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Stadt nur mit Solarstrom - auch in Florida nicht einfach

Maria Bakkalapulo Florida
7. November 2018

Eine Stadt zu bauen, die nachhaltig ist und nur Solarstrom nutzt, ist knifflig - selbst im sonnigen Florida. Was können andere Städte von Babcock Ranch lernen?

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Häuser im Bau
Bild: Niall Macaulay

Babcock Ranch wirkt auf den ersten Blick wie viele andere gemütliche Städtchen in Florida. Ordentliche Wohngebiete mit Häusern in hellen Farben mit Schrägdächern, Holzfassaden und großen Verandas liegen in einer brettflachen Landschaft. Einheimische Palmen schmücken die gepflegten Gärten.

Doch hinter den Fassaden verbergen sich Hightech und Nachhaltigkeit.

Die Dächer sind aus Metall, um Kühl- und Heizkosten zu reduzieren. Sie reichen an den Seiten weit über die Fassade hinaus, um zusätzlich Schatten zu spenden. In den Garagen gibt es Anschlüsse, um Elektroautos zu laden. Der Rasen macht nur 30 Prozent der Gartenfläche aus. Den Rest bedecken weniger durstige, einheimische Pflanzen. Die Menschen nutzen sogenanntes "Grauwasser" aus der örtlichen Kläranlage und Regenwasser, das oberflächlich abfließt (die Straßen haben keine Gullis oder Bordsteine), um die Gärten zu bewässern und für die Seen im Ort.

Mehr zu grünen Städten hier: In den Städten entscheidet sich die Zukunft und hier: Vision einer nachhaltigen Zukunft

Diese Mischung aus Tradition und Moderne ist einer der Gründe, warum sich Richard und Robin Kinley entschlossen haben, in diese neue Stadt zu ziehen, die nordöstlich an die Vororte, Einkaufszentren und Golfplätze der Stadt Fort Myers angrenzt.

Ein Blick aus der Luft aus Gebäude in Babcock Ranch mit Solarzellen auf dem Dach
Manche Gebäude in Babcock Ranch haben ihre eigenen Solarstromanlagen, aber die meisten bekommen ihren Strom aus einer nahegelegenen Solarfarm, um die Anfangsinvestitionen niedrig zu haltenBild: Niall Macaulay

"Es war diese ganze versteckte Technik, die riesige Solaranlage am Ende der Straße oder die Tatsache, dass alle Häuser einen Glasfaseranschluss mit schnellem Internet haben", sagte Richard Kinley gegenüber DW. "Das war eine wirklich gute Mischung für uns: all diese Technik für mich und ein traditionelles Haus im Florida-Stil, wie es Robin gefällt." Der andere Grund sei, dass sie dem Verkehrschaos von Atlanta entkommen wollten und sich für den Ruhestand eine saubere Umgebung wünschten, fügt Robin hinzu.

"Ich mag es jetzt einfach etwas geruhsamer", sagte sie gegenüber DW.

Gründung einer Stadt, die nur mit Solarstrom betrieben wird

Die Kinleys gehörten zu den ersten Bewohnern, die im Januar 2018 nach Babcock Ranch zogen. Seither wird die Stadt immer weiter ausgebaut. Woche für Woche entstehen neue Häuser und die Straße um das Haus der Kinleys herum nimmt immer mehr Form an. Auf dem rund 7200 Hektar großen Gelände sollen einmal 50.000 Menschen leben, in 19.500 Wohnungen.

Bis Ende diesen Jahres sollen 250 Häuser verkauft sein. Aber soweit zu kommen, war schon schwierig, sagt Syd Kitson, der Mann hinter dem Projekt.

Richard und Robin Kinley sitzen auf einem Sofa in ihrem Haus in Babcock Ranch
Richard und Robin Kinley wollten im Ruhestand nachhaltiger Leben und waren unter den ersten Bewohnern, die in die entstehende "Solar City" zogenBild: Niall Macaulay

Der ehemalige Football-Profi ist inzwischen Immobilien-Entwickler. Im Jahr 2005 kam er auf die Idee, eine nachhaltige, komplett solarbetriebene Stadt zu gründen.

"Wir wollten, dass Babcock Ranch die erste solarbetriebene Stadt der USA, vielleicht sogar der Welt, wird", sagt Kitson.

Also kaufte er erst 36.800 Hektar Land im sogenannten "Sunshine State", um dann - beim größten Öko-Immobilien-Geschäft Floridas - 29.500 Hektar an den Staat zu verkaufen, der das Land zu einem Naturschutzgebiet erklärte.

Trotzdem lief danach nicht alles glatt.

"Was wir damals nicht realisiert haben, vor acht oder neun Jahren, wie schwer es wirklich sein würde, Leute davon zu überzeugen, dass wir damit das Richtige tun", erinnert sich Kitson.

