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Schlechtere Stimmung in Firmen

25. Oktober 2018

Ökonomen sind alarmiert: Die Stimmung in den Chefetagen der Unternehmen verschlechtert sich und lässt die Konjunkturaussichten in trüberem Licht erscheinen. Nur die Baubranche ist in Feierlaune.

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Federzinken aus Torgau DEU Sachsen Torgau
Bild: imago/Rainer Weisflog

"Die weltweiten Unsicherheiten bremsen die deutsche Wirtschaft aus", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest am Donnerstag zu dem stärker als erwartet gefallenen Geschäftsklima-Index für Oktober. Dieser gilt als verlässliches Barometer für das Auf und Ab der Wirtschaft , der nach langem Boom nun eine Schwächephase droht. Als Stimmungsbremse sieht der Münchner Forscher insbesondere die von US-Präsident Donald Trump angezettelten Handelskonflikte und den geplanten EU-Austritt Großbritanniens . Angesichts der gedämpften Laune der Unternehmen, die auch skeptischer in die Zukunft schauen als bislang, wackelt die Wachstumsvorhersage der führenden Forschungsinstitute für das Jahresende.

Das von den Forschern prognostizierte Plus von 0,6 Prozent für das vierte Quartal sei "schwer zu halten", sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe zur Nachrichtenagentur Reuters. Für das Bruttoinlandsprodukt im Sommer hatten die Institute DIW, Ifo und Co nur einen mageren Zuwachs von 0,1 Prozent auf dem Zettel. Daten zum dritten Quartal werden im November erwartet.

Schwächelnde Exporte bremsen Wachstum

"Die Wachstumsdelle ist noch nicht vorbei", warnte Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer. Die Prognosen für Deutschland und auch für den Euro-Raum müssten womöglich nach unten korrigiert werden. Schwächelnde Exporte hatten die Wirtschaft in den Staaten der Währungsunion im Oktober so langsam wachsen lassen wie seit über zwei Jahren nicht mehr. Noch stärker trübten sich die Geschäfte hierzulande ein, wo das Barometer des Forschungsinstituts IHS Markit den schlechtesten Wert seit rund dreieinhalb Jahren anzeigte.

In dieses weniger rosige Bild passt der Ifo-Index, der im Oktober auf 102,8 Zähler von 103,7 Punkten im Vormonat nachgab. Die Führungskräfte beurteilten dabei ihre Geschäftslage schlechter. Auch die Aussichten für die kommenden sechs Monate wurden pessimistischer eingeschätzt. "Die konjunkturellen Warnlampen leuchten nach den heutigen Daten noch einmal heller", so BayernLB-Volkswirt Stefan Kipar. Die aktuelle Kombination aus Lage und Erwartungen deute auf eine Abschwächung der Konjunktur hin, auch wenn noch keine Rezession vor der Tür stehe.

"Warnlampen leuchten heller"

Im Verarbeitenden Gewerbe fiel das Ifo-Stimmungsbarometer im Oktober deutlich. Flaute herrschte vor allem im Automobilsektor, der mit der Umstellung auf den neuen Abgasstandard WLTP kämpft. Volkswagen räumte beispielsweise Probleme mit der Umstellung auf den strengeren Messzyklus ein, weswegen zeitweise die Fertigung ruhte. Laut Bundesbank hinterließen die vorübergehenden Produktionsausfälle "tiefe Bremsspuren" in der Industrie. "In der Autobranche macht sich Pessimismus breit", sagte Ifo-Experte Wohlrabe. Auch die Exporterwartungen seien deutlich gesunken. Sein Fazit: "Der goldene Herbst fällt für die deutsche Wirtschaft aus."

Die in Zeiten des Niedrigzinses von der Nachfrage nach Betongold beflügelte Baubranche ist allerdings in Sektlaune: Ihr Stimmungsbarometer stieg auf einen Rekordwert, auch wenn die Erwartungen leicht nach unten korrigiert wurden. Die Auftragsbücher der Branche haben sich im Sommer weiter gefüllt: Das Volumen der Orders nahm im Zeitraum Juni bis August gegenüber den drei vorangegangenen Monaten um 0,7 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.

ul/hb (rtr)