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Tristesse bei deutscher Wirtschaft

22. März 2013

Viermal war der Ifo-Geschäftsklimaindex gestiegen. Im März dagegen sank die Laune bei den deutschen Managern. Kein Grund zu Pessimismus, meint Ifo-Präsident Sinn.

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BASF in Mannheim, Nachtaufnahme (archiv)
Bild: picture alliance/Fotoagentur Kunz

Die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft hat sich im März überraschend eingetrübt. Der Ifo-Geschäftsklimaindex fiel um 0,7 auf 106,7 Punkte, teilte das Münchner Ifo-Institut mit. Damit endete eine Serie von vier Anstiegen in Folge. Seit November war das wichtigste Stimmungsbarometer für die deutsche Wirtschaft gestiegen und hatte im Februar noch einen unerwartet großen Sprung nach oben gemacht.

Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn sieht trotzdem keinen Grund für Pessimismus: "Die Unternehmen bewerteten ihre momentane Geschäftslage fast noch genauso gut wie vorher". Für den ifo-Geschäftsklimaindex befragen die Konjunkturforscher jeden Monat rund 7000 Unternehmen. Die Stimmung deutscher Finanzexperten hatte sich dagegen zuletzt leicht verbessert: Die ZEW-Konjunkturerwartungen stiegen leicht um 0,3 Punkte auf 48,5 Zähler und damit auf den höchsten Wert seit fast drei Jahren.

Bayern/ ARCHIV: Der Praesident des Ifo-Instituts fuer Wirtschaftsforschung, Hans-Werner Sinn, spricht in Muenchen waehrend einer Pressekonferenz (Foto vom 14.12.11). Sinn draengt weiter auf die Moeglichkeit eines Austritts von Krisenstaaten aus der Euro-Zone. "Wir muessen aufhoeren, den Austritt zu einer Katastrophe zu stilisieren", forderte Sinn am Montag (08.10.12) im Deutschlandfunk. Griechenland habe schon mehr als 360 Milliarden Euro bekommen. "Das sind 36 Marshallplaene", sagte Sinn mit Blick auf die US-Wirtschaftshilfen fuer Europa nach dem Zweiten Weltkrieg. (zu dapd-Text) Foto: Lennart Preiss/dapd
Hans-Werner Sinn bleibt positiv gestimmtBild: dapd

Schwacher Jahresauftakt

Die deutsche Wirtschaft war überraschend schlecht ins Jahr gestartet. Die Industrieaufträge fielen im Januar überraschend um 1,5 Prozent, weil vor allem aus den kriselnden Euro-Staaten weniger Bestellungen kamen. Die Unternehmen drosselten deshalb ihre Produktion um 0,2 Prozent. Auch das Wahlchaos in Italien und die ungelöste Zypern-Krise dürften die Stimmung belasten. Die Bundesbank erwartet trotzdem ein Anziehen der Konjunktur. "Der zögerliche Start in das Jahr 2013 stellt nicht die Perspektive einer konjunkturellen Belebung der Wirtschaftstätigkeit infrage", schrieb sie in ihrem aktuellen Monatsbericht.

Reaktionen aus der Finanzwelt

"Deutschland ist nicht unbeeinflusst von der Euro-Zone. Wir sind nicht immun," meint Oliver Rakau von der Deutschen Bank. "Wenn Zypern pleite gehen sollte, kann man davon ausgehen, dass die Euro-Krise wieder stärker hoch kochen würde und dies die Exportaussichten Deutschlands negativ treffen würde. Wir gehen aber nicht von einer Pleite Zyperns aus," sagt Rakau. Dass der Ifo nach mehreren Anstiegen in Folge eine Verschnaufpause einlege, solle man nicht überbewerten. "Der Ifo hat einen Vorlauf auf die industrielle Entwicklung. Erst wenn die Erholung in dem Sektor doch ausbleibt, sollte man sich Sorgen machen."

"Die leichte Konsolidierung des Geschäftsklimas ist angesichts des enormen Anstiegs im Vormonat erst mal zu verschmerzen," heißt es von Jörg Zeuner, Chefökonom der bundeseigenen Förderbank KfW. "Die Erwartungen an die heutigen Zahlen waren zu hoch. Durch die Italien-Wahl und die jüngsten Auseinandersetzungen um das Rettungspaket für Zypern ist eine nachhaltige Stabilisierung der Euro-Zone erst einmal vertagt. Das ist sehr zu bedauern." Die weiteren konjunkturellen Aussichten hingen nämlich wesentlich davon ab, dass wir die Rezession in Europa überwinden.

12.02.2013 DW MIG Jörg Zeuner
Jörg Zeuner: "Eintrübung ist zu verschmerzen"Bild: DW

Die Eintrübung der Stimmung hat auch Alexander Schumann, DIHK Chefvolkswirt nicht überrascht, denn Italien und Zypern würden ihre Spuren hinterlassen. "Zudem war die Aufhellung der letzten Monate doch recht deutlich. Die Politik in der Euro-Zone muss aufpassen, denn die Unternehmen sind sehr sensibel geworden, was die politischen Entwicklungen in der Euro-Schuldenkrise anbelangt," so Schumann. Sie bräuchten endlich tragfähige Planungssicherheit, damit sich der Investitionsknoten löse und die Konjunktur den erwarteten Schwung erhielte.

iw/sc (dpa, rtr)