ist kein verlässlicher Partner", sagte Özdemir dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Die EU dürfe bis zur Wahl in der Türkei am 1. November nichts tun, was als Stärkung des Staatschefs verstanden werden könne. "Jedes Abkommen wäre ein Signal, dass Erdogan für uns ein normaler Gesprächspartner wäre."

Bei dem Anschlag auf eine Friedensdemonstration in Ankara wurden am Samstag mindestens 97 Menschen getötet, mehr als 500 wurden verletzt. Die Drahtzieher sind noch unbekannt, die türkische Regierung verdächtigt die Terrormiliz "Islamischer Staat." Die prokurdische Oppositionspartei HDP gibt der Staatsführung eine Mitschuld an dem Anschlag.

Ba/sc (afp, dpa)