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Streiks an deutschen Flughäfen

25. März 2014

Erneut könnte ein Arbeitskampf den deutschen Flugverkehr lahmlegen. Für Donnerstag ruft die Gewerkschaft Verdi die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes an nahezu allen großen deutschen Flughäfen zum Streik auf.

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Lufthansa-Heck mit Schild 'Außer Betrieb' (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Betroffen seien die Flughäfen in Frankfurt, München, Köln-Bonn, Düsseldorf, Hamburg, Hannover und Stuttgart, teilte Verdi mit. An den Airports sollten die Mitarbeiter der Frühschicht, die üblicherweise bis 1400 Uhr deutscher Zeit dauert, in Ausstand gehen. Betroffen wären etwa die Abfertigung, Gepäckförderanlagen oder die Wartung der Airports.

Ein Sprecher der Frankfurter Flughafengesellschaft Fraport sagte, es sei noch nicht absehbar, wie stark die Beeinträchtigungen im Flugverkehr sein werden. Dies hänge davon ab, wie viele der Beschäftigten dem Verdi-Aufruf folgen werden. Fraport habe sich aber mit der Gewerkschaft darauf geeinigt, dass ein Grundbetrieb aufrecht erhalten werden müsse. Allein am größten deutschen Flughafen in Frankfurt am Main sind laut Fraport rund 9600 Angestellte im öffentlichen Dienst beschäftigt. Verdi rechnet mit einer Beteiligung von 1200 Angestellten.

Lufthansa rechnet mit zahlreichen Ausfällen

Die Lufthansa als größter Kunde des Frankfurter Flughafens arbeitet nach eigenen Angaben intensiv an einem Ersatzflugplan. Mit zahlreichen Ausfällen sei zu rechnen, wenn die Ankündigungen umgesetzt würden. Für Donnerstag gebuchte Flüge könnten ab sofort kostenlos umgebucht werden, auch auf mögliche Bahnverbindungen. Genauere Einzelheiten zu möglichen Annullierungen, Umbuchungsmöglichkeiten und alternativen Reisemöglichkeiten sollen am Mittwochvormittag vorliegen.

Unklar sind die Folgen des Streiks derzeit für den Flughafen in München. "Wir wissen nicht, wie viele Mitarbeiter daran teilnehmen werden", sagte ein Sprecher. Inklusive der Bodenabfertigung kämen 5000 Mitarbeiter infrage. Am zweitgrößten deutschen Flughafen starten und landen am Tag gut 1000 Flieger. Weitere Informationen will der Flughafen am Mittwoch veröffentlichen.

Eine Sprecherin der Lufthansa kritisierte das Vorgehen der Gewerkschaft. Die Belastungen des Streiks müssten vor allem die Passagiere der Lufthansa tragen - wie schon beim Warnstreik des privaten Sicherheitspersonals in Frankfurt am 21. Februar dieses Jahres. "Verdi nimmt erneut in Kauf, dass eine dritte Partei, die nicht Teil der Tarifauseinandersetzung ist, durch den Streik geschädigt wird."

Kritik am Streik

Im Tarifstreit des öffentlichen Dienstes will die Gewerkschaft Verdi mit der Aktion den Druck auf die Kommunen und den Bund erhöhen. Bereits in den vergangenen Tagen hatten vielerorts Beschäftigte unter anderem in Kindertagesstätten, der Müllabfuhr und bei Bussen und Bahnen gestreikt. Verdi fordert für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst eine Erhöhung der Löhne um 100 Euro plus 3,5 Prozent. Die dritte Verhandlungsrunde ist für Montag und Dienstag kommender Woche angesetzt.

Kritik kam vom arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Dessen Gewerkschaftsexperte Hagen Lesch bezeichnete das Vorgehen von Verdi als nicht mehr verhältnismäßig. "Wenn man nach der zweiten Verhandlungsrunde mit den Worten auseinander geht, man habe sich angenähert, wozu braucht man dann noch einen Streik als Druckmittel?", fragte Lesch.

Flughäfen und Airlines in Deutschland werden so häufig wie keine andere Branche durch Ausstände lahmgelegt. Der letzte große Streik am Frankfurter Airport fand am 21. Februar 2014 statt, damals gingen die Sicherheitskontrolleure nach einem Aufruf von Verdi nicht zur Arbeit. Der Betreiber Fraport musste die Abfertigung stoppen - einige Zehntausend Passagiere verpassten ihre Flieger. Über die Gehälter der rund 5000 Beschäftigten dieser Berufsgruppe soll an diesem Mittwoch wieder verhandelt werden.

Neben dem Verdi-Warnstreik drohen dem Luftverkehr in den kommenden Tagen auch Streiks der Lufthansa-Piloten. Die Gewerkschaft "Vereinigung Cockpit" ist seit der vergangenen Woche nach einer sehr deutlichen Urabstimmung von rund 5400 Lufthansa-Piloten streikbereit. Ihr Streik könnte die Fluggesellschaften Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings komplett lahmlegen. Beide Seiten betonen aber, dass der Konflikt auch am Verhandlungstisch beigelegt werden könne.

bea/det (rtr, dpa, afp)