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Sloweniens Armee

12. November 2002

- Ein Tummelplatz für Diebe? - Die Bewachung der Waffenlager stellt die slowenischen Streitkräfte vor große Probleme

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Ljubljana, 8.12.2002, DELO, slowen.

Es klingt zwar lustig, wenn man hört, dass zwei Fremde den Wachposten eines Waffenlagers der Armee entwaffnen können, aber dies geschah Mittwoch Nacht (6.11.) in Roje bei Ljubljana tatsächlich. Die Sache ist aber sehr ernst.

Erstens. Es ist offensichtlich, dass die slowenische Armee bei der Bewachung ihrer Waffenbestände große Probleme hat. Im Jahre 1999 fuhren Fremde in einem LKW mit etwa 140 Waffen (darunter Spezialwaffen wie Heckenschützengewehren und Maschinengewehren des Typs "Scorpion") und über 10 000 Stück Munition aus der Kaserne in Postojna davon. Die zuständigen Behörden haben die Täter immer noch nicht gefasst, obwohl SOVA (slowenische Geheimdienst- und Sicherheitsbehörde) einige dieser Waffen auf dem Schwarzmarkt wieder entdeckt hat.

Einen weiteren Vorfall gab es im letzten Sommer, als vier Maschinengewehre aus der Kaserne in Celje verschwanden. Wenige Tage später wurden sie in Plastiksäcken zurückgebracht. Und nun Roje. In den ersten beiden Fällen entwendeten die Diebe die Waffen vom Kasernengelände, ohne dass sie jemand gesehen hat, noch nicht einmal der Wachposten. Am Mittwoch aber stand der Wachmann zum ersten Mal den Dieben direkt gegenüber. Die Fremden hatten es praktisch darauf angelegt, denn sie wollten offensichtlich seine Waffe, und das ist zweifellos neu. Sie hatten einen kühnen Plan, der - falls sie um die Zustände in der slowenischen Armee wussten - wiederum gar nicht so kühn war.

Die Bewachung in der slowenischen Armee ist schlecht, und dafür gibt es inzwischen zahlreiche Beweise. Für die Bewachung der meisten militärischen Objekte ist lediglich ein Wachposten zuständig und hin und wieder kommt eine Patrouille vorbei. Das fordern zumindest die Vorschriften. In der Praxis sieht es aber häufig anders aus. Die Wachposten sind meistens unmotiviert und gelangweilt, und da es an wirklicher Aufsicht, insbesondere an Stichkontrollen, fehlt, gibt es praktisch keine Bewachung. Wer mutig genug ist, kommt problemlos über den Zaun. Und das geschah auch in Postojna. Wie hätten die Diebe sonst auch ihre Beute mit einem LKW wegbringen können? Es scheint, als verwandle sich die slowenische Armee in einen Waffen-Supermarkt.

Zweitens. Die Waffen, die aus der Armee gestohlen wurden, sind eine Gefahr für die Bürger Sloweniens. Die Waffen aus Postojna landeten auf dem Schwarzmarkt, und wahrscheinlich wird das gleiche mit den Waffen und der Munition geschehen, die am Mittwoch gestohlen wurden. Eine Kalaschnikow jugoslawischer Herstellung kann auf dem Schwarzmarkt angeblich 400 bis 500 Euro einbringen und ein Stück Munition zwei Euro. Mit sieben Gewehren und 210 Stück Munition kann man zwar nicht reich werden, wenn die Waffen aber in die falschen Hände geraten, können sie eine Menge Schaden anrichten...(TS)