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Politik

US-Vorwahlen 2020 - eine Spielanleitung

Conor Dillon mir
3. März 2020

Sie mögen Brettspiele? Dann werden Sie die US-Vorwahlen lieben. Ziel ist es, möglichst viele Punkte abzuräumen - vor allem am Super Tuesday. Aber Vorsicht: Am Ende gibt es einen Joker, der nochmal alles ändern kann.

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USA Debatte der US-Präsidentschaftskandidaten der Demokraten 2020 l Bloomberg, Warren, Sanders und Biden
Bild: Reuters/M. Blake

In den vergangenen Monaten haben die US-Demokraten vor Fernsehkameras debattiert, sich gegenseitig verspottet und sogar gedemütigt - alles in der Hoffnung, der nächste Präsidentschaftskandidat ihrer Partei zu werden.

Etliche Millionen Dollar flossen in Verleumdungskampagnen. Sogar ihre Social-Media-Konten haben sie benutzt, um gefälschte Zitate über Parteikollegen zu verbreiten.

Es ist ein hässlicher, parteiinterner Schlagabtausch. Als würde man ein "kreisförmiges Erschießungskommando" beobachten, so formuliert es ein US-amerikanischer Politikexperte. Der Höhepunkt des Spektakels fällt auf diesen Dienstag, den sogenannten Super Tuesday.

Nun die große Frage: Wie gewinnt man den Super Tuesday und sogar das gesamte Spiel?

1991 Punkte reichen für den Sieg

Wenn Sie Demokrat sind und es schaffen, 1991 von möglichen 3979 Punkten zu erreichen, sind Sie der nächste Kandidat für das Amt des US-Präsidenten. Obwohl: Eigentlich ist es nicht ganz richtig, von Punkten zu sprechen. Denn bei den Vorwahlen werden keine Punkte vergeben, sondern die Parteimitglieder geben ihr Votum ab, das dann übertragen wird auf 3979 Delegierte, die wiederum den Kandidaten wählen - aber das Prinzip ist dasselbe.

Welche Rolle spielt der Super Tuesday?

Rund 1350 Punkte - oder Delegierte - stehen am Super Tuesday auf dem Spiel. Es ist der 24-Stunden-Zeitraum, in dem die Parteimitglieder in mehr als einem Dutzend Bundesstaaten gleichzeitig abstimmen. Kurz davor ergaben Umfragen, dass der erste der "vier Bs" (Bernie, Biden, Bloomberg, Buttigieg), US-Senator Bernie Sanders, an diesem Super-Dienstag wohl die meisten Delegierten - über 500 - abräumen wird. Der ehemalige US-Vizepräsident Joe Biden wird voraussichtlich etwa 300, der ehemalige New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg 200 und die US-Senatorin Elizabeth Warren mehr als 100 Delegierte gewinnen. Pete Buttigieg, ehemaliger Bürgermeister von South Bend, Indiana, hätte etwa 50 Delegiertenstimmen erringen können. Aber der vierte der "vier Bs" hat unmittelbar vor dem Super Tuesday aufgegeben. Buttigieg ruft nun - wie zuvor bereits Ex-Kandidatin Amy Klobuchar - dazu auf, Joe Biden zu unterstützen.

Wie funktioniert das Punktesystem?

Wenn Sie die Zahl der Delegierten in den einzelnen Bundesstaaten vergleichen, denken Sie vielleicht, dass einige Staaten wichtiger sind als andere. So kommen aus dem bevölkerungsreichen Kalifornien 415 und aus Texas 228 Delegierte, weit mehr als etwa aus den kleinen Neuenglandstaaten Maine (29) und Vermont (16). Und in der Tat: Wenn ein Bewerber 20 Prozent der Stimmen in Kalifornien erhält, sahnt er mehr als 80 Delegierte ab. Das ist ein Sieg - und ein Schritt in Richtung der 1991-Schwelle.

Aber: Damit haben die Kandidaten einen Anreiz, möglichst viele Menschen an vielen Orten anzusprechen. "The winner takes it all" gibt's nicht. Oder anders gesagt: Bitte löschen Sie aus Ihrem Gedächtnis die Landkarten, die die Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen zeigen - die US-Bundesstaaten sind dort entweder blau (Demokraten) oder rot (Republikaner). So funktioniert das bei den Vorwahlen nicht.

USA Vorwahl der US-Demokraten in Iowa
Anfang Februar wählten die US-Demokraten in Iowa ihre DelegiertenBild: picture-alliance/ZumaPress/S. Dorfman

Und nach dem Super-Dienstag?

Geht die Show weiter. Für einige. Für die Kandidaten, die am Super-Dienstag schlecht abschneiden, sind die Würfel quasi schon gefallen: Es wird - statistisch gesehen - sehr unwahrscheinlich, dass sie die Nominierung gewinnen. Sie sind raus.

Wie viele Kandidaten auch immer übrig bleiben, sie werden sich darauf konzentrieren, so viele der verbleibenden 2500 Punkte wie möglich zu ergattern. Das wird im Laufe der nächsten Monate geschehen. Das Prozedere endet am 6. Juni, wenn die Inselgruppe Virgin Islands die letzten elf Punkte vergibt.

Super-Delegierte bringen Bonuspunkte

Und wie geht es dann weiter? An dieser Stelle werden die Spielregeln merkwürdig. Für eine Nominierung als Präsidentschaftskandidat brauchen ein Bewerber oder eine Bewerberin eine absolute Mehrheit von mindestens 1991 der 3979 Delegiertenstimmen. Aber: Wenn bis zum Ende der Vorwahlen kein einziger Kandidat der US-Demokraten diese Schwelle erreicht hat, gibt es eine zweite Runde. Das ergibt doch erstmal Sinn, oder? Also stimmen die Parteimitglieder wieder ab?

Nein, das tun sie nicht. Denn nun kommen die sogenannten Super-Delegierten ins Spiel. Wie die Engel der Herrlichkeit, oder des Todes - wie man's nimmt -, könnten sie im Juli beim Nominierungsparteitag der Demokraten in Milwaukee, Wisconsin, vom Himmel herabschweben. Und aus ihren Manteltaschen wird es 750 Bonuspunkte regnen. Das ist die Joker-Regel des Spiels. Die Super-Delegierten werden nicht durch die Vorwahlen bestimmt, sondern sind Kraft ihrer politischen Ämter stimmberechtigt. Sie können ihre Stimme einem Bewerber ihrer Wahl geben und damit Königsmacher (oder Königinnenmacher) sein.

USA Iowa Des Moines | Vorwahlen Demokratische Partei | Unterstützer Pete Buttigieg
Ordnung muss sein, auch bei Vorwahlen: In Iowa wird die Fahne geglättetBild: Reuters/E. Thayer

Niemand weiß, ob und wie sich die Rolle der Super-Delegierten auf die Vorwahlen auswirken wird. Aber eines ist sicher: Am 16. Juli wird nur noch ein Kandidat der Demokraten übrig sein - und er oder sie wird noch mehr Wunden davongetragen haben als nach den Vorwahlen am Super-Dienstag.

Dann wird für die Demokraten die Zeit kommen, das "kreisförmige Erschießungskommando" hinter sich zu lassen und sich im US-Präsidentschaftswahlkampf 2020 mit vereinten Kräften auf den Kampf gegen Donald Trump zu konzentrieren.

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