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Srebrenica auf dem Weg zur Geisterstadt

13. Mai 2004

– Nach der bitteren Kriegserfahrung wird die Stadt in Friedenszeiten "entvölkert"

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Sarajevo, 13.5.2004, OSLOBODJENJE, bosn., aus Tuzla

Der Vorsitzende des Bezirksverbandes der SDPBuH (Sozialdemokratische Partei Bosnien-Herzegowinas – MD) Srebrenica und Stadtrat, Hakija Meholic, hat erklärt, "die Parteispitze der SDA (Partei der Demokratischen Aktion – MD) und der SDS (Serbische Demokratische Partei – MD) will Srebrenica endgültig vernichten. Serben ziehen freiwillig fort und die Bosniaken kehren nicht zurück. Die Regierungsspitze fürchtet, dass es erneut Leben in Srebrenica gibt und die lokalen Funktionäre führen ihre Anordnungen gegen viel Geld aus. Dies geschieht auf Wunsch der Regierungsparteien, für die Srebrenica Handelsware war, aber auch auf den der internationalen Gemeinschaft, die verantwortlich ist für die Kriegsopfer von Srebrenica".

In Tuzla sprachen über die Lage in Srebrenica neben Meholjic Mujo Sirucic, Mitglied des SDP-Bezirksverbandes sowie die Einwohner Fadila Mujic, Slavka Rankic und Hamdija Gusic. Sie lieferten frappierende Angaben über die Verhältnisse und Verfahren in Srebrenica. Sie behaupten, dass die lokalen Funktionäre die Politik der Parteispitze aus Sarajevo und Banja Luka umsetzen. Von den Ersteren sagen sie sogar, dass Angaben über die Rückkehr der Bosniaken erlogen seien, und von den Letzteren, dass sie über das freiwillige Fortziehen der Serben schweigen. Die einfachen Leute sowohl der einen als auch der anderen Entität haben kein Auskommen. Meholic beschuldigte den Bürgermeister, Abdurahman Malkic, dass "3 700 Bosnikaen nach Srebrenica zurückgekehrt seien, ist eine Lüge". Mujo Sirucic sagte, während des Krieges seien in dieser Gemeinde 6 000 Gebäude zerstört worden. Davon seien lediglich 1 177 wiederaufgebaut worden, auch wenn Srebrenica "die Gemeinde ist, die pro Kopf in Bosnien-Herzegowina die meisten Schenkungen erhalten hat". Zu den wiederaufgebauten Objekten zählen 644 in bosniakischem Eigentum – 439 Häuser und 205 Wohnungen. Wiederaufgebaut sind die Immobilien aller Funktionäre und alle haben ihr Eigentum gegen eines in der anderen Entität getauscht. Die wirklichen Rückkehrer wohnen in Schuppen. (...)

Von 25 Stadträten in Srebrenica sind nur fünf mit ständigem Wohnsitz in Srebrenica gemeldet. (...) In Srebrenica gibt es keine neuen Arbeitsplätze, aber die Arbeiten auch für die internationale Gemeinschaft erledigen Firmen aus der Föderation Bosnien-Herzegowina und der Republika Srpska, was auch im großen "Interesse" der lokalen Funktionäre der SDA und SDS ist.

Slavka Rankic, deren Ehemann nicht gegen seine Nachbarn kämpfen wollte und so im Krieg "Deserteur" war, behauptet, die SDS habe ihr bis 1999 nicht erlaubt nach Srebrenica zurückzukehren. Und nun habe sich der Bürgermeister Abdurahman Malkic geweigert, einen Geldantrag für die UNDP zu unterzeichnen, "weil die SDS und die SDA gemeinsam an der Entvölkerung Srebrenicas arbeiten". (md)