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In seine Vision hatte er nicht einbezogen, dass sich so viele Menschen von den rund 17.500 Euro abschrecken lassen könnten, die nötig sind, um eine Solaranlage auf das Dach eines Einfamilienhauses zu bauen.

Er brauchte eine Idee, um mit dem Bau seiner Solarstadt zu beginnen - in einem Staat, der weitgehend von fossilen Brennstoffen abhängig ist.

Solar-Deal, aber mit Nachteilen?

Kitsons Lösung war, circa 180 Hektar des Geländes an Florida Power & Light (FPL) zu verschenken. Der lokale Energieversorger hat mehr als zehn Millionen Kunden.

Florida Babcock Ranch - Solarenergie
Die Schulbusse der Stadt sollen elektrisch und ohne Fahrer fahrenBild: Niall Macaulay

Im Gegenzug installierte FPL auf dem Gelände 340.000 Solarmodule mit einer Kapazität von 75 Megawatt - die größte Anlage dieser Art in der Unternehmensgeschichte. Bis Anfang kommenden Jahres soll sie doppelt so groß werden. Dadurch generiert die Stadt mehr Solarstrom als sie verbraucht. Langfristig soll der Strom in Batterien vor Ort gespeichert werden.

Durch den Deal nutzt die Stadt Strom, den die Solaranlage des Energieversorgers produziert. Die Bewohner müssen nicht die Investitionskosten für eine eigene Solaranlage tragen. Dafür müssen sie allerdings weiterhin den Standardpreis für Strom bezahlen.

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Längerfristig könnte das ein Nachteil sein, sagt Jody Finver, Programmkoordinatorin bei Solar United Neighbors, einem gemeinnützigen Unternehmen, das Eigenheimbesitzer dabei unterstützt, auf Solarenergie umzusteigen.

"Ich würde gerne innerhalb der Gemeinde mehr Häuser mit Solarzellen auf dem Dach sehen", sagt Finver. "Die größte Motivation ist, dass die eigene Stromrechnung schrumpft, wenn man Solaranlagen auf dem Dach hat. Und der Strom, den man ins Netz einspeist, bringt dem Eigenheimbesitzer Geld."

Eine Karte von Babcock Ranch
Babcock Ranch hat Seen, Naturwanderpfade und Grünflächen, auf denen in erster Linie einheimische Pflanzen wachsen. Die Schulen haben auch einen grünen Lehrplan, sagt der BauherrBild: Niall Macaulay

Zumindest theoretisch könnte Babcock Ranch in Zukunft vom eigenen Solarpark unabhängiger werden. Alle Häuser sind so gebaut, dass man auch noch nachträglich eine Solaranlage auf dem Dach installieren kann. In der Innenstadt gibt es bereits auf jedem Dach eine Anlage. Baumförmige Kollektoren stehen auch in Parks und auf Einkaufszentren.

Global gesehen ist sein Ansatz nicht brandneu. Für Kitson war es aber durchaus sinnvoll, sich mit einem Energieversorger zusammenzutun, der die nötigen Ressourcen hat, um amerikanische Käufer anzusprechen.

Nicht nur für Rentner

Kitson hofft, dass Käufer aus allen Altersgruppen kommen werden. Das hält er für entscheidend, um eine lebendige Stadt zu schaffen.

"Wenn die meisten Menschen an Florida denken, denken sie an Rentner. Sie sagen: 'Wow, das ist ein großartiger Ort für den Ruhestand.' Aber wisst ihr was, hier leben auch jede Menge junge Menschen", sagt Kitson.

Um die richtige Mischung aus verschiedenen Altersgruppen zu erreichen, hat der Immobilien-Entwickler Schwimmbäder, Naturpfade und Seen zum Angeln und Bootfahren angelegt. Im Fitnessstudio gibt es Geräte, die Strom erzeugen, wenn man darauf trainiert.

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Die örtliche Schule bietet ein Bildungsprogramm mit Umweltbezug, das Wissenschaft, Technologie, Ingenieurwissenschaften, Kunst und Mathematik verbindet.

Anwohner können eine App nutzen, um vor Ort ein fahrerloses Fahrzeug zu ordern. Die Schulbusse der Stadt sollen elektrisch fahren.

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Für Menschen wie Richard Kinley, die bereits in Babcock Ranch leben, ist es eine Möglichkeit, etwas Verantwortung für die Umwelt zu übernehmen.

"Je älter ich werde, umso wichtiger wird mir ein nachhaltiger Lebensstil", sagt er. "Ich nenne es gerne so 'schuldfrei' wie möglich. Ich meine, allein die Tatsache, dass ich ein Elektroauto habe, das buchstäblich mit Sonnenstrom fährt...!"