Stimmen zum Abhörskandal
Auf der politischen Bühne ist die Empörung groß: Dass das Handy der Kanzlerin mutmaßlich abgehört wurde sei nicht hinnehmbar, so heißt es einhellig aus allen Parteien. Doch was meinen die Bürger zum jüngsten NSA-Skandal?
Von Schadenfreude bis Wut
Auf der politischen Bühne ist die Empörung groß: Dass das Handy der Kanzlerin mutmaßlich abgehört wurde sei nicht hinnehmbar, so heißt es einhellig aus allen Parteien. Doch was meinen die Bürger zum jüngsten NSA-Skandal?
"Die Kanzlerin hat doch keinen Sonderstatus"
Nicht überrascht über die Enthüllungen zeigte sich diese Passantin: "Ich habe das geradezu erwartet." Allerdings verwundert sie die Reaktion der Regierung. "Warum soll die Kanzlerin einen Sonderstatus haben?"
"Erwarte Entscheidung"
"Die Kanzlerin muss bei den Amerikanern mal kräftig auf den Putz hauen", meint Bruno Jahn. "Solche Sachen müssen abgestellt werden." Er sei daher ganz froh, dass Angela Merkel nun selber spüre, was es heißt bespitzelt zu werden. "Vielleicht trifft sie nun mal endlich eine politische Entscheidung." Schließlich sei schon vor Monaten bekannt geworden, dass die Amerikaner in Deutschland abhören.
Besonnene Kanzlerin
Studentin Sandra meint, die Kanzlerin habe auf die Enthüllungen angemessen reagiert. "Sie darf nicht im Affekt handeln, von daher hat sie es ganz gut gemacht." Überrascht haben sie die neuen Enthüllungen aber nicht. "Damit musste man rechnen." Sandra vermutet, dass auch die Handys von Privatpersonen durch den amerikanischen Geheimdienst abgehört werden.
Vorgeschobene Argumente?
"Ich war überrascht, dass die Amerikaner die Kanzlerin abgehört haben sollen. So etwas konnte ich mir eigentlich nicht vorstellen", sagt Peter Maul. Trotzdem glaubt er nicht, dass auch normale Bürger in großem Stil abgehört werden. "Wenn, dann geht es da um Industriespionage. Die Terrorabwehr ist nur ein vorgeschobenes Argument."
Abhören erlaubt
"Was technisch möglich, ist wird auch gemacht", meint Wolfgang Appelt. Frau Merkel hätte nach den vorangegangenen Enthüllungen wissen müssen, dass auch sie abgehört wird. Alles andere sei naiv. "Mich selbst können die ruhig abhören und das tun die auch", sagt er mit einem Augenzwinkern.
Abhörsichere Handys sind nicht gefragt
"Bei mir hat noch kein Kunde nach einem abhörsicheren Handy gefragt", sagt Verkäufer Onur. Für die meisten Leute sei das gar kein Thema. Sicherheit gebe es sowieso nicht. "Wenn die NSA abhören will, dann schafft sie das auch." Da könne auch die beste Software nichts nützen. Und die käme in den meisten Fällen ja auch aus den USA.
Nur unter vier Augen
Jurastudent Joachim Pretsch hat sein eigenes Verhalten bei der Nutzung von Internet und Handy seit den Enthüllungen nicht geändert. "Ich nutze nach wie vor Programme wie 'Skype' oder 'WhatsApp'". Wirklich sensible Daten habe er nicht. "Und wenn, dann bespreche ich das persönlich", sagt er.
Was macht der BND?
"Ich selbst nutze Internet und Handy mittlerweile vorsichtiger", sagt hingegen dieser Passant. "Obwohl ich nichts zu verbergen habe." Von Kanzlerin Merkel wünscht er sich klarere Worte: "Sie muss die Amerikaner jetzt deutlicher zur Rede stellen." Möglicherweise, so räumt er ein, höre der Bundesnachrichtendienst (BND) im Ausland aber auch Politiker ab.
Es geht auch ohne
"Ich habe gar kein Handy", erzählt Rentnerin Anna Jaitner. Zu Weihnachten habe sie sich jedoch eins gewünscht. "Nur damit ich meine Angehörigen verständigen kann, wenn es mir mal nicht gut geht und ich unterwegs bin." Bislang sei sie aber auch immer gut ohne ausgekommen, berichtet die 83-Jährige. Dass die Kanzlerin ihr Handy so häufig nutzt, findet sie nicht gut.