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SOS Méditerranée erhält Alternativen Nobelpreis

28. September 2023

Für ihre lebensrettenden humanitären Rettungseinsätze auf dem Mittelmeer wird die europäische Hilfsorganisation SOS Méditerranée mit dem Right Livelihood Award ausgezeichnet.

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Mädchen und junge Frauen verlassen ein Rettungsschiff über die Gangway, ein Mann hilft ihnen
Gerettet: Migranten verlassen die "Ocean Viking" von SOS Méditerranée im Hafen von Neapel (August 2023) Bild: Salvatore Laporta//KONTROLAB/IPA/picture alliance

Jedes Jahr sterben tausende Menschen auf dem Weg nach Europa im Mittelmeer. Allein 2022 waren es nach Schätzungen des UN-Flüchtlingshilfswerkes mehr als 2400 Menschen - die genauen Zahlen seien jedoch ungewiss. Ohne den gemeinnützigen Verein SOS Méditerranée wäre die Zahl wohl noch höher. Nach eigenen Angaben hat die Organisation seit Beginn ihrer Einsätze mehr als 36.000 Menschen in Seenot gerettet.

Seenotretter lenken den Blick auf die humanitäre Krise

An diesem Donnerstag wird nun die Hilfsorganisation mit dem Right Livelihood Award geehrt, auch bekannt als "Alternativer Nobelpreis". Einmal im Jahr ehrt die dahinterstehende Stiftung Persönlichkeiten und Organisationen, die sich für Frieden, Nachhaltigkeit und eine gerechtere Welt einsetzen. 

Die Stiftung betont, dass SOS Méditerranée nicht nur Leben rette, sondern die Öffentlichkeit sowie die europäischen Institutionen immer wieder an die humanitäre Krise auf dem Mittelmeer erinnere. Gerade deren Untätigkeit war es, die eine Rolle bei der Gründung von SOS Méditerranée spielte.

Das Schiff der SOS Méditerranée "Ocean Viking"
Unterwegs im Mittelmeer: Die "Ocean Viking" von SOS Méditerranée im Januar 2023Bild: Michael Bunel/Le Pictorium/IMAGO

Im Oktober 2014 war die italienische Marinemission "Mare Nostrum"  eingestellt worden, die Geflüchtete im Mittelmeer gerettet hatte. Spätere Missionen, die die EU organisierte, hatten die Aufgabe, Schleppern das Handwerk zu legen und nicht Menschen in Seenot zu helfen. Nach dem Ende von "Mare Nostrum" wollte SOS Méditerranée das auffangen, was staatliche Stellen seitdem unterließen: Der Pflicht zur Seenotrettung nachkommen.

Die Stimmen der Geretteten nicht untergehen lassen

2015 riefen der deutsche Kapitän Klaus Vogel und die französische Anthropologin Sophie Beau die Initiative ins Leben. Das Projekt verstand sich als ein europäisches und brachte Menschen aus Frankreich, Italien, Deutschland und der Schweiz zusammen. Die Organisation bezeichnet sich selbst als eine "europäische humanitäre Organisation zur Seenotrettung im Mittelmeer."  Seit 2019 ist für die Hilfsorganisation das Boot "Ocean Viking" auf dem Mittelmeer unterwegs. Der deutsche Ableger scherte Anfang 2022 aus dem europäischen Verbund von SOS Méditerranée aus und betreibt als SOS Humanity ein eigenes Rettungsschiff, die "Humanity 1".

In einem Interview der Berliner Zeitung "Tagesspiegel" im Juli 2021 sagte Klaus Vogel, er habe bei der Gründung von SOS Méditerranée gehofft, mit zivilgesellschaftlichen Initiativen die Politik wachrütteln zu können.

Blumen stecken im Sand am Strand, im Hintergrund das Meer
Gedenken: Blumen im italienischen Crotone nach einen Bootsunglück im März 2023, das 74 Menschen das Leben kosteteBild: Arcuri/Fotogramma/ROPI/picture alliance

In den vergangenen Jahren sei die Seenotrettung von staatlichem Stellen stark eingeschränkt worden und private Rettungsorganisationen hätten diese Aufgaben übernommen, gibt das UN-Flüchtlingswerk an. Gleichzeitig berichten Seenotrettungsmissionen immer wieder von Schwierigkeiten mit den Behörden.

Caroline Abu Sa'da vom Schweizer Büro von SOS Méditerranée freut sich, dass die Auszeichnung dazu beitrage, auf die Situation tausender Menschen aufmerksam zu machen, die ihr Leben auf der Flucht riskierten. Denn auch das ist eines der Ziele von SOS Méditerranée - die Stimmen der Geretteten nicht untergehen zu lassen. 

Alternative Nobelpreise auch für Frauenrechte und Naturschutz

Ausgezeichnet werden in diesem Jahr auch die ghanaische Ärztin Eunice Brookman-Amissah, die für das Recht von Frauen auf eine sichere Abtreibung kämpft, sowie die Umweltaktivistin Phyllis Omido aus Kenia und die kambodschanische Naturschutzorganisation Mother Nature Cambodia für ihren Einsatz für Klima und Umwelt.

DW Mitarbeiterin Lucia Schulten
Lucia Schulten Korrespondentin in Brüssel
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