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Waffenschau von historischer Dimension

Frank Sieren2. September 2015

Peking will mit der Militärparade zum 70. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs auch in Asien seine Macht demonstrieren. Eine größere Kriegsgefahr bedeutet das aber nicht, meint DW-Kolumnist Frank Sieren.

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China Militärparade Soldaten
Bild: Picture-alliance/dpa/V. Pesnya

Schon Russland hat den runden Jahrestag des Kriegsendes in Europa im Mai zum Anlass für die größte Militärparade seiner Geschichte genommen. Zu Gast auf dem Roten Platz in Moskau war auch Chinas Staatspräsident Xi Jinping. Und was Russlands Präsident Wladimir Putin dort auf die Beine gestellt hat, wollte Xi natürlich toppen. Am Donnerstag lässt China Truppen in Peking zur Paradeschau auflaufen - einen Tag nach dem Jubiläum der Kapitulation Japans. Für die Volksrepublik wird es ebenfalls die größte Militärparade, die es jemals gegeben hat. Zu sehen sein werden 12.000 Soldaten, etwa 500 Panzereinheiten und fast 200 Lufteinheiten.

Chinas moderne Armee

Über 80 Prozent der Waffen werden zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgeführt. Darunter eine ganze Armada neuer Raketen, etwa zur Verteidigung gegen Flugzeugträger oder die neueste Generation von Aufklärungsflugzeugen. Die Parade soll der Welt einen guten Eindruck darüber geben, wie sich Chinas Befreiungsarmee in den vergangenen Jahren entwickelt hat. Die Ausgaben für das Militär haben sich mehr als verdoppelt und China mit 141 Milliarden US-Dollar jetzt auf den zweiten Platz hinter die USA befördert.

Für Xi ist der 70. Jahrestag die perfekte Gelegenheit, die Militärparade vorzuziehen, die von Chinas Führern sonst gewöhnlich nur alle zehn Jahre zum Gedenken an die Staatsgründung 1949 abgehalten wird. Schon allein, dass ihm diese Ausnahme gelungen ist, zeigt, wie mächtig der Staats- und Parteichef derzeit ist. Nach zwei Jahren Korruptionsbekämpfung mit nicht wenigen Machtkämpfen gegen ranghohe Kader kann Xi dem Volk demonstrieren, dass auch das Militär nach seiner Pfeife tanzt. Nach außen zeigt die Parade, dass China sich in all den Territorialkonflikten rund um das Ost- und Südchinesische Meer nicht an der Nase herumführen lässt. Es geht um Respekt und nicht um Einschüchterung, formuliert es ein Vertreter des chinesischen Außenministeriums. Die Grenze dazwischen ist allerdings schmal. Besonders gegen über Japan, dem Peking vorwirft, sich immer noch nicht für die Kriegsgräuel entschuldigt zu haben.

Frank Sieren *PROVISORISCH*
DW-Kolumnist Frank SierenBild: picture-alliance/dpa/M. Tirl

Niemand will Krieg an den chinesischen Meeren

Es wäre übertrieben, zu sagen, dass Xis Worte und Taten zwei unterschiedliche Sprachen sprechen. Zwar beschwört er einerseits den Frieden und lässt anderseits die Armee aufmarschieren. Doch frei nach dem Sprichwort "Hunde, die bellen, beißen nicht" geht mit dem chinesischen Muskelspiel nicht gleich eine höhere Kriegsgefahr in Asien einher. Derzeit gibt es in Ostasien keinen Krisenherd mit dem Potenzial eines handfesten Krieges. Keiner der Parteien sowohl im Ost- als auch im Südchinesischen Meer liegt an einer Eskalation der Situation. Dafür sind sie wirtschaftlich zu sehr miteinander verflochten.

Damit kein Smog den Blick auf die Waffen trübt, werden - wie bei den Olympischen Spielen 2008 und der eben zu Ende gegangenen Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Peking - über 10.000 Fabriken in den angrenzenden Provinzen rund um die Stadt abgeschaltet. Insofern tragen die Waffen sogar zum Umweltschutz bei, wenn auch nur kurz.

Unser Korrespondent Frank Sieren gilt als einer der führenden deutschen Chinakenner. Er lebt seit 20 Jahren in Peking.