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Mitten in der Krise

Klaus Peter Weinert14. Januar 2009

Auch die mttelständische Industrie ist in einer schwierigen Lage. Aufträge brechen ein. Belastend kommt die zögerliche Kreditvergabe der Banken hinzu.

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SYMBOLBILD FINANZKRISE Bundesregierung spannt Schutzschirm auf Deutschland stützt Bankensystem
Mittelständler fordern: alle Banken unter den Schutzschirm der Regierung

Die Firma Centa in Haan bei Düsseldorf ist seit bald 40 Jahren in der Kupplungs- und Antriebstechnik tätig. Mit 300 Mitarbeitern in Deutschland und zahlreichen Niederlassungen im Ausland beliefert sie die ganze Welt mit ihren hochwertigen Produkten, die in großen Schiffen, Windrädern und Generatoren eingebaut werden. Das Jahr 2008 war für das Unternehmen ein Rekordjahr: der Umsatz stieg um 12 Prozent, der Auftragseingang um 10 Prozent. Das wird sich in diesem Jahr ändern. Doch für Bernd Kirschey, er ist einer der Geschäftsführer, ist das kein Grund zur Panik. Das Unternehmen sei breit aufgestellt, ist Kirscheys Argument. Ja, bei einigen Produkten sei der Rückgang spürbar, bei anderen wieder nicht. Allerdings rechnet Kirschey in diesem Jahr mit einem Rückgang der Aufträge von rund vier Prozent.

Dieser Rückgang ist auch begründet durch weniger Aufträge bei den Baumaschinen um bis zu 30 Prozent, deren Absatz aufgrund der Immobilienkrise eingebrochen ist. Wenn man jedoch berücksichtigt, dass das vergangene Jahr ein Rekordjahr für die Firma Centa war, dann ist die gegenwärtige Situation noch nicht bedrohlich, da der Umsatzzuwachs für das Jahr 2008 die Schwäche im Jahr 2009 wahrscheinlich auffangen kann. So plant das Unternehmen auch für 2009 Einstellungen besonders bei den Konstrukteuren und im Vertrieb.

Zu viele politische Diskussionen

Weniger erfreut ist Geschäftsführer Kirschey allerdings über die nicht enden wollenden wirtschaftspolitischen Diskussionen. Immer wieder kämen neue Vorschläge zur Bekämpfung der Krise auf den Tisch. Dabei wäre es vor allem wichtig, die Kaufkraft zu stärken. Bei dem heutigen Steuersystem würden nur diejenigen bestraft, die fleißig arbeiteten. Darüber hinaus könnten staatliche Stellen noch mehr ihr Augenmerk auf Investitionen lenken, vor allem in Schulen und die Ausbildung. Gerade der Maschinenbau benötigt nicht nur gut ausgebildete Ingenieure, sondern auch Techniker, die an den modernen computergesteuerten Dreh- und Fräsmaschinen die teuren Werkzeugteile bearbeiten können.

Kredite klemmen

Symbolbild Menschen gehen auf einer Straße von Euroscheinen
Viele deutsche Mittelständler sind derzeit "nicht flüssig"Bild: picture-alliance / Helga Lade Fotoagentur GmbH

Doch unter einem Problem leiden die mittelständischen Unternehmen in Folge der Finanzmarktkrise derzeit massiv: die zögerliche Kreditvergabe der Banken und Sparkassen. Daher fordert Geschäftsführer Kirschey, dass die Geldhäuser verpflichtet werden, den staatlichen Schutzschirm anzunehmen. Es gebe derzeit Fälle, wo Firmen ihren Auftragsbestände nicht finanzieren könnten. Und das bedeute: sie seien eigentlich gesund, könnten aber nicht genügend Vorfinanzierung oder Anzahlungsbürgschaften aufbringen und würden so in die Insolvenz gezwungen.

Dass die Banken hier in der Verantwortung stehen, sieht auch Thomas Klasen. Er ist Geschäftsführer der Firma Backens Telecom in Hilden bei Düsseldorf, die in der Nachrichtentechnik für Firmen und Krankenhäuser tätig ist. Für Klasen ist derzeit auch das Hauptproblem die Finanzierung durch die Banken. "Wir bräuchten eigentlich nur, dass die Banken im Moment die Kredite besser geben würde. Das ist das einzige, was ich mir wünschen würde. Von der Liquidität her haben wir sicherlich alle Engpässe, weil keiner mehr so pünktlich zahlt", sagt der Geschäftsführer.

Bis Mitte April 2009 wird das Unternehmen noch mit Aufträgen aus dem vergangenen Jahr beschäftigt sein. Neue Aufträge sind schon in Sicht. Sorgen gibt es also - aber von Panik ist bei diesen Mittelständler bisher keine Rede.