Spielverderber Deutschland
Was für andere ein Schreckgespenst ist, sorgt bei deutschen Nationalteams für Vorfreude: Duelle mit WM- oder EM-Gastgebern. Seit dem verlorenen WM-Finale 1966 in England hält die deutsche Erfolgsserie.
WM 2014: Halbfinale gegen Brasilien 7:1
Die Mutter aller Partycrashs: Im Halbfinale in Belo Horizonte zerlegt Deutschland förmlich WM-Gastgeber Brasilien. Nach 90 Minuten heißt es 7:1 für den späteren Weltmeister. Unglaublich! André Schürrle (l.) trifft zweimal. Ein Spiel für die Fußball-Geschichtsbücher - der jüngste Sieg in der Erfolgsserie gegen Gastgeber von Welt- und Europameisterschaften, die 1972 begann.
EM 1972: Halbfinale gegen Belgien 2:1
Deutschlands Torjägerlegende Gerd Müller zerstört mit seinen beiden Treffern in Antwerpen die EM-Titelträume der belgischen Gastgeber. Das DFB-Team, das viele Experten immer noch für das beste aller Zeiten halten, besiegt anschließend im Finale auch die Sowjetunion: mit 3:0.
EM 1976: Halbfinale gegen Jugoslawien 4:2 n.V.
Wieder heißt der Matchwinner Müller, diesmal aber Dieter. Der Kölner Torjäger wird in Belgrad als Länderspieldebütant in der 79. Minute beim Stand von 1:2 eingewechselt - und trifft dreimal. Was für ein Einstand! Im Finale zieht Deutschland gegen die Tschechoslowakei im Elfmeterschießen den Kürzeren, weil Uli Hoeneß übers Tor schießt.
WM 1982: Zwischenrunde gegen Spanien 2:1
Nach einem 0:0 gegen England treffen Klaus Fischer (r.) und Pierre Littbarski beim wichtigen Sieg in Madrid. Der Einzug ins Halbfinale ist aber erst perfekt, als sich später England und Spanien torlos trennen. Im Finale ist Italien zu stark.
WM 1986: Viertelfinale gegen Mexiko 4:1 n.E.
Nach 120 torlosen Minuten und einer Roten Karte gegen Thomas Berthold bringt das Elfmeterschießen die Entscheidung. Nationaltorwart Toni Schumacher (r.) wird zum Helden von Monterrey. Der Kölner pariert zweimal und bringt die DFB-Elf eine Runde weiter. Im Endspiel siegt Argentinien mit Diego Maradona.
EM 1992: Halbfinale gegen Schweden 3:2
Als Gruppenzweiter hinter den Niederlanden erreicht Weltmeister Deutschland das Halbfinale. Gegen das schwedische Gastgeberteam gelingt Karl-Heinz Riedle (2.v.r.) in Solna ein Doppelpack. Im Finale zieht die deutsche Mannschaft überraschend gegen die "Spaßfußballer" aus Dänemark den Kürzeren.
EM 1996: Halbfinale gegen England 7:6 n.E.
30 Jahre nach der letzten Niederlage gegen einen Turniergastgeber gibt es wieder ein Duell in Wembley - und diesmal jubelt Deutschland. Im Elfmeterschießen pariert Nationaltorwart Andreas Köpke gegen Gareth Southgate. Vier Tage später holt sich das Team dank Oliver Bierhoffs Golden Goal gegen Tschechien den Titel.
WM 2002: Halbfinale gegen Südkorea 1:0
Michael Ballack schießt Deutschland bei der WM in Japan und Südkorea ins Endspiel. Es bleibt der einzige Treffer im Halbfinalduell gegen den Co-Gastgeber in Seoul. Bitter: BaIlack kassiert seine zweite Gelbe Karte im Turnier und verpasst das Finale, das die deutsche Elf gegen Brasilien verliert.
EM 2008: Vorrunde gegen Österreich 1:0
Wieder ist Ballack der entscheidende Mann. Mit einem Traumtor per Freistoß sichert der "Capitano" in Wien den Erfolg gegen Co-Gastgeber Österreich (der andere ist die Schweiz) und damit auch den Einzug ins Viertelfinale. Bundestrainer Joachim Löw legt sich mit dem vierten Offiziellen an und wird für das Duell gegen Portugal gesperrt. Im Finale ist Spanien zu stark.
EM 1988: Halbfinale gegen Niederlande 1:2
Wie man sich als Gastgeber fühlt, der ausscheidet, erlebt Deutschland erstmals bei der Heim-EM 1988. In Hamburg verspielt die DFB-Elf eine 1:0-Führung. Marco van Basten (l.) schießt das Oranje-Team ins Finale, Jürgen Kohler (r.) kann es nicht verhindern. Die Niederlande holen sich dann auch den Titel.
WM 2006: Halbfinale gegen Italien 0:2 n.V.
Noch schlimmer kommt es bei der Heim-WM 2006. Das "Sommermärchen" wird nicht mit dem ersehnten Titelgewinn gekrönt, weil der Angstgegner und spätere Weltmeister Italien allen Träumen mit zwei Treffern in der Verlängerung ein jähes Ende bereitet.