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Will Fritz Keller in den FIFA-Rat?

6. März 2020

Nach einem Medienbericht will der DFB-Präsident entgegen seiner früheren Aussagen nun doch selbst in das höchste Gremium des Weltfußballs einziehen. Ein FIFA-Sprecher kann das nicht bestätigen.

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Generalversammlung der DFL Fritz Keller
Bild: picture-alliance/dpa/A. Gora

"Ich sehe meine Aufgaben im nationalen Bereich. Deshalb habe ich Herrn Koch gebeten, in die Gremien der FIFA und der UEFA zu gehen", erklärte Fritz Keller im August 2019, einen Monat vor seinem Amtsantritt. Der DFB-Präsident wollte damit ein Zeichen setzen. "Das wird ein 24/7-Full-Time-Job. Zudem möchte ich mir nicht nehmen lassen, auch einmal Spiele in der Oberliga zu schauen." Eine Aussage in bewusstem Kontrast zur Wahrnehmung seiner Vorgänger, denen die gut dotierten Vorstandsämter durchaus sehr wichtig waren. Fritz Keller wollte sich vom ungeliebten Vorgänger Reinhard Grindel absetzen und ein glaubwürdiger Präsident sein. Nun gibt es an seinen Aussagen Zweifel.

Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" zieht es Fritz Keller in den Rat, den Council der Fifa. Der Chef des deutschen Fußballverbandes habe sein Interesse bereits bei Fifa-Boss Gianni Infantino vorgetragen, berichtet die Zeitung. Dies sei bei einem Treffen letzte Woche in Zürich geschehen. Der DFB habe dies bisher nicht bestätigt.

Ein "Wortbruch"?

Ein "Wortbruch" also, wie die "Süddeutsche Zeitung" urteilt? Hat Fritz Keller seine Leitlinien der Gewaltenteilung im DFB nur wenige Monate nach Amtsantritt schon wieder über den Haufen geworfen? Und steht dieser mögliche Sinneswandel in Verbindung mit der Entscheidung von DFB-Vizepräsident Rainer Koch, der im Dezember erklärt hatte, zugunsten des Präsidenten des französischen Fußballverbandes, Noël Le Graët, auf einen Platz im Rat des Fußball-Weltverbandes FIFA zu verzichten?

Ein FIFA-Sprecher wollte den Bericht am Freitagabend auf DW-Anfrage nicht kommentieren, verwies aber auf die Regularien der FIFA. Und die sprächen gegen einen möglichen, baldigen Einzug von Fritz Keller in den Rat der FIFA.

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Traf sich mit Fritz Keller: FIFA-Boss Gianni Infantino Bild: AFP/F. Fife

Dort steht, dass neben dem FIFA-Präsidenten alle weiteren 36 Mitglieder des FIFA-Rats von den FIFA-Mitgliedsverbänden bei den jeweiligen Konföderationskongressen gewählt werden (Artikel 33 der FIFA-Statuten). Und beim letzten Kongress des europäischen Verbandes UEFA wurde vor wenigen Tagen in Amsterdam nur der erwähnte französische Vertreter Le Graët in den Rat der FIFA gewählt. DFB-Vize Rainer Koch wurde für eine einjährige Amtszeit ins UEFA-Exekutivkomitee gewählt. Über eine Kandidatur Kellers ist aus Amsterdam nichts bekannt.

Bleibt es also bei der Konzentration auf nationale Aufgaben bei Fritz Keller? Zu tun gibt es in der Tat genug: Der tiefe Riss durch das Verhältnis der Fans zum DFB, die Sorgen des Amateurlagers, Rassismus und Gewalt auf und neben dem Platz sowie die Frage, wie weit der Fußball den Weg der Kommerzialisierung weiter gehen soll, stehen auf der Agenda. Keller, Präsident des Bundesligisten SC Freiburg und badischer Winzer, startete mit viel Vorschusslorbeeren ins Amt. Angesichts der Kritik, die kürzlich ein Fernsehauftritt des DFB-Präsidenten im ZDF-"Sportstudio" auslöste, wäre Keller gut beraten, tatsächlich die Einheit des deutschen Fußballs zu seiner Priorität zu machen. Denn die organisierten Fangruppen Deutschlands warfen ihm in einem offenem Brief auf der Plattform "Faszination Fanszene" am Freitag vor, dass der Dialog fehle und sich unter ihm "nichts zum Positiven verändert zu haben" scheint.