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PolitikIsrael

Setzt Israel auf Feuerpause für Geisel-Deal?

23. Januar 2024

Seit Wochen treten die Bemühungen um eine Beendigung des Israel-Hamas-Kriegs auf der Stelle. Doch nun soll es einen Vorschlag Israels geben. Grund ist auch die Sorge um die Geiseln in der Gewalt der Hamas.

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Palästinensische Gebiete | Israelische Soldaten im Gazastreifen (21.01.2024)
Israelische Soldaten beim Einsatz im Gazastreifen (am Sonntag)Bild: ISRAEL DEFENSE FORCES/REUTERS

Israel schlägt einem Medienbericht zufolge in dem inzwischen seit mehr als 100 Tagen andauernden Israel-Hamas-Krieg eine zweimonatige Feuerpause vor. Das Angebot sei den Vermittlern aus Ägypten und Katar übergeben worden, berichtet das Nachrichtenportal "Axios. Dies solle zur Freilassung aller Geiseln führen, die sich noch in der Gewalt der im Gazastreifen herrschenden Terrororganisation Hamas befinden.

Noch sind 136 Geiseln in der Gewalt der Hamas

Der Autor des Beitrags, der bekannte und gut vernetzte israelische Journalist Barak Ravid, berief sich auf zwei namentlich nicht genannte israelische Regierungsbeamte. Nach dem terroristischen Überfall der Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober auf Gebiete in Südisrael halten die Terroristen nach israelischen Regierungsangaben immer noch 136 Menschen im Gazastreifen fest.

Eine zweimonatige Feuerpause wäre das bisher weitreichendste Angebot dieser Art, das die israelische Regierung unterbreitet hat. Im Laufe einer einwöchigen Waffenruhe Ende November hatte die Hamas 105 Geiseln freigelassen. Im Gegenzug hatte Israel 240 palästinensische Häftlinge aus seinen Gefängnissen entlassen. Seitdem ließ Israels Regierung wenig Bereitschaft für weitere Geiselfreilassungen erkennen.

Geisel-Angehörige machen Druck auf Netanjahu

Nachdem inzwischen rund 25 Entführungsopfer nicht mehr am Leben sein dürften, nahm die Kritik an der Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zu. Am vergangenen Wochenende demonstrierten in Israel erneut tausende Menschen, um sie zu ernsthafteren Bemühungen um eine Geiselbefreiung zu zwingen.

Israel: Protest gegen den israelischen Ministerpräsidenten Netanyahu in Tel Aviv (30.12.2023)
Protest gegen Netanjahu-Regierung in Tel Aviv (Ende Dezember): Demonstranten in Sorge um die GeiselnBild: Mostafa Alkharouf/Anadolu/picture alliance

Das Angebot einer zweimonatigen Feuerpause sieht dem Bericht zufolge keine Beendigung des Krieges durch Israel vor. Israels Militär würde sich demnach lediglich aus den Bevölkerungszentren des palästinensischen Küstenstreifens am Mittelmeer zurückziehen. Den Palästinensern, die auf Anweisung des israelischen Militärs in den Süden des Gazastreifens geflohen sind, wäre es möglich, wieder in den Norden zurückzukehren.

Der israelische Vorschlag sei bereits vor zehn Tagen vom Kriegskabinett gebilligt worden, meldet "Axios". Die Hamas hatte bislang jegliche neue Geiselfreilassungen an ein Ende des Krieges geknüpft. Ägyptische und katarische Vermittler bemühen sich seit Wochen, die unterschiedlichen Forderungen zusammenzubringen. Auf dem Tisch liegt ein Drei-Stufen-Plan, der den Ablauf von Geiselfreilassungen und der möglichen Einstellung der Kampfhandlungen regelt.

Ringen um Zwei-Staaten-Lösung 

Außerdem arbeiten die arabischen Länder Medienberichten zufolge an einem Vorschlag für eine Zwei-Staaten-Lösung nach Ende des Krieges im Gazastreifen. Saudi-Arabien biete im Gegenzug für die Schaffung eines palästinensischen Staates die Anerkennung Israels an, berichtet das "Wall Street Journal" unter Berufung auf arabische Beamte.

Hilfslieferungen für den Gazastreifen am Grenzübergang Kerem Shalom (17.01.2024)
Hilfslieferungen für den Gazastreifen (am Mittwoch): Die humanitäre Lage bleibt katastrophalBild: Abed Rahim Khatib/dpa/picture alliance

Der Vorschlag sei Israel über die USA unterbreitet worden; er sei zudem der erste gemeinsame Plan arabischer Staaten für die Beendigung des Krieges im Gazastreifen und für eine Zwei-Staaten-Lösung, hieß es. Die Details des Vorschlags würden noch ausgearbeitet, bisher sei die Haltung der israelischen Regierung ablehnend.

Für eine Zwei-Staaten-Lösung machen sich auch die Europäische Union und die USA stark. Zu Wochenbeginn traf nach Informationen von US-Medien der Nahost-Koordinator von US-Präsident Joe Biden, Brett McGurk, in der Region ein, um Gespräche in Kairo und Doha zu führen.

Große Verluste für Israels Militär

Bei den Kämpfen im Gazastreifen hat Israel zum Anfang dieser Woche die schwersten Verluste seit Beginn des Krieges gegen die Hamas erlitten. Nach Militärangaben sind 24 israelische Soldaten getötet worden. Es ist die höchste Zahl israelischer Soldaten, die seit Kriegsbeginn bei einem einzelnen Vorfall ums Leben kamen. Israelische Medien berichten, die Soldaten seien getötet worden, als im Zentralabschnitt des Gazastreifens zwei Gebäude einstürzten, nachdem Palästinenser Panzerabwehrraketen abgefeuert hatten.

Besonders im Bereich der Stadt Chan Junis war es zuletzt verstärkt zu heftigen Kämpfen und israelischen Angriffen gekommen, bei denen auch viele Palästinenser getötet wurden. Israel vermutet in dem Tunnelnetzwerk bei Chan Junis die Führung der islamistischen Hamas sowie israelische Geiseln. 

Bei dem Angriff am 7. Oktober hatten die Terroristen aus dem Gazastreifen 1200 Menschen getötet. Der Überfall war Auslöser des Krieges in dem Palästinensergebiet. Israels Streitkräfte marschierten nach massiven Luftangriffen in das abgeriegelte Küstengebiet ein. Erklärtes Ziel der israelischen Regierung ist es, die Hamas militärisch zu zerschlagen und die Geiseln zu befreien. Die Hamas wird unter anderem von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft.

haz/AR/cw (dpa, afp, rtr)

Inside Gaza - Der Krieg und seine Folgen