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Daimler und Porsche?

22. Juni 2009

Der Sportwagenbauer Porsche ist hoch verschuldet und braucht dringend Geld. Nun gibt es Spekulationen, dass Daimler bei Porsche einsteigen könnte. Ein interesantes Gedankenspiel, meint Karl Zawadzky in seinem Kommentar.

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Karl Zawadzky, Leiter der Wirtschaftsredaktion der Deutschen Welle (Foto: DW)
Karl Zawadzky, Leiter der Wirtschaftsredaktion der Deutschen WelleBild: DW / Christel Becker-Rau

Wird der springende Hengst im Porsche-Wappen durch ein Kamel oder durch einen Stern ersetzt? Denn neben dem Emir von Quatar, der für einen 30-Prozent-Anteil an Porsche rund drei Milliarden Euro bietet, scheint auch Daimler-Chef Dieter Zetsche Interesse an einem Einstieg bei Porsche zu haben. Da in der Auto-Branche derzeit jeder mit jedem über Kooperationen bis hin zu Fusionen spricht, macht die Indiskretion oder gezielt durchgestochene Meldung durchaus Sinn. Und wenn nichts dran ist, dann regt sie in jedem Fall die Phantasie an.

VW als Endziel für Daimler?

Denn über eine Beteiligung an Porsche würde Daimler indirekt Teilhaber bei VW. Daimler könnte von Porsche auch VW-Aktien-Optionen übernehmen und damit direkt in Wolfsburg einsteigen. Volkswagen ist da stark, wo Daimler wenig Expertise hat: bei Kleinwagen und in der Mittelklasse. Allein schon wegen der Abgasvorschriften aus Brüssel muss Daimler daran interessiert sein, bei Autos mit kleinem Hubraum und entsprechend wenig Emissionen attraktiver zu werden, auf höhere Stückzahlen zu kommen und damit den Flottenverbrauch zu verringern. Zum Beispiel könnten auf VW-Plattformen auch Mercedes-Modelle montiert werden, zum Beispiel könnte Daimler in kleinere Modelle VW-Motoren einbauen, zum Beispiel könnten neue Antriebsarten gemeinsam entwickelt werden. Attraktive Möglichkeiten der Zusammenarbeit gibt es viele.

Ein Fall fürs Kartellamt?

Porsche-Wappen (Foto: AP)
Welche Ehe wird Porsche eingehen?Bild: AP

Aber: Eine Beteiligung von Daimler an Porsche und damit auch an VW, die mehr als symbolische Bedeutung hätte, müsste die nationalen und europäischen Kartellbehörden auf den Plan rufen, denn damit entstünde auf dem europäischen Autosektor eine Marktmacht, wie es sie noch nie gegeben hat. Ganz eindeutig wäre ein solcher Verbund "too big to fail" und damit auch eine Gefahr für Staat und Gesellschaft. Die Politik, die Porsche den erwünschten 1,75-Milliarden-Euro-Kredit durch die Staatsbank KfW verweigert, könnte sich Wünschen eines Super-Verbundes kaum entziehen. Insofern spricht für den Einstieg von Daimler bei Porsche nur die nationale Karte; die Ikone deutscher Ingenieurskunst würde in deutscher Hand bleiben. Das freilich auch nicht ganz, denn seit Ende März hat bei Daimler der Scheich von Abu Dhabi mit einem Anteil von 9,1 Prozent des Aktienkapitals eine Hand am Lenker. Der Konzern mit dem Stern macht damit keine schlechten Erfahrungen.

Druck auf Porsche wächst

Da die KfW Porsche den erbetenen Kredit aus dem Deutschland-Fonds erst einmal verweigert hat und auch die Politik Ablehnung signalisiert, wird der Zeitdruck für eine Lösung des Finanzproblems immer größer. Porsche scheint bei der Suche nach den fehlenden Milliarden nur noch zwei Möglichkeiten zu haben: Entweder Einstieg eines Investors durch die Ausgabe von Stammaktien oder Verkauf von einem Teil der gerade erworbenen VW-Aktien. Porsche braucht Geld - möglichst schnell, möglichst viel. Schließlich muss der durch die Zockerei aufgetürmten Schuldenberg von neun Milliarden Euro verringert werden. Das gelingt am ehesten, wenn mindestens zwei potenzielle Investoren um den Einstieg buhlen.

Autor: Karl Zawadzky
Redaktion: Zhang Danhong