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Siemens schrumpft weiter

Dirk Kaufmann (mit dpa, rtr, ots)7. Mai 2015

Das deutsche Traditionsunternehmen schließt seinen Konzernumbau ab. Der Sanierungsplan sieht unter anderem vor, noch einmal rund 4500 Arbeitsplätze abzubauen. In Deutschland sollen 2200 Jobs wegfallen.

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Siemens-Logo mit Schatten (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/Hannibal/Files

Der Münchener Technologiekonzern teilte am Donnerstag mit, weltweit 4500 weitere Arbeitsplätze einsparen zu wollen, fast die Hälfte davon, nämlich 2200, in Deutschland. Damit summieren sich die jüngsten Arbeitsplatzverluste innerhalb des Konzernumbaus auf nunmehr 13.100, darunter 5100 im Heimatland. "Mit der Initiierung dieser Maßnahme", verspricht der Vorstandsvorsitzende Joe Kaeser, "ist der strukturelle Umbau des Unternehmens in der Hauptsache abgeschlossen".

Die IG Metall kritisierte dagegen die neuen Pläne zum Stellenabbau scharf: "Das Management dreht bei akuten oder strukturellen Problemen reflexartig an der Schraube der Personalkosten", so die Gewerkschaft am Donnerstag. Sie forderte, lieber langfristige und innovative Lösungsansätze zu entwickeln. Die Gewerkschaft pocht auf den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen. Nötigenfalls will sie massiv Widerstand gegen die Pläne organisieren. Am kommenden Montag wollten Vertreter aus den Betrieben darüber beraten.

Joe Kaeser (Foto: Reuters)
Siemens-Chef Joe Kaeser: "Der Umbau ist in der Hauptsache abgeschlossen."Bild: Reuters/M. Dalder

Die bislang letzte Einsparungswelle war in Deutschland nach Gesprächen mit den Arbeitnehmervertretern reduziert worden: Im Februar hatte Siemens angekündigt, in Deutschland 3300 Jobs streichen zu wollen, schließlich, so der Konzern heute in einer Stellungnahme, habe man sich auf 2900 Stellen einigen können. Bei diesem vom Konzern als "Straffung der Verwaltungsfunktionen" bezeichneten Job-Abbau hatten weltweit rund 7800 Arbeitsplätze zur Disposition gestanden. Am Ende des aktuellen Geschäftsquartals (Ende März) hatte Siemens noch 342.000 Menschen beschäftigt, von denen 114.000 in Deutschland tätig waren.

Tradition und Korruption

Das mehr als 165 Jahr alte Unternehmen mit Sitz in Berlin und München arbeitet in mehr als 190 Ländern und unterhält in Deutschland 125 Standorte. Der Konzern hat seine Aktivitäten in vier Hauptgeschäftsfelder zusammengefasst: Energie, Medizintechnik, Industrie sowie Infrastruktur und Städte.

In den vergangenen Jahren hatte Siemens wegen der Verstrickung in verschiedene Korruptionsaffären oft für negative Schlagzeilen gesorgt. Außerdem fällt der Konzern bei der Rendite immer weiter hinter die Hauptkonkurrenten General Electric und ABB zurück.

Seit drei Jahren sinken bei Siemens die Umsatz- und die Beschäftigtenzahlen. 2012 erwirtschafteten 367.000 Mitarbeiter noch einen Umsatz von 77 Milliarden Euro, im abgelaufenen Jahr setzten 357.000 Angestellte 72 Milliarden Euro um. Allerdings stieg der Nachsteuergewinn in diesem Zeitraum von 4,3 auf 5,5 Milliarden Euro im Rechnungsjahr 2014.

Die strategische Neuausrichtung, im Konzern "Vision 2020" genannt, hatte mit dem Beginn des aktuellen Geschäftsjahres am 1.10.2014 begonnen. Das Unternehmen nennt als Kernpunkte des Umbaus "die Ausrichtung auf die Wachstumsfelder Elektrifizierung, Automatisierung und Digitalisierung" und die Konzentration auf eine "funktionelle Effizienzsteigerung im Unternehmen".

Die Märkte sind "komplex"

Im abgelaufenen Quartal belastete ein kräftiger Gewinnrückgang in der Energiesparte das Unternehmen. Weil das Ergebnis im zentralen Bereich für Stromgewinnung aus fossilen Brennstoffen um ein Drittel absackte, wird auch die für den Konzern wichtige Rendite des Kerngeschäfts nicht erreicht. Vom stagnierenden Umsatz blieben nur noch neun Prozent als operativer Gewinn übrig - angepeilt waren zehn bis elf Prozent.

Durch den Verkauf der milliardenschweren Anteile an der Hausgerätesparte BSH, die Siemens an den Partner Bosch abgab, konnte der Überschuss allerdings auf 3,9 Milliarden Euro verdreifacht werden. Die Ziele für das Ende September auslaufende Geschäftsjahr würden aber, so Konzernchef Kaeser, erreicht. Er wies aber vorsichtshalber darauf hin, dass die für Siemens wichtigen Märkte weiterhin "komplex" bleiben werden.

Alle Optionen möglich

Für seine weniger einträglichen Geschäfte hält sich Siemens derweil alle Möglichkeiten offen. Die Sanierung in Eigenregie habe zwar Priorität, aber "andere Optionen bleiben", hieß es in einer Präsentation von Vorstandschef Kaeser und Finanzchef Ralf Thomas, die die Manager am Donnerstag vor Analysten in London hielten. Genannt wurden Standortoptimierung, Wiedereingliederung in den Konzern, sowie Partnerschaften. Den Umsatz der wenig ertragreichen Geschäftsfelder bezifferte Siemens auf rund 15 Milliarden Euro; 2013 waren es noch etwa 21 Milliarden gewesen.

Im laufenden Geschäftsjahr will Siemens bei den ertragsschwachen Feldern die Wende schaffen: Die Marge soll sich auf etwa ein Prozent belaufen. Für 2017 wird eine Rendite von rund sechs Prozent angepeilt, für 2020 mehr als acht Prozent.