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Skurriler Tierschutz

Bianka Echtermeyer8. Mai 2003

„Lieber nackt als im Pelz“. Für dieses Motto der Tierrechtsorganisation PETA lassen sich Prominente wie Pamela Anderson fast hüllenlos fotografieren. Die Organisation wirbt mit unterschiedlichen Aktionen für Tierrechte.

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Pamela Anderson wirbt für PETABild: AP

PETA (People for the Ethical Treatment of Animals) möchte jedem Tier zu einem besseren Leben verhelfen. Ein Appell an die Menschheit soll helfen, dieses Ziel der "Menschen für eine ethische Behandlung von Tieren" zu erreichen. Laut PETA hat niemand das Recht, Tiere in irgendeiner Form auszubeuten, zu mißhandeln oder zu verwerten. Sprich: Lieber vegetarisch oder besser noch vegan essen – was auch Milchprodukte und Eier ausschließt. Nach eigenen Angaben ist PETA die weltweit größte Tierrechtsorganisation und stützt sich dabei auf über 750.000 Mitglieder. Hauptsitz ist in San Francisco, weltweit gibt es weitere Büros. In Deutschland gibt es eine Dependance in Stuttgart.

Kritik macht selbst vor der Queen nicht halt

Um ihre Ziele zu erreichen, organisiert PETA eine Reihe ganz unterschiedlicher Aktionen und Aufrufe. Diese richten sich nicht nur gegen Tierversuche oder die Pelzindustrie. Da gerät auch schon mal der Buckingham-Palast ins Visier der Tierschützer. Angeprangert waren in diesem Fall die Bärenfellmützen der Wachregimente der Queen. Sie werden aus dem Fell der kanadischen Schwarzbären hergestellt. Protestiert wird aber auch gegen Tiermissbrauch, der nicht sofort auf den ersten Blick als Missbrauch erkennbar ist. PETA macht selbst vor Skurilitäten nicht halt. So erhielt der Hamburger Bürgermeister Ole von Beust ein Fax mit der Bitte, er möge die Hansestadt umbenennen. Der Name beschwöre Bilder von ungesunden Bratlingen aus toten Rindern hervor. Vorgeschlagen wurde statt dessen der Name "Veggieburg". Im Falle einer Umbenennung versprach PETA, vegetarische Burger im Wert von 10.000 Euro an Kindertagesstätten in Hamburg zu verschenken. Wohl nicht ganz überraschend, stieß der Vorschlag in der Hansestadt nicht auf Gegenliebe.

Prominente Posen

In vielen Fällen werben Prominente für die Aktionen. Und die Liste der bekannten Tierschützer ist durchaus lang. Cindy Crawford, Kim Basinger oder in Deutschland Dirk Bach oder Nadja Auermann setzen sich für PETA ein. Viele von ihnen posieren unbekleidet auf Plakaten und rücken damit die Organisation ins Licht der Medien. Allerdings sind die Prominenten nicht immer standhaft, was ihre Liebe zum Tierschutz angeht. So kam es vor, dass das britische Top-Model Naomi Campbell zwar 1994 gegen Pelz protestierte, für die Herbst-Winter-Mode 2003/04 in Mailand aber wieder mit Pelzmantel auf dem Laufsteg stand.

Hoher moralischer Anspruch

Im Gegensatz zu den wankelmütigen Prominenten, hat PETA eine sehr präzise Einstellung zum Tierschutz. Argumentiert wird dabei mit dem gehobenen moralischen Zeigefinger. So belehrt PETA auf ihrer Homepage beispielsweise die Fleisch-Verzehrer, dass sie Tiere in ihrem Auftrag töten und den Mord finanzieren lassen. Nicht-Vegetarier werden zudem oftmals mit Kriminellen gleichgesetzt: "Dass unsere heutige Gesellschaft den Fleischverzehr fördert und damit die Grausamkeiten der Massentierhaltung in Kauf nimmt, ist geschichtlich im gleichen Licht zu sehen wie das einstige Gutheißen und Unterstützen der Sklaverei, der Kinderarbeit und vieler anderer Praktiken, die heute durchweg als unmoralisch und daher als falsch abgelehnt werden".

Manchmal geraten aber selbst die Tierschützer von PETA in einen kleinen Gewissenskonflikt. So verteilten PETA-Tierschützer in Großbritannien im vergangenen Dezember Pelzmäntel an Obdachlose. Die Organisation hatte tausende Pelze auf Lager. Ihre Besitzer hatten sie abgegeben, nachdem sie sich gegen Tragen von Pelz entschieden hatten. Bei der Kälte im Dezember beschloss PETA dann, dass es dafür noch einen guten Verwendungszweck gibt. Ganz nach dem Motto: Lieber im Pelz als nackt auf der Straße.