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"Super Bowl" elektrisiert USA

Stefan Biestmann, Washington9. Februar 2006

In Deutschland fiebern die Fans der Fußball-Weltmeisterschaft entgegen. Dagegen haben die Amerikaner ihren sportlichen Jahreshöhepunkt schon hinter sich: den 40. "Super Bowl". Eine Klasse für sich.

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Wer am Sonntagabend (5.2.2006) mit dem Auto unterwegs war, hatte freie Bahn. Auf den amerikanischen Straßen regierte gähnende Leere und die Gehwege waren verwaist. Selbst die Supermärkte glichen Geisterhäusern und die sonst kurz vor Wochenbeginn üblichen Warteschlangen an den Kassen blieben aus.

Dagegen war in den amerikanischen Bars, Studentenwohnheimen und Wohnzimmern der Ausnahmezustand angesagt. Rund 91 Millionen Amerikaner blickten wie gebannt in die Flimmerkiste. Mit frenetischen Rufen feuerten die Football-Fans ihr favorisiertes Team an - entweder die Seattle Seahawks oder die Pittsburgh Steelers.

Schwarzmarkt

Neidisch schauten sie auf diejenigen, die in Detroit (Michigan) den "Super Bowl" live miterlebten. Für viele im Stadion sitzende Fans ging ein Lebenstraum in Erfüllung. Kein Wunder also, dass Tickets auf dem Schwarzmarkt zu horrenden Preisen angeboten wurden: Die günstigste Karte kostete über 2000 Dollar, ein Platz in der Luxus-Suite sogar mehr als 100.000 Dollar.

Tief in die Tasche greifen mussten Firmen, die während der TV-Übertragung ihre Produkte anpreisen wollten. Ein 30 Sekunden langer Werbespot kostete 2,5 Millionen Dollar. Doch dies schreckte die Unternehmen nicht ab – schließlich sitzt die halbe Nation vorm Fernseher.

Der gemeinsame Football-Abend vor dem Fernseher wird meist bis ins letzte Detail durchgeplant. Laut einer Studie kauften sich die Amerikaner extra zum "Super Bowl" 2005 rund 14 Millionen Fernsehgeräte, 530 000 Möbelstücke und 6,2 Millionen Kleidungsstücke. Vom harten Fußboden aus möchte niemand den Titelkampf miterleben.

Von der Hundeleine bis zum Pyjama

Nach Schätzungen der National Football League (NFL) geben die Fans jährlich über 100 Millionen Dollar für "Super Bowl"-Artikel aus. Ob Computerspiele, Pyjamas, Spielzeugfiguren oder Flaschenöffner - alles ist zu stattlichen Preisen erhältlich. Selbst ihr Haustier können die Amerikaner passend zum Finale ausrüsten. So kann der Fan kurz vor dem Spiel noch mit "Lassie" an der "Super Bowl"-Hundeleine spazieren gehen. Später nimmt das Tier samt Football-Decke vor dem Fernseher Platz.

Nach dem Spiel trennten sich am Sonntag die Wege der Fans. Während die Anhänger der unterlegenen Seattle Seahawks missmutig und enttäuscht ins Bett fielen, feierten viele Fans der Pittsburgh Steelers lautstark in den Bars und auf den Straßen bis in die Morgenstunden. Ihr Lieblingsteam hatte zum fünften mal den "Super Bowl" gewonnen.

Wer in diesem Jahr bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland den Titel holt, ist noch offen. Fest steht, dass die USA bereits in der Vorrunde harte Aufgaben zu bewältigen hat: Gegen Italien, die Tschechische Republik und Ghana müssen die US-Boys zur Bestform auflaufen, um bestehen zu können. Doch nur wenige Amerikaner zerbrechen sich den Kopf darüber, wie ihre Nationalelf den Sprung ins WM-Achtelfinale schafft. Die US-Bürger wetten lieber darauf, welches Team beim "Super Bowl" 2007 in Miami (Florida) triumphiert.