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Sloweniens Präsident Milan Kucan in Bosnien-Herzegowina

19. Juli 2002

– Sind die Wogen nach der Boykott-Androhung gegen slowenische Waren nun geglättet?

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Sarajevo, 19.7.2002, OSLOBODJENJE, bosn.

Sloweniens Präsident Milan Kucan erklärte nach dem Gespräch mit den Mitgliedern des Präsidiums Bosnien-Herzegowinas, über die Schulden der Bank von Ljubljana an die Sparer in diesem Lande müssten sich die Regierungen beider Staaten einigen. "Meinen Standpunkt dazu habe ich bereits mehrfach dargelegt. Die Menschen haben ein Recht darauf, an ihr Geld zu gelangen. Wie dann die Staaten dieses Problem lösen, ist für die einfachen Leute in diesem Staat irrelevant, glaube ich", sagte Kucan. Seines Erachtens ist dieses Problem sicherlich lösbar, allerdings müssten sich dafür die zwischenstaatlichen Beziehungen insgesamt verbessern.

"Ein Handelsbilanzdefizit ist langfristig sicherlich nicht im Interesse Sloweniens. Wahrscheinlich ist es ebenso wenig im Interesse eines anderen Staates, der einen Handelsüberschuss mit Bosnien-Herzegowina verzeichnet. Dieses Problem wird nicht dadurch gelöst, dass Handelsbeziehungen verringert werden, sondern dadurch, dass andere Kooperationsmöglichkeiten gesucht werden. Die slowenischen Investitionen in Bosnien-Herzegowina bedeuten letztlich, dass dort angelegt wird, während die materiellen Güter in Bosnien-Herzegowina verbleiben. Die Lösung liegt darin, eine Vereinbarung zu suchen, die die Interessen beider Staaten berücksichtigt. Dabei tragen Maßnahmen, die die Atmosphäre vergiften, nicht zur Problemlösung bei und verursachen lediglich zusätzliche Schwierigkeiten. Slowenien hat keinerlei Ambitionen, in Bosnien-Herzegowina als imperialistischer Staat empfangen und verstanden zu werden", sagte der Präsident der Republik Slowenien.

Milan Kucan sei ferner überrascht über die Fortschritte in der Entwicklung Bosnien-Herzegowinas. "Nach dem Sarajevo-Besuch der Präsidenten Jugoslawiens und Kroatiens sind die Zweifel um eine Aufteilung Bosnien-Herzegowinas aufgehoben und nun können Sie sich der Lösung wirtschaftlicher Probleme und der Reintegration des Staates widmen", riet Milan Kucan.

Der Präsident des dreiköpfigen Präsidiums Bosnien-Herzegowina, Beriz Belkic, unterstrich, dass Slowenien sehr zur Gesamtentwicklung unseres Staates beigetragen habe. "Wir haben ferner Erfahrungen über die europäische Integration ausgetauscht, und Slowenien hat sich bereit erklärt, uns in dieser Hinsicht zu unterstützen - soweit es in seiner Macht steht. Unsere bilateralen Beziehungen verlaufen in freundschaftlichem Ton; und dies müssen wir als Kapital ansehen und es bewahren. Hauptgesprächsthemen waren die Wirtschaft, der Handelsaustausch und Investitionen. Wir haben festgestellt, dass Slowenien 360 Millionen Konvertible Mark über Direktinvestitionen angelegt hat. Das Ergebnis daraus sind dreitausend Beschäftigte. Das Handelsungleichgewicht zu Lasten Bosnien-Herzegowinas werden wir verringern, indem wir gemeinsame Investitionen fördern und gemeinsam auf Drittmärkten auftreten", sagte Belkic. Der Präsident Bosnien-Herzegowinas schlug Vereinbarungen vor, damit das Problem um die alten Devisensparanlagen gelöst werde und die Ausfuhr erhöht werde. Seines Erachtens sei manche politische Erklärung vorschnell ausgesprochen worden und überflüssig, da dadurch lediglich die Problemlösung erschwert werde. Dies bezog sich auf die Erklärung von Tadej Labernik, Botschafter Sloweniens in Bosnien-Herzegowina, der die Position der Regierung der Föderation kritisierte, die den Boykott slowenischer Waren unterstützen wollte. Er sagte, dies erinnere ihn an die Positionen des ehemaligen jugoslawischen Präsidenten, Slobodan Milosevic. Milan Kucan sagte auf eine Frage von Journalisten, er glaube seinem Botschafter mehr als manchen journalistischen Ausführungen. Belkic und Kucan unterstrichen mehrfach, die Begegnung der Staatschefs Sloweniens und Bosnien-Herzegowinas sei in einer freundschaftlichen Atmosphäre verlaufen - trotz der Spannungen um die Bank von Ljubljana und um die alten Devisensparanlagen. (md)