Shell zahlt Millionen-Wiedergutmachung
9. Juni 2009Nach Angaben eines Anwalts der Opfer, Paul Hoffman, kam die außergerichtliche Einigung auf die 15,5 Millionen Dollar für die Opfer der Ölausbeutung im Niger-Delta am Montag (08.06.2009) unmittelbar vor Beginn eines Prozesses in New York zustande.
Folter, Tod, Shell?
Dem Ölriesen Royal Dutch Shell wird von Hinterbliebenen der Ermordeten vorgeworfen, mit der früheren Militärregierung Nigerias zusammengearbeitet zu haben. Sie bezichtigen Shell, mitverantwortlich für zahllose Menschenrechtsverletzungen, Folter und Hinrichtungen durch das damalige nigerianische Militärregime sowie für schwerste Umweltzerstörungen zu sein.
Shell weist jedes Fehlverhalten im Zusammenhang mit dem Tod Ken Saro-Wiwas und fünf weiterer nigerianischer Aktivisten von sich. Manager Malcolm Brinded erklärte, Shell habe stets betont, dass die Anschuldigungen falsch seien. Gleichwohl gelte es, nach vorne zu blicken und anzuerkennen, dass das Ogoni-Volk gelitten habe.
Vielleicht ein Präzedenzfall
Die Kläger konnten sich auf ein wenig bekanntes US-Gesetz berufen, nach dem sich Unternehmen mit einer umfangreichen Vertretung in den USA überall auf der Welt an US-Gesetze halten müssen. Der Erfolg der Kläger in Nigeria könnte als Präzedenzfall eine ganze Reihe weiterer Klagen gegen andere Firmen wegen Menschenrechtsverletzungen nach sich ziehen.
Einer der Kläger-Anwälte teilte mit, ein Teil des Geldes solle an die Hinterbliebenen der Hingerichteten gehen, ein weiterer an das Ogoni-Volk. Ein Drittel der Summe soll für die Gründung einer Stiftung verwendet werden, die verschiedene Sozialprogramme in Nigeria unterstützt, beispielsweise die Alphabetisierung von Erwachsenen und die Unterstützung von kleinen Unternehmen.
Proteste nach der Hinrichtung
Der Schriftsteller und Umweltaktivist Ken Saro-Wiwa hatte einen gewaltfreien Protest gegen Umweltzerstörung und für mehr Rechte für das Ogoni-Volk im Niger-Delta angeführt. Er warf Shell vor, die Umwelt zu verseuchen und zu Menschenrechtsverletzungen zu schweigen. Seine Bewegung Mosop kämpfte unter anderem für die Beteiligung an den Gewinnen aus der Erdölförderung. 1993 zwang die Bewegung Shell dazu, Ölförderanlagen im Ogoni-Land im Niger-Delta aufzugeben.
Saro-Wiwa wurde schließlich vom damaligen nigerianischen Militär-Regime vor Gericht gestellt. Er und acht seiner Mitstreiter wurden in einem von Menschenrechtsorganisationen als Farce bezeichneten Prozess zum Tode verurteilt. Am 10. November 1995 wurden sie hingerichtet. Die Vollstreckung des Gerichtsurteils hatte eine internationale Protestwelle und Forderungen nach einem Boykott des Mineralölkonzerns Shell ausgelöst. (sam/wl/dpa/rtrs/ap)