"Systemsprenger" geht ins Oscar-Rennen
21. August 2019Die Freude bei Regisseurin Nora Fingscheidt und ihrem Team war groß: Ihr Kinofilm "Systemsprenger" geht als deutscher Kandidat in das Rennen um den Oscar in der Kategorie "Bester nicht-englischsprachiger Film". Das gab "German Films", die Auslandsvertretung der deutschen Filmbranche heute in München bekannt.
"Wir fühlen uns geehrt und sind dankbar, dass 'Systemsprenger' als deutscher Beitrag ins Oscar-Rennen geht", sagte Fingscheidt in einer ersten Reaktion gegenüber der Presse.
Der Film sei gerade weltweit auf einer internationalen Festivalreise und löst offenbar überall starke Gefühle aus. "Die überwältigenden Reaktionen des Publikums zeigen: Kino kann einen Dialog zwischen Kulturen herstellen, wenn es ums Mensch-Sein geht", erklärte die Regisseurin.
Bei seiner Weltpremiere auf der diesjährigen Berlinale hatte der extrem realitätsnahe Film aus Deutschland nicht nur für Aufmerksamkeit und kontroversen Gesprächsstoff bei internationalen Filmkritikern gesorgt; Nora Fingscheidt erhielt außerdem für ihr Spielfilmdebüt den Silbernen Bären Alfred-Bauer-Preis.
Hauptdarsteller Albrecht Schuch, der als Otto Modersohn im Kinofilm "Paula" bekannt wurde, spielt den Sozial-Coach Micha, der mit extrem unkonventionellen Methoden versucht, das neunjährige Mädchen Benni aus ihrer Gewaltspirale und ihrer explosiven Verzweiflung zu holen.
Benni-Darstellerin Zengel hat "alle an die Wand gespielt"
Überall ist das archaisch wilde Kind rausgeflogen: Pflegefamilie, Jugendwohngruppe, Sonderschule. Selbst Bianca, die Mutter, hat Angst vor ihrer unberechenbaren Tochter. Kinder wie Benni nennt das deutsche Jugendamt schlicht "Systemsprenger". Alle scheitern an ihrer Wildheit. Hauptdarstellerin Helena Zengel habe mit ihrer Kraft und körperlichen Wucht im Grunde alle in dem Film an die Wand gespielt, erzählt Schuch in einem Interview im Presseheft zum Film.
Der Film ist in Koproduktion mit Oma Inge Films, dem ZDF/Kleines Fernsehspiel und mit finanzieller Unterstützung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Monika Grütters, produziert worden. Gefördert wurde er durch mehrere deutsche Institutionen, u.a. durch den deutschen Filmförderbund und das Medienboard Berlin-Brandenburg.
Oscar-Akademie nominiert im Januar
Auf der Liste der sieben deutschen Oscar-Kandidaten standen u.a.: die Hape-Kerkeling-Biografie "Der Junge muss an die Luft" von Regisseurin Caroline Link, sowie "Lara" von Jan-Ole Gerster. Link hat den Auslands-Oscar 2013 mit ihrem Film "Nirgendwo in Afrika" gewonnen. 2007 konnte das Stasi-Drama "Das Leben der Anderen" von Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck den begehrten Auslands-Oscar nach Deutschland holen.
Die Oscar-Akademie wählt im Januar 2020 fünf der ausländischen Bewerber-Filme aus, die offiziell für den Oscar in der Auslands-Kategorie nominiert werden. Die Preisverleihung findet am 9. Februar in Los Angeles statt.
hm/bb (dpa, German Films)