Im Kino: Die Dokumentation "Sympathisanten"
31. Mai 2018Der sozialdemokratische Bundeskanzler Helmut Schmidt und erzkonservative Fernsehjournalisten haben es getan, auch die Boulevardpresse und große Illustrierte - sie alle haben vor den tatsächlichen und angeblichen Sympathisanten der Terrororganisation RAF gewarnt. Im aufgeheizten Klima der 1970er Jahre konnte man in der Bundesrepublik schnell zum Sympathisanten werden - vor allem aus der Perspektive Konservativer.
Antworten von Margarethe von Trotta und Volker Schlöndorff
Der Historiker und Filmemacher Felix Moeller hat zu dem Thema einen Dokumentarfilm gedreht. Moeller baut dabei vor allem auf zwei Gesprächspartner -die Regisseurin Margarethe von Trotta sowie deren ehemaligen Mann Volker Schlöndorff, ebenfalls Regisseur. Das ist kein Zufall. Moeller ist der Sohn von Margarethe von Trotta, Oscarpreisträger Schlöndorff ist sein Stiefvater.
"Als kritische und engagierte Künstler wurden auch meine Eltern zu den 'Sympathisanten' gezählt, die Filme wie 'Die verlorene Ehre der Katharina Blum', 'Deutschland im Herbst' oder 'Die bleierne Zeit' gemacht haben", sagt Felix Moeller. Beide hätten sich in ihren Filmen sehr mit dem Thema Terrorismus und den Motiven von Radikalisierung und Gewalt der Protestgeneration auseinandergesetzt.
Sympathie aus Trotz
Neben von Trotta und Schlöndorff treten in Moellers Film weitere Zeitzeugen auf, der Schriftsteller Peter Schneider etwa oder der Musiker Marius Müller-Westernhagen. Es sei damals auch schick gewesen, mit diesen Leuten zu sympathisieren, sagt Müller-Westernhagen. "Ich muss ihm leider recht geben", stimmt Schlöndorff zu: "Ein Gutteil des Bürgertums zu schockieren und zu zeigen, dass man allen anderen einen Schritt voraus war, hatte schon seinen Reiz."
Moeller, der sich in seiner Dokumentation vor allem auf persönliche Erinnerungen und die Tagebucheinträge seiner Eltern gestützt hat, stellt in seinem Film vor allem Fragen: "Wie konnte es zu so einer polarisierenden Stimmung in der Bundesrepublik der 70er Jahre kommen?" Sympathie für die ersten Aktionen der späteren Terroristen kam vor allem auch deshalb auf, weil der Staat sich als so unerbittlich gezeigt habe - so könnte man eine Erklärung für die Sympathie mit der RAF deuten, die in vielen Aussagen durchschimmert.
Von Trotta: "Nicht immer mit eigenem Kopf gedacht."
Natürlich gibt es auch selbstkritische Töne. Moellers Mutter, Margarethe von Trotta, verweist im Film auf eine gewisse Mitschuld des Staates, weil "ein Staat, der sich als demokratischer Staat ausgibt, dann doch wieder Methoden anwendet, die eigentlich dem Nationalsozialismus zugesprochen werden konnten." Die Regisseurin sagt aber auch, heute, im Rückblick, würde sie bedauern, "dass ich nicht immer mit meinem eigenen Kopf gedacht habe."
Mehr zum Film von Felix Moeller in der neuen Ausgabe von KINO, darin auch ein Beitrag zur Kampagne "Face to face with German Films", die weltweit auf deutsche Filme aufmerksam machen soll.