1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Stichwort: Studentenbewegung

16. Dezember 2003

Der Schuss auf Germanistikstudent Benno Ohnesorg bei einer Demonstration gegen den Besuch des persischen Schahs brachte am 2. Juni 1967 das Fass zum Überlaufen - Sein Tod steht für den Beginn der Studentenbewegung.

https://p.dw.com/p/4SFC
Studentenführer Rudi Dutschke bei Studentenprotesten 1968Bild: AP

Bereits 1965 brodelte an deutschen Universitäten der Unmut über fehlende Hochschulreformen, den sich anbahnenden Vietnamkrieg, den Umgang der Deutschen mit ihrer Vergangenheit und die so genannten bürgerlichen Werte. Angesichts der schwachen parlamentarischen Opposition zur Großen Koalition formierten sich Studenten in der APO, der "Außerparlamentarischen Opposition". Mit Demonstrationen und Blockaden verliehen sie ihrer Forderung nach Umgestaltung der Gesellschaft Nachdruck auf Grundlage des von ihnen wieder entdeckten Marxismus.

Nach Ohnesorgs Tod wurde aus lokalen Protesten explosionsartig eine bundesweite Studentenrevolte. In vielen Städten brachen Unruhen aus, es kam zu Brandanschlägen gegen den Springer-Verlag, dem antistudentische und antikommunistische Hetze vorgeworfen wurde und gegen Kaufhäuser als Symbole des verhassten "kapitalistischen Systems". Schwere Gewalttaten rief auch das Attentat auf Studentenführer Rudi Dutschke 1968 hervor.

Die neuen Bewegungen: ideologiefrei und kreativ

In der Folgezeit erlebte Deutschland mehrere Protestwellen: 1988/89 gab es eine kurze und abrupte Bewegungen, die die Medien als "ideologiefrei, pfiffig und nicht allzu frech" feierten. Die Themen, damals wie heute: überfüllte Hörsäle, fehlende Bücher wie Professoren – und Widerstand gegen den anstehenden Bafög-Kahlschlag.

Die nächste große Protestwelle ging 1997 von der Uni Gießen aus, an 50 Hochschulen wurde der Unterricht blockiert, die Demonstration in Bonn mit 50.000 Studenten war der vorläufige Höhepunkt. Doch wie so oft verebbte der Protest mit den Semesterferien im Frühjahr 1998. Zwar waren die Studenten auf Verständnis bei Politikern gestoßen, außer bescheidenen Bundeszuschüssen für Bibliotheken passierte jedoch nicht viel.

Internationale Bewegung

Die Studentenrevolte war schon 1968 ein internationales Phänomen: Der amerikanische Einsatz in Vietnam und die westliche Unterstützung autoritärer Regime in der Dritten Welt trafen in der gesamten westlichen Welt auf Protest. In den USA etwa formierte sich in der Folge eine Anti-Kriegsbewegung, in Deutschland gruppierte sich um Andreas Baader und Ulrike Meinhof die Rote Armee Fraktion (RAF).

Auch im Winter 2003 schauen die deutschen Studentenvertreter fasziniert auf die EU-Nachbarländer: In Frankreich und der Schweiz gehen die Studenten auf die Straße und protestieren gegen die europaweite Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge, die sie als technokratisch aufgepfropftes Billigstudium kritisieren. Nach dem Willen der deutschen Hochschulrektoren soll sich auch hierzulande die Masse der Studenten mit schnellen Bachelor-Abschlüssen nach sechs Semestern begnügen. Bei der Mehrheit der deutschen Demonstranten ist das allerdings noch gar nicht angekommen. (Ina)