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Wettrennen um Afrika

Frank Sieren27. Juli 2015

Barack Obama kann in Afrika nicht mehr viel ausrichten. Die Asiaten, vor allem die Chinesen, sind den Amerikanern schon uneinholbar voraus, meint DW-Kolumnist Frank Sieren.

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Kenia Nairobi Bus vor Obama Besuch
Bild: Getty Images/AFP/S. Maina

US-Präsident Obama ist am vergangenen Wochenende mit einer großen Wirtschaftsdelegation nach Ostafrika gereist. Seine Reise führte zuerst nach Kenia, dann weiter nach Addis Abeba, wo er das Hauptquartier der Afrikanischen Union besuchte. In Nairobi war er Mitgastgeber des ersten Unternehmer-Gipfels, der in Subsahara-Afrika stattfand. Und er unterzeichnete Verträge, die künftig amerikanischen Unternehmen Investitionen in Kenia erleichtern sollen. Doch damit ist Obama spät dran. Nur zwei Tage vor seinem Staatsbesuch haben die Chinesen Nairobi erneut 17 Millionen Dollar für ein neues Konfuzius-Institut, humanitäre Hilfszahlungen für Flüchtlinge aus Somalia und für die Renovierung eines Sportstadions zugesagt. Es ist ausgerechnet das Stadion, in dem Obama am Wochenende sprach.

Das ist kein Zufall und dient Peking vor allem dazu, den Amerikanern zu demonstrieren, wer am Drücker sitzt, wenn es um eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit den afrikanischen Staaten geht. Viel früher als Washington hat Peking den Wert Afrikas etwa wegen seiner Bodenschätze erkannt. Und die boomende Mittelschicht der 1,1 Milliarden Afrikaner ist ein neuer Absatzmarkt für Produkte aus China. So betrug der Handel zwischen den beiden Ländern schon im vergangenen Jahr 222 Milliarden Dollar - dreimal so viel wie zwischen Afrika und den USA.

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DW-Kolumnist Frank SierenBild: Frank Sieren

Obama engagiert sich zu spät in Afrika

Ausgerechnet Barack Obama, dessen Vater aus Kenia stammt und der noch Familie dort hat, hat es versäumt, sein Land vom Boom in Afrika profitieren zu lassen und damit auch Afrika zu helfen. Erst im vergangenen Jahr sind die Amerikaner aufgewacht und haben zum ersten Mal alle afrikanischen Staaten zu einer Afrika-Konferenz nach Washington geladen. Selbst da waren sie nicht die Ersten. Denn die Chinesen und die Japaner machen dies schon seit vielen Jahren. Und auch die Inder und Südkoreaner sind in Afrika längst gut im Geschäft.

Nun ist es für Obama schon zu spät, um vom Aufschwung Afrikas zu profitieren. Seine Reise hat nur noch ideellen aber keinen großen wirtschaftlichen Wert mehr. Dabei hätte Obama eigentlich als erster schwarzer Präsident der Vereinigten Staaten, Friedensnobelpreisträger und auch Hoffnungsträger schon aus quasi biografischen Gründen das Thema eher anpacken können. Barack Obama aber mied Afrika in den ersten Jahren seiner Amtszeit. Es dauerte zu lange, bis Afrika überhaupt in seinem Reisekalender auftauchte. Erst im Sommer 2013, kurz nach Beginn seiner zweiten Amtszeit, also nach fünf Jahren, ging Obama auf Staatsbesuch. Er reiste acht Tage durch Senegal, Tansania und Südafrika.

Bereits gestartete Initiativen bislang ohne Erfolg

Aber in der zweiten Amtszeit hätte er durchaus Gas geben können, was als großer Minuspunkt seiner Regierungszeit gewertet werden kann. Vor allem in dem Maße, in dem Afrika für die Zukunft Amerikas auch eine immer größere Rolle spielt, wird man nun schon fragen können, warum er dieses Thema nicht schon viel früher und auch intensiver angepackt hat. Denn seine wie immer rhetorisch brillant angekündigten Initiativen lassen bis heute auf Erfolg warten: Power Africa, eine Initiative, die den Kontinent mit Strom versorgen will, und AGOA (African Growth and Opportunity Act), die afrikanischen Produkten Steuervorteile im Handel mit den USA verspricht.

Der Staat hilft nicht. Die Firmen haben offensichtlich Besseres zu tun. Und es gibt auch strukturelle Gründe. Die amerikanische Wirtschaft kann der afrikanischen im Bereich Infrastrukturentwicklung nicht so viel bieten wie China oder Indien. Von der Ölinfrastruktur einmal abgesehen. Doch wenn es um Brücken, Straßen, Schienen, Häfen und Wasserkraftwerke geht, wissen die asiatischen Unternehmen besser, wie das geht, weil sie gerade dabei sind, ihre eigenen Länder aufzubauen. Die Finanzierung der Projekte ist von Peking politisch gewollt. Die chinesischen Unternehmen bringen schnell und unbürokratisch Geld mit.

Pragmatische Lösungen aus Asien

Zudem profitierte Peking in den vergangenen Jahren vor allem davon, dass die Beziehungen nicht historisch vorbelastet waren wie im Fall der USA, die angesichts ihrer Sklaverei-Vergangenheit von vornherein in der Defensive waren. Und China und Indien kennen viele Probleme eines Entwicklungslandes, mit denen auch die afrikanischen Staaten zu kämpfen hatten, bestens aus eigener Erfahrung. Sie konnten daher oft mit pragmatischen Lösungen parat stehen. Nicht zuletzt koppelte Pekings Entwicklungspolitik seine Unterstützung - das mag man nun gut finden oder nicht - nicht wie der Westen an Bedingungen wie etwa Demokratisierung.

China jedenfalls ist in Afrika angekommen. So viel Obama nun im Falle von Iran und Kuba erreicht hat, so wenig erreicht er im Falle von Afrika im Vergleich mit den Asiaten - ja selbst mit den Europäern, die auch nicht die schnellsten sind. In 50 Jahren, wenn Afrika eine zentrale Rolle spielt als Fabrik der Welt und eine riesige konsumfreudige Mittelklasse hat, werden sich die Historiker darüber wundern, dass ausgerechnet Barack Obama die Zusammenarbeit mit dem letzten „emerging continent“ verpatzt hat.

DW-Kolumnist Frank Sieren lebt seit 20 Jahren in Peking.