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PanoramaGlobal

So gewöhnst Du Dir das ungesunde Nägelkauen ab

Gudrun Heise
29. Februar 2024

Nägelkauen ist oftmals eine Reaktion auf Angst, Stress oder Langeweile. Und Nägelkauen ist keinesfalls harmlos. Aber es gibt Tipps und Tricks, wie man sich die ungesunde Angewohnheit abgewöhnen kann.

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Mädchen sitzt im Unterricht und kaut an den Nägeln
Vor allen Kinder neigen dazu, an den Nägeln zu kauen. Diese lästige Angewohnheit kann gesundheitliche Folgen haben.Bild: Kaiser/Caro/picture alliance

Immer wieder an den Nägeln herumbeißen und einfach nicht damit aufhören können - diese lästige Angewohnheit haben mehr Menschen, als man denkt. Die meisten haben als Kind damit angefangen und hören auch als Jugendliche und Erwachsene nicht damit auf. Denn Nägelkauen, auch als Onychophagie bekannt, läuft automatisch und oft völlig unbewusst ab.  Laut einer in der National Library of Medicine veröffentlichten Studie kauen 20 bis 30 Prozent der Bevölkerung in allen Altersgruppen an ihren Nägeln. 

Verschiedene Auslöser

Auslöser gibt es viele: Unsicherheit oder Nervosität, aber auch schon ein spannender Film kann dazu führen, dass intensiv an den Fingernägeln gekaut, gebissen und geknibbelt wird. Oftmals ist Nägelkauen eine Reaktion auf Angst, Stress oder auf Langeweile. Für viele Menschen ist Nägelkauen ein Weg, um mit emotionalen Belastungen umzugehen oder um sich in unangenehmen Situationen abzulenken. 

Nur selten steckt eine ernsthafte psychische Erkrankung dahinter. "Wir würden nicht grundlegend von einer Verhaltensstörung sprechen, wenn es nicht sehr ausgeprägt ist oder nicht zu einer starken Beeinträchtigung führt. Es ist eine Frage der Ausprägung und auch von der Schwere der Auswirkungen abhängig", sagt Andreas Wahl-Kordon, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und Ärztlicher Direktor der Oberberg Fachklinik im Schwarzwald. Als eigenständige Zwangsstörung sieht Experte Wahl-Kordon das Nägelkauen nicht. 

Ernsthafte Verletzungen nicht ausgeschlossen

Richtig problematisch kann es werden, wenn die Nägel bis aufs Nagelbett abgekaut werden und auch die Nagelhaut geschädigt wird. Die Nagelhaut kann reißen und beginnt zu bluten. "Es können Entzündungen auftreten, der Bereich kann durch Keime und Bakterien infiziert werden. Das ist sicherlich schon etwas sehr gravierendes im Bereich dermatologischer Erkrankungen", so Wahl-Kordon. Das geschädigte Gewebe kann schmerzen und sich entzünden, die Nagelplatte kann sich verkürzen, die Nägel fransen aus. 

Auch die Mundhöhle kann in Mitleidenschaft gezogen werden, denn unter den zerstörten Nägeln und den Nagelresten können sich Bakterien und Keime sammeln, die dann über die Mundhöhle in den Körper gelangen können. Das kann ein Grund dafür sein, dass Nägelkauer öfter erkältet sind, dass sie sich häufiger eine Magen-Darm-Infektionen einfangen oder Hautausschläge bekommen. Auch die Zähne leiden, denn dort können sich ebenfalls Bakterien und Keime sammeln und beispielsweise zu Mundgeruch führen. 

Aber Nägelkauen ist eher eine ungesunde Angewohnheit, der man keinen eigenen Krankheitswert beimessen muss, sagt Wahl-Kordon, so wie es etwa bei Zwangsstörungen der Fall ist. "Kognitive Phänomene sind mit Nägelkauen eher nicht gekoppelt. Es hängt oft mit einem Zustand von Anspannung zusammen, aber dahinter steckt kein kognitiver, gedanklicher Prozess."

Hände mit gepflegten Fingernägeln
Fingernägel gelten als Spiegel der GesundheitBild: Colourbox

Tricks und Strategien können helfen

Bei Kindern verschwindet das Nägelkauen meist im Laufe der Zeit von selbst. Bei ihnen sind Tinkturen und Lacke eine gängige Methode, um den Kleinen das Nägelkauen abzugewöhnen. Diese Tinkturen und Lacke bestehen beispielsweise aus Denatoniumbenzoat, aus Denatonium oder Bitrex. Diese chemischen Verbindungen haben einen extrem bitteren Geschmack und sollen Kinder davon abhalten, die Finger überhaupt erst in den Mund zu stecken. Gesundheitlich sind die Flüssigkeiten unbedenklich. Sie sind nicht giftig und werden vom Körper auch nicht aufgenommen. 

Bei Jugendlichen und gerade bei Mädchen hilft oft die Pubertät und der Wunsch, gepflegte Hände und Nägel zu haben. Ausgefranste Nagelenden sind vielen peinlich und sie versuchen diese zu verstecken. Schließlich gelten Fingernägel als Spiegel der Gesundheit. 

Gesunde Nägel - wie man seine Nägel richtig pflegt und worauf man achten muss

Erwachsenen, bei denen es mit dem Aufhören einfach nicht klappen will, können auch Tinkturen oder Lacke benutzen. Oder sich ihr Verhalten ins Bewusstsein zu rufen. Experten geben häufig den Rat, eine Art Tagebuch zu führen. "Es geht erst einmal darum, das Verhalten zu erkennen: Wann tritt es auf? Wie tritt es auf? Was sind möglicherweise Auslösesituationen?", sagt Wahl-Kordon.

Automatisierte Bewegung umlenken

Betroffene können dann besser gegen die Angewohnheit angehen, zum Beispiel durch Ersatzhandlungen. Diese sind eine vielversprechende Methode, um sich lästige Ticks  abzugewöhnen. Dazu müssen sie eine Strategie entwickeln und diese auch strikt einhalten. Wenn sich beispielsweise die Finger Richtung Mund bewegen, sollten Betroffene eben nicht den Mund als Ziel anvisieren, sondern sich mit den Fingern am Mund vorbei etwa ans Ohr fassen oder auf die Schulter.

So wird die automatische Bewegung umgeleitet und an einen Ort geführt, wo sie keine Schäden anrichten kann. Je häufiger diese Ersatzbewegung gemacht wird, umso eher gewöhnt sich der Nägelkauer daran und automatisiert sein Verhalten.

Nägel brauchen Pflege und eine gesunde Ernährung

Jahrelanges Abbeißen, Abkauen und Knibbeln hinterlässt Spuren. Damit sich die Nägel wieder erholen können, müssen sie intensiv gepflegt werden. Aloe Vera oder ätherische Öle sind beispielsweise dafür bekannt, dass es die Haut und die Nägel beruhigt und pflegt.

Auch eine gesunde und abwechslungsreiche Ernährung hilft den Fingernägeln. Denn gesunde Fingernägel benötigen verschiedene Vitamine und Mineralien. Vor allem das B-Vitamin Biotin kann dem Körper helfen, proteinaufbauende Aminosäuren zu verstoffwechseln. Biotin ist zum Beispiel in Vollkornprodukten, Haferflocken, Erdnüssen, Lachs und Eigelb enthalten. Ein Mangel an Eisen oder Kalzium kann zu brüchigen Nägeln führen. Eisen ist zum Beispiel in Hülsenfrüchte oder roter Beete und Kalzium ist zum Beispiel in Milchprodukten, Soja oder Mandeln enthalten